Wirtschaft

Gerangel an der Konzernspitze Bericht: Piëch gerät intern unter Druck

"Nicht mehr tragbar" - so äußern sich laut einem Medienbericht Mitglieder des VW-Aufsichtsrats über ihren Vorsitzenden Piëch. Hintergrund ist der Streit um die Zukunft von Konzern-Chef Winterkorn. Experten warnen vor einem anhaltenden Machtkampf.

Im Ringen um die künftige Führung bei Volkswagen gerät laut einem Medienbericht nun der VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch selbst unter Druck. Er sei als Vorsitzender des Aufsichtsgremiums nicht mehr tragbar, sagten mehrere Mitglieder des 20-köpfigen Kontrollgremiums, wie "Spiegel" berichtete.

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Die namentlich nicht genannten Aufsichtsräte werfen demzufolge dem Patriachen der Aktionärsfamilie Piëch vor, den Beschluss des Gremiums vom 17. April zu hintertreiben, in dem er weiter versuche VW-Vorstandschef Martin Winterkorn abzusetzen. Im Aufsichtsrat von Volkswagen sind neben den Eigentümerfamilien Piëch und Porsche unter anderem das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer vertreten. In der Belegschaft und dem Management des Konzern herrsche "Entsetzen und Ratlosigkeit".

Am Donnerstag hatten mehrere deutsche Medien übereinstimmend berichtet, Piëch versuche, die Ablösung von Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai zu betreiben. Piëch hatte dies dementiert und erklärte: "Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht." Vor zwei Wochen war Piëch öffentlich von dem 67-jährigen Winterkorn abgerückt.

"VW kann sich keinen langen Machtkampf leisten"

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur trafen sich am Mittwoch auf Drängen Piëchs die Eigentümerfamilien Piëch und Porsche in Stuttgart. Dort soll der 78-jährige Piëch um Unterstützung für seinen Plan geworben haben, Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als Nachfolger von Winterkorn durchzusetzen. Laut "Spiegel" hat Piëch bereits Anfang dieser Woche Porsche-Chef Müller gebeten, sich für einen Wechsel auf die Position des Vorstandsvorsitzenden bereit zu halten.

Aktionärsschützer und Branchenexperten warnen unterdessen vor einer massiven Verunsicherung bei einem länger anhaltenden Machtkampf an der VW-Spitze. Der insgesamt noch erfolgsverwöhnte Autobauer müsse aufpassen, sein Kapital bei kleineren Aktionären, aber auch bei vielen Beschäftigten nicht zu verspielen, sagte der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker. Mit Blick auf die für den 5. Mai geplante Hauptversammlung von Europas größtem Autohersteller betonte Hocker, auch die Aktionäre erhofften sich von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Klarheit über dessen Motive für die Attacke auf Vorstandschef Winterkorn.

Aus Sicht des Branchenexperten Stefan Bratzel sollte der Streit um die Führung bei VW zügig beendet werden. "Der VW-Konzern kann sich einen Machtkampf nicht lange leisten, wenn man nicht im Wettbewerb zurückfallen möchte", sagte Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Volkswagen habe in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Stärke entwickelt und stehe im Branchenvergleich trotz einiger Schwachpunkte derzeit noch sehr gut da.

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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