Wirtschaft

Üppige Dividende Bilfinger schürt Anlegerfantasien

DeDie Neuausrichtung von Bilfinger gefällt den Anlegern.

DeDie Neuausrichtung von Bilfinger gefällt den Anlegern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Gegensatz zu Heidelbergcement kommt der Ausblick von Bilfinger gut bei den Börsianern an. Der Aktienkurs klettert deutlich - und er könnte noch höher hinaus.

Bilfinger-Aktien haben mit einem satten Kursplus aufgewartet. Die Titel des Baudienstleisters sprangen in der Spitze mehr als vier Prozent an. Die Papiere gehörten damit zu den Top-Titeln des Nebenwerteindex MDax. Der bewegte sich indes kaum.

Bilfinger hatte mitgeteilt, nach der schwachen Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren mittelfristig auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Mit Hilfe einer Konzentration auf zwei Geschäftsbereiche, vier Regionen und sechs Industrien soll das den Angaben zufolge gelingen. Ergänzende Zukäufe sollen das neue Geschäftsmodell abrunden.

Höhere Margen

Bis 2020 will Bilfinger so ein um währungs- und Konsolidierungskreisveränderungen bereinigtes jährliches durchschnittliches Wachstum der Leistung um mehr als 5 Prozent sowie eine bereinigte Ebita-Marge von etwa fünf Prozent im Jahr 2020 erreichen, teilte das Unternehmen weiter mit. Dies wäre eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2016, als Bilfinger einen Rückgang der Leistung um 16 Prozent sowie eine bereinigte Ebita-Marge von 0,4 Prozent erreichte. Neben organischem Wachstum setzt Bilfinger auch auf ergänzende Zukäufe. 

Zudem stellt Bilfinger für die kommenden Jahre eine Dividende von mindestens 1,00 Euro in Aussicht. Bereits 2016 sollen Aktionäre eine Dividende von 1,00 Euro erhalten. Das entspricht bei einem derzeitigen Aktienkurs von um die 40 Euro einer Dividendenrendite von 2,5 Prozent. Künftig sollen 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses ausgeschüttet werden. Zudem beabsichtigt das Unternehmen einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu 150 Millionen Euro, das 2017 beginnen soll. Der Bestand an eigenen Aktien von rund vier Prozent einzuziehen. Ausgenommen sind dabei Aktien für geplante Mitarbeiterprogramme.

Der bereinigte freie Cashflow soll spätestens ab 2018 wieder positiv sein und mittel- bis langfristig wieder ein Investment-Grade-Rating erreichen. 2016 war er mit minus 71 Millionen Euro negativ. 

Übergangsjahr 2017

Doch zunächst brauchen die Aktionäre erneut Geduld. 2017 dürfte erneut ein schwieriges Jahr werden, in dem die Unternehmenstruktur nochmals gestrafft und die neue Strategie ausgerollt werden soll. Die Leistung werde daher nochmals abnehmen, erklärte Bilfinger. Den organischen Rückgang erwartet das Unternehmen voraussichtlich im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Für das bereinigte EBITA wird hingegen dank der bereits aufgelegten Restrukturierungsprogramme eine weitere Verbesserung der Marge um rund 100 Basispunkte prognostiziert.

Die alte Struktur mit der Aufteilung in Industrie- und Energiegeschäft will der neue Vorstandsvorsitzende und frühere Linde-Manager Tom Blades abschaffen. Stattdessen werden zwei neue Geschäftsbereiche geschaffen. Das Segment Engineering & Technologies (E&T) soll sich vor allem um die Entwicklung und Erweiterung von Industrieanlagen kümmern. Die Sparte Maintenance, Modifications & Operations (MMO) zeichnet unter anderem für die Instandhaltung verantwortlich.

E&T soll dabei international aufgestellt werden, Leistungen werden in allen Kernregionen angeboten. MMO hingegen will seine Leistungen hingen regional anbieten und dezentral geführt. Geografisch konzentriert sich der Mannheimer Konzern künftig auf die vier Regionen Kontinentaleuropa, Nordwesteuropa, Nordamerika und Naher Osten. Dabei habe der europäische Markt bereits einen hohen Reifegrad erreicht, führte Bilfinger aus. Das Unternehmen erwartet hier nur ein moderates Wachstum, der Markt sollte jährlich um etwa 2,1 Prozent zunehmen. Höhere Wachstumsraten verspricht sich Bilfinger in den anderen drei Märkten, insbesondere im Nahen Osten.

Der Fokus liege künftig auf den Branchen Chemie & Petrochemie, Energie & Versorgung, Öl & Gas, Pharma & Biopharma, Metallurgie und erstmals stärker auch auf Zement. Hier sieht der Konzern das größte Potenzial für profitables Wachstum. Die drei erst genannten Industrien machen derzeit zusammen 80 Prozent des aktuellen Umsatzvolumens aus.  Unternehmen seit Jahren in der Krise

Vertrauen der Anleger zurückgewinnen

Mit der neuen Strategie will Blades Bilfinger zurück in die Erfolgsspur führen und stärker als der Markt wachsen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen mehrere wenig Erfolg bringenden Strategieschwenks verkraften müssen. Eine Reihe von Gewinnwarnungen sowie mehrere Chefwechsel ließen das Vertrauen der Anleger in Bilfinger erheblich sinken.

Dazu schwächelt das Kerngeschäft: Das Geschäft mit Industriedienstleistungen kämpft mit der Investitionszurückhaltung der Kunden, insbesondere im Öl- und Gasbereich. Der Energiebereich, der eigentlich verkauft werden sollte, jedoch keine geeigneten Investoren anzog, leidet unter einer anhaltenden Nachfrageschwäche.  Verkauf von Gebäudemanagement bringt Bilfinger 2016 in Gewinnzone

Verlust im Schlussquartal

Diese Entwicklung setzte sich auch im vergangenen Jahr fort. Nur dank eines Buchgewinns von 538 Millionen Euro aus dem Verkauf der Gebäudedienstleistungen erzielte Bilfinger einen Gewinn. Er lag 2016 bei 271 Millionen Euro, nach einem Verlust von 510 Millionen Euro im Vorjahr. Dem Buchgewinn standen Restrukturierungsaufwendungen und Verluste im Zuge von Portfoliobereinigungen sowie Kosten für das neue Compliance-System gegenüber, das nötig geworden war, nachdem im vergangenen Jahr Korruptionsfälle bei Bilfinger bekannt geworden waren.

Auch im Schlussquartal musste Bilfinger noch einmal einen Verlust hinnehmen. Das Konzernergebnis verschlechterte sich auf minus 53 Millionen Euro, nach einem Gewinn von fünf Millionen im Vorjahreszeitraum. Im fortgeführten Geschäft fiel ein Fehlbetrag von vier Millionen Euro an, nach einem Konzerngewinn von 11 Millionen Euro im Vorjahr. Das bereinigte EBITA sank auf sieben Millionen von 22 Millionen Euro. Die Leistung nahm auf knapp 1,1 Milliarden von 1,3 Milliarden Euro ab. Der Auftragseingang konnte hingegen zulegen - um rund 6 Prozent auf ebenfalls knapp 1,1 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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