Wirtschaft

Mitten im Umbau Bei Siemens bricht der Gewinn ein

Derzeit bleibt bei Siemens kein Stein auf dem anderen - der Technologieriese befindet sich im Umbau. In seinem ersten Geschäftsquartal sackt der Gewinn deutlich ab. Healthcare-Chef Requardt verlässt den Konzern.

Der Technologiekonzern Siemens hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahres weniger verdient. Auch der Auftragseingang, der eine Indikation auf künftige Umsätze gibt, liegt unter dem Vorjahreswert. Lediglich der Umsatz stieg. Hier profitierte das Dax-Schwergewicht vom schwächeren Euro.

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Siemens 173,70

Für den Gewinnschwund machte Siemens unter anderem eine veränderte Zinslage und Schwankungen bei Finanzinstrumenten verantwortlichen. Dies riss in die hauseigene Vermögensverwaltung ein Loch von 123 Millionen Euro. Operativ lief es für die Münchner in den einzelnen Konzernsparten unterschiedlich. Während das Geschäft mit Energietransfertechnik und Windanlagen brummte, hatten Medizintechnik und die Kraftwerks- und Gassparte (Power & Gas) mit Rückgängen zu kämpfen.

"Die meisten unserer Geschäfte haben sich im Rahmen unserer Erwartungen entwickelt. Die Division Power and Gas benötigt ein deutlich weitreichenderes Konzept, um längerfristig zu den früheren Margen zurückzukehren", sagte Vorstandschef Joe Kaeser. Er mahnte auch zusätzliche Anstrengungen im Healthcare-Bereich an. Deren bisheriger Chef und langjähriger Kaeser-Weggefährte Hermann Requardt nahm am Montagabend seinen Hut und verlässt das Unternehmen zum Monatsende.

Radikaler Umbau

Kaeser bestätigte bevorstehende Beratungen mit Arbeitnehmervertretern über die Auswirkungen des Konzernumbaus. Die Gespräche würden in der kommenden Woche aufgenommen "mit dem Ziel, konkrete Vereinbarungen zu treffen". Einem Zeitungsbericht zufolge berät der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens am 4. und 5. Februar über das Thema.

Kaeser hatte Siemens einen radikalen Umbau verordnet, bei dem unter anderem die Sektoreneinteilung des Geschäfts gekippt und die Medizintechnik verselbstständigt wurde. Durch die Neuordnung sollen die Kosten um eine Milliarde Euro gedrückt werden. Seit Monaten wird deshalb über Tausende bedrohte Jobs spekuliert.

Der Auftragseingang im ersten Quartal, das die Monate September bis Dezember umfasst, ging um 11 Prozent auf 18,01 Milliarden Euro zurück. Der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum hinkt indes, da Siemens seinerzeit einen 1,6 Milliarden Euro schweren Großauftrag aus Saudi-Arabien verbuchte. Ein ähnlich großer Auftrag ging dem Dax-Konzern im Berichtszeitraum nicht ins Netz. Die Book-to-Bill-Ratio im ersten Quartal, das Verhältnis von neuen Aufträgen zum Umsatz, lag per Ende Dezember bei 1,03 - Siemens will diesen Wert im laufenden Geschäftsjahr über 1 halten.

Der Umsatz, dessen Vergleichbarkeit durch Verkäufe und Akquisitionen ebenfalls eingeschränkt ist, legte um 5 Prozent auf 17,42 Milliarden Euro zu. Auch hier hat Siemens vom schwächeren Euro profitiert. Denn die Profitabilität von Deutschlands größten Industriekonzerns, der international vor allem mit General Electric im Wettbewerb steht, ist gesunken.

Neue Konzernstruktur

Das Ergebnis des industriellen Geschäftes ging um 4 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zurück. Unterm Strich blieben im ersten Quartal des Geschäftsjahres 1,08 Milliarden Euro nach 1,43 Milliarden Euro im Vorjahr hängen. Neben der schwächeren operativen Entwicklung spielten hier auch positive Steuereffekte im Vorjahr eine Rolle. Siemens berichtete erstmals in der neuen Konzernstruktur, in der die Zahl der Divisionen auf neun von 16 reduziert und die bisherigen vier Sektoren gänzlich eliminiert wurden.

Die vorgelegten Zahlen verfehlten abgesehen vom Umsatz die Erwartungen des Marktes. Analysten hatten mit einem Auftragseingang von 19,7 Milliarden Euro, einem Umsatz von 17,16 Milliarden Euro und einem Profit im Industriegeschäft von 1,85 Milliarden Euro gerechnet.

Siemens bekräftige gleichwohl den Ausblick auf das im September endende Geschäftsjahr. So soll die Marge des industriellen Geschäfts zwischen 10 und 11 Prozent und der Umsatz auf Vorjahresniveau liegen. Der Gewinn je Aktie soll um 15 Prozent steigen. Darin enthalten sind aber auch Veräußerungsgewinne. So flossen Siemens Anfang Januar etwa 1,4 Milliarden Euro aus dem Verkauf ihres 50-Prozent-Anteils an der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH an Joint-Venture-Partner Bosch zu. Aus dem Verkauf des Hörgerätegeschäfts erwartet Siemens einen Vorsteuergewinn von 1,6 Milliarden Euro. Beide Beträge werden in den Zahlen des zweiten Quartals ausgewiesen.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts/dpa

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