Wirtschaft

Weitere Hiobsbotschaft Bilfinger schlägt Anleger in die Flucht

Wegen der anhaltenden Problemen im Kraftwerksgeschäft wird der Bereich Power verkauft.

Wegen der anhaltenden Problemen im Kraftwerksgeschäft wird der Bereich Power verkauft.

(Foto: REUTERS)

"Nicht schon wieder!", dürfte manch Aktionär des Baudienstleisters Bilfinger denken. Erneut überrascht der MDax-Konzern mit einer schlechten Nachricht: Die schwächelnde Kraftwerkssparte soll verkauft werden. Sie leidet vor allem unter der Energiewende.

Die Hiobsbotschaften aus Mannheim nehmen kein Ende. Nach einem rabenschwarzen Jahr 2014, einem enttäuschenden ersten Quartal und der letzten einer ganzen Reihe von Gewinnwarnungen im April überraschte der Baudienstleister Bilfinger am Mittwochabend erneut mit einer schlechten Nachricht: Wegen der anhaltenden Probleme im Kraftwerksgeschäft wird der Bereich Power verkauft. Was nach einem Befreiungsschlag klingt, wird an der Börse jedoch äußerst negativ aufgenommen.

Bilfinger
Bilfinger 44,40

Die im Nebenwerte-Index MDax notierten Bilfinger-Aktien stürzen im frühen Aktienhandel um mehr als 12 Prozent ab. Notierten die Aktien vor gut einem Jahr noch bei rund 90 Euro, arbeitet Bilfinger nun daran, den Wert seiner Anteilsscheine fast zu dritteln.

Auch die neue Botschaft von Bilfinger enthielt eine Gewinnwarnung. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Bilfinger für den Bereich Power einen bereinigten Ebita-Verlust von bis zu 100 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Ebita-Gewinn noch 8 Millionen Euro betragen. Zudem stehe eine "erhebliche außerplanmäßige Wertminderung auf die Geschäfts- und Firmenwerte" an. Darüber hinaus werden Einmalaufwendungen zur Senkung der Fixkosten anfallen, warnte Bilfinger.

Analysten: Aktie könnte bis zu 12 Euro an Wert verlieren

Analysten von UBS glauben, dass die Kraftwerks-Sparte beim Verkauf aus Sicht von Investoren vermutlich "wenig oder keinen Wert" haben wird. Die Sum-of-the-Parts-Bewertung der Sparte belaufe sich bislang auf rund 12 Euro je Bilfinger-Aktie. "Diesen Wert sehen wir auch als mögliches kurzfristiges Abwärtspotenzial für die Aktien", hieß es bei den Analysten. Zwar könne sich die Aktie bei einem Verkauf der Sparte grundsätzlich erholen. Dies werde jedoch von zu erwartenden Cash-Verlusten durchkreuzt.

Auch ein Händler zeigte sich überrascht vom angekündigten Verkauf von Power. "Da scheint es ja wirklich zu brennen, wenn man sich nicht mehr mit einer Restrukturierung oder Neuorientierung abgeben will", sagt er. Dies dürfte auch zu einem schlechten Verkaufspreis führen.

Die Bilfinger-Sparte beschäftigt 11.000 Mitarbeiter, die sich nun Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen müssen. Mit einer Leistung von 1,45 Milliarden Euro trug die Sparte im vergangenen Jahr knapp 20 Prozent zur Gesamtleistung des Bilfinger-Konzerns bei. Gleichzeitig verursachte sie aber auch die größten Probleme, denn mit der Energiewende nehmen die Stromversorger zunehmend Abstand von Investitionen in ihren Kraftwerkspark. Die Aufträge für Bilfinger bleiben deshalb aus.

Bilfinger will sich deshalb nun auf das Geschäft mit Kunden im Industrie- und Immobiliensektor konzentrieren. Für das Geschäftsfeld Power wird ein "strukturierter Verkaufsprozess" gestartet, der innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden soll. Im Halbjahresbericht, der im August veröffentlicht werden soll, wird Power bereits als "nicht fortzuführende Aktivität" geführt.

Zukunft der Kraftwerkssparte passt nicht zur Strategie

Das Energiegeschäft war zu besseren Zeiten noch der Bereich mit der höchsten Marge im Bilfinger-Konzern. Doch wegen der desolaten Entwicklung in Deutschland glaubt Bilfinger, dass Power das Heil in der Internationalisierung des Geschäfts suchen muss. Die dafür erforderliche Ausweitung des Projektgeschäfts passt aber aus Sicht der Mannheimer nicht zur Strategie und zum Risikoprofil von Bilfinger als Engineering- und Service-Konzern. Das Unternehmen hofft deswegen auf einen neuen Eigentümer mit Erfahrung im Projektgeschäft.

In den übrigen Bereichen Industrial, Building and Facility erwartet der Konzern im ersten Halbjahr ein bereinigtes Ebita im nur noch mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich nach 87 Millionen im Vorjahr. Während sich Building and Facility weiterhin positiv entwickle, seien im Geschäftsfeld Industrial die Auswirkungen des niedrigen Ölpreises sowie der geringen Nachfrage im Kraftwerkssektor zu spüren.

Die Analysten von UBS stellen mit Blick auf die Finanzierung des künftigen Wachstums bei Bilfinger schon die Frage, ob der Konzern neues Kapital benötigen wird, was die Anteilsscheine der bestehenden Aktionäre nach den Kursverlusten noch zusätzlich verwässern würde. Auch nach dem Verkauf des Segments sehen die Analysten zahlreiche Probleme bei Bilfinger: In der Industriesparte zeige das Geschäftsfeld Öl und Gas Schwäche. Zudem stelle sich die Frage der künftigen Strategie für das verbleibende Geschäft des Konzerns.

Quelle: ntv.de, kst/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen