Wirtschaft

Investoren ignorieren Risiken Bleibt der Dax in Frühlingslaune?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Dax zeigt sich von seiner starken Seite. Selbst eine Reihe von Belastungsfaktoren und Risiken können ihn nicht bremsen. Wie weit kann die Rally noch gehen?

Die 10.000er Marke ist noch nicht nachhaltig geknackt, aber der positive Trend ist beim Dax unübersehbar. Zuletzt hatten vor allem die Sitzungen der US-Notenbank und der EZB den weltweiten Aktienmarkt kräftig beflügelt. Sie lassen erwarten, dass die Geldpolitik im Jahr 2016 deutlich langsamer verschärft werden dürfte als bislang erwartet. Die Nachricht hat auch dazu geführt, dass der Euro gegenüber dem Dollar deutlich zugelegt hat. Das sollte eigentlich den Dax belasten, weil deutsche Produkte im Ausland teurer werden und sich die Geschäftsperspektiven vieler exportabhängiger Dax-Firmen eintrüben.

Anleger haben sich aber darauf fokussiert, dass die Geldpolitik in den USA auf absehbare Zeit sehr locker bleiben wird und haben deshalb kräftig den Kaufen-Knopf beim Dax gedrückt. Gegenüber dem Tief von Anfang Dezember 2015 ist der Euro bereits um sechs Prozent gegenüber dem Dollar gestiegen. Das dämpft die Gewinnperspektiven der Dax-Firmen, wie Daimler, BMW, Continental, Infineon und Deutsche Telekom weiter. Das interessiert Investoren aber nicht.

Dabei sorgt der steigende Euro für noch mehr Druck auf die Dax-Gewinnschätzungen. Sie sind wegen der zunehmenden Abschwächung des Wachstums der Weltwirtschaft ohnehin kräftig im Rückwärtsgang. In den vergangenen 90 Tagen haben die Analysten ihre 2016er-Schätzungen um 3,3 Prozent auf nur mehr rund 803 Indexpunkte gesenkt. Damit sagen die Profis ein Gewinnplus von nur mehr 4,2 Prozent voraus. Noch vor sechs Monaten lagen die Erwartungen aber bei Indexgewinnen von 883,5 Punkten. Nach der jüngsten Rally ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf 12,6 gestiegen. Unter Berücksichtigung der trüben Gewinnperspektiven ist das ein sehr hoher Wert.

Trotz des kräftigen Gegenwinds steigen Investoren beim Dax verstärkt ein. Sie setzen auf die zunehmende Geldschwemme der EZB, wird EZB-Chef Mario Draghi doch künftig 80 Milliarden Euro pro Monat drucken – also rund eine Billion Euro pro Jahr. Viele Investoren gehen allerdings davon aus, dass das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein wird. "In der Öffentlichkeit wird über die Einführung eines sogenannten Helikopter-Geldes diskutiert. Verschenkt die EZB bald Geld unter den Bürgern? Doch nach welchem Schlüssel sollte es für wie lange verteilt werden", schreiben die Analysten der DZ Bank. Die Aussicht auf eine riesige Geldschwemme treibt den Dax nach oben.

Öpreis im Fokus

"Von großer Bedeutung ist aber auch die weitere Entwicklung des Ölpreises", erläutert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Sollte er sich trotz des Überangebots am Weltmarkt weiter erholen, bessern sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft, denn Länder, wie Saudi-Arabien und Russland haben mehr Einnahmen, wodurch sie mehr Güter aus dem Ausland nachfragen können. Ein steigender Ölpreis würde daher den Dax weiter beflügeln", schlussfolgert Stanzl.

Damit rückt das Treffen der Ölproduzenten am 17. April in Doha, der Hauptstadt Katars, zunehmend in den Fokus der Investoren. Hier bedarf es aber einer Einigung auf eine Kürzung der Fördermengen, um die benötigten Impulse zu erzeugen. Dass der Druck auch auf Länder wie Saudi-Arabien zunimmt, sich zu einigen, zeigt die kürzlich erfolgte Herabstufung der Bonität des Landes durch die Ratingagentur Standard & Poor's auf A-minus. Zum ersten Mal wird auch die Emission einer größeren saudi-arabischen Anleihe diskutiert. In diesem Umfeld bleiben die Dax-Ampeln noch auf grün.

Quelle: ntv.de

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