Wirtschaft

Massenproteste gegen Umbaupläne Bei Thyssenkrupp brodelt es

Am Mittwoch demonstrierten in Duisburg 7500 Stahlkocher gegen die Sparpläne von Thyssenkrupp.

Am Mittwoch demonstrierten in Duisburg 7500 Stahlkocher gegen die Sparpläne von Thyssenkrupp.

(Foto: picture alliance / Federico Gamb)

Wegen massiver Sparvorhaben für die Stahlsparte herrscht Unruhe bei der Belegschaft von Thyssenkrupp. Kurz bevor der Aufsichtsrat über das Programm beraten will, überrascht der Dax-Konzern mit einem weiteren Plan.

Wenige Stunden vor der Sitzung des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp hat der Chef der Stahlsparte des Unternehmens den Bau eines neuen Werks in Nordrhein-Westfalen in Aussicht gestellt. "Wir überlegen, eine neue Anlage in NRW zu bauen", sagte Andreas Goss der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Es gehe um ein Werk für die Veredelung von Stahl für die Autoindustrie. "Wir prüfen gerade, ob und wo diese neue Anlage entstehen könnte", sagte der Manager weiter. Dabei gehe es um eine Investition in dreistelliger Millionenhöhe, "die Arbeitsplätze schaffen würde".

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Die Nachricht läutet eine neue Runde im Konflikt um die Sparpläne des Dax-Konzerns ein: Nachdem gestern in Duisburg mehrere Tausend Stahlarbeiter gegen drohende Einschnitte demonstrierten, tagt heute in Essen der Aufsichtsrat der Stahlsparte. Bei der Sitzung will das Gremium über die geplanten Einsparungen im schwächelnden Europageschäft des Konzerns beraten.

Der Stahlbranche machen Preisdruck, Überkapazitäten und Billigimporte aus China zu schaffen. Vor diesem Hintergrund hatte Thyssenkrupp Anfang April ein massives Sparprogramm angekündigt, das in den nächsten drei Jahren Kürzungen von rund 500 Millionen Euro vorsieht. Im Werk Duisburg-Hüttenheim und Bochum sollen zwei Anlagen geschlossen werden. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall befürchten den Abbau von bis zu 4000 der rund 27.000 Arbeitsplätze in der europäischen Stahlsparte des Konzerns.

Bislang machte der deutsche Branchenprimus keine Angaben zu vorgesehenen Stellenstreichungen. "Wie viele Stellen in Summe betroffen sein werden, steht derzeit noch nicht fest", sagte ein Sprecher. "Ein Abbau von 4000 Stellen ist aber nicht Teil der Planung". Allein in Nordrhein-Westfalen beschäftigt der Konzern in seiner Stahlsparte 22.000 Mitarbeiter.

"Die Bedrohung ist enorm"

In der Kritik stehen auch Pläne des Konzerns zu einer möglichen Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata, über die seit dem vergangenen Jahr verhandelt wird. Gemeinsam würden die beiden Konzerne den zweitgrößten europäischen Stahlkocher nach ArcelorMittal schmieden.

Der Betriebsrat kündigte Widerstand gegen die Pläne des Konzerns an. Nach Bekanntwerden der Sparpläne war es vor allem in dem besonders betroffenen Werk in Duisburg-Hüttenheim wiederholt zu Einschränkungen der Produktion gekommen. "Wir kämpfen um jede Anlage und jeden Arbeitsplatz", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werks, Werner von Häfen.

Gestern demonstrierten rund 7500 Stahlkocher in Duisburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Bei der Kundgebung warf der frühere IG-Metall-Chef Detlef Wetzel dem Konzernvorstand vor, zusätzlich zu den geplanten Einsparungen den Zusammenschluss mit Tata "auf Biegen und Brechen" durchziehen zu wollen. Wetzel, selbst Mitglied im Aufsichtsrat der Thyssenkrupp-Stahlsparte, forderte einen Stopp der Fusionsgespräche: "Die Bedrohung durch das Fusionsszenario ist enorm."

Quelle: ntv.de, cri/rts/dpa/AFP/DJ

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