Wirtschaft

Mehr als 745 Maschinen pro Jahr Boeing stockt die Prognose auf

Verkehrsflugzeuge, Raumfahrt und Rüstung: Im Boeing-Werk Ridley Park in Pennsylvania montieren Techniker Kipprotor-Transporter vom Typ "Osprey" für das US-Militär.

Verkehrsflugzeuge, Raumfahrt und Rüstung: Im Boeing-Werk Ridley Park in Pennsylvania montieren Techniker Kipprotor-Transporter vom Typ "Osprey" für das US-Militär.

(Foto: REUTERS)

Ist die Zeit der Rückschläge bei Boeing Geschichte? Bei der Vorlage des Zwischenberichts zum dritten Quartal versprüht der Airbus-Rivale Optimismus. Ein starker Einmaleffekt treibt den Nettogewinn nach oben.

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat dank eines steuerlichen Sondereffekts im Sommer einen überraschend hohen Gewinn eingefahren. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Ertrag von 2,3 Milliarden Dollar, wie das US-Unternehmen vor Börsenstart an der Wall Street mitteilte.

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Umgerechnet entspricht das einem Reingewinn in Höhe von 2,1 Milliarden Euro. Das Quartalsergebnis liegt gut ein Drittel über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet.

Gestützt auf die starken Zahlen stockt Boeing die Prognose für das Gesamtjahr auf: Konzernchef Dennis Muilenburg korrigierte die Erwartungen für das laufende Jahr deutlich nach oben. Der Gewinn je Aktie soll mit 7,10 bis 7,30 Dollar um 70 Cent höher ausfallen als bisher erwartet. Die Umsatzprognose hob Boeing um 500 Millionen auf 93,5 bis 95,5 Milliarden Dollar an. Im vorbörslichen Handel an der Wall Street zogen Boeing-Aktien deutlich an. Kurz nach der Eröffnung dreht der Kurs jedoch ins Minus.

Noch im zweiten Quartal war Boeing wegen Problemen mit gleich drei verschiedenen Flugzeugtypen in die Verlustzone gerutscht. Daraufhin musste der wichtigste Rivale des europäischen Flugzeugbauers Airbus seine Gewinnprognose für 2016 deutlich zusammenstreichen.

Weniger Umsatz, weniger Order

Ganz ohne Makel bleibt der Zwischenbericht nicht. Im dritten Quartal musste Boeing einen herben Umsatzrückgang von acht Prozent auf 23,9 Milliarden Dollar verkraften. Der Gewinn im operativen Geschäft sackte um zwölf Prozent nach unten. Der einmalige Steuereffekt konnte dies unter dem Strich aber mehr als ausgleichen.

Der Auftragsbestand summierte sich bis Ende September auf 462 Milliarden Dollar, zehn Milliarden weniger als zu Beginn des dritten Quartals. Mit dem Gewinnsprung im dritten Quartal im Rücken gibt sich Boeing auch hier optimistischer: Das Unternehmen rechnet im Gesamtjahr 2016 mit der Auslieferung von 745 bis 750 Verkehrsflugzeugen. Bisher hatte Boeing lediglich eine Spanne von 740 bis 745 Maschinen genannt.

Teure Spezialentwicklung

Boeing hatte die Aktionäre in diesem Jahr schon mehrfach mit schlechten Nachrichten geschockt. Unter anderem dürfte der weltgrößte Flugzeughersteller in diesem Jahr weniger Verkehrsjets ausliefern als 2015. Zudem musste das Unternehmen die Produktion seines größten Modells, des Jumbo-Jets 747-8, mangels Aufträgen auf nur noch sechs Maschinen pro Jahr herunterfahren.

Für teuren Ärger sorgte das neue Tankflugzeug für das US-Militär. Wegen Problemen und Verzögerungen bei der Entwicklung musste Boeing die Kosten für das Projekt schon viermal nach oben korrigieren. Im dritten Quartal blieben Boeing solche Sonderlasten zwar erspart. Dennoch musste der Hersteller sowohl in der Verkehrsflugzeug-Sparte als auch bei den Militär-Maschinen und im Raumfahrtgeschäft Gewinneinbußen verkraften.

Europäischer Ansatz

Boeing arbeitet derzeit daran, seine betagteren Flugzeugmodelle mit moderneren Triebwerken und weiteren Verbesserungen sparsamer zu machen. So ist die neue Version des Mittelstreckenjets 737, die 737-MAX, seit diesem Jahr zu Testflügen in der Luft und soll im dritten Quartal 2017 erstmals ausgeliefert werden. Auch der bei Fluggesellschaften beliebte Großraumjet 777 bekommt als 777X bis Ende des Jahrzehnts eine Frischzellenkur.

Damit verfolgt Boeing eine ähnliche Strategie wie der Airbus-Konzern bei den Neuauflagen seiner Modelle A320neo und A330neo. Zeitlich hinken die Amerikaner den Europäern aber hinterher. Bei den Riesenjets steht Airbus mit seiner doppelstöckigen A380 vor ähnlichen Problemen wie die Amerikaner: Mangels Neuaufträgen streicht der Hersteller die Produktion des Jets ab 2018 ebenfalls deutlich zusammen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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