Wirtschaft

Schädliches Verhalten Behörden brummen Toyota Rekordstrafe auf

Toyota einigt sich mit Behörden: Pannenserie kostet Japaner Milliardenstrafe.

Toyota einigt sich mit Behörden: Pannenserie kostet Japaner Milliardenstrafe.

(Foto: REUTERS)

Toyota zieht einen Schlussstrich unter ein US-Strafverfahren im Zusammenhang mit tödlichen Unfällen wegen klemmender Gaspedale: Murrend greifen die Japaner dafür tief in die Tasche. Scharfe Worte findet das Justizministerium.

Die US-Behörden ziehen den japanischen Autobauer Toyota vier Jahre nach dessen spektakulärer Pannenserie zur Verantwortung. Der Weltmarktführer muss wegen einer großen Rückrufaktion in den USA 1,2 Milliarden Dollar (rund 860 Millionen Euro) Strafe zahlen. Darauf habe sich das Unternehmen mit dem US-Justizministerium geeinigt, teilte die Behörde mit. Das sei die höchste Strafe, die in den Vereinigten Staaten jemals  gegen einen Autokonzern verhängt worden sei.

Toyota Motor
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Toyota räumte den Angaben zufolge ein, Autokäufer mit falschen Angaben über die Sicherheitsprobleme bei Fahrzeugen der Marken Toyota und Lexus in die Irre geführt zu haben. "Wenn Autobesitzer sich hinter das Lenkrad setzen, können sie mit Recht erwarten, dass ihr Fahrzeug sicher ist", sagte US-Justizminister Eric Holder. "Toyotas Verhalten war schändlich." Außerdem habe der Konzern in der Angelegenheit "ungenaue Angaben" gegenüber dem US-Kongress gemacht. Der Vergleich sieht vor, dass Toyota die Einhaltung von Sicherheitsstandards künftig von  unabhängigen Experten kontrollieren lassen muss.

Mehrere tödliche Unfälle

Wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten rief Toyota allein zwischen 2009 und 2011 mehr als zehn Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten. Die Probleme werden mit mehreren tödlichen Unfällen in Verbindung gebracht. Über Monate waren die US-Medien voll mit schrecklichen Unfallbildern.

Am bekanntesten ist das Schicksal des Polizisten Mark Saylor und seiner Familie. Als die Fußmatte das Gaspedal ihrer Lexus-Limousine blockierte und der Wagen mit mehr als 160 Stundenkilometern von der Fahrbahn abkam, starben der 45-Jährige, seine Frau Cleofe (45), seine Tochter Mahala (13) sowie Schwager Chris Lastrella (38). Ein Mitschnitt des Handynotrufs hielt das Geschehen fest.

"Es war ein beispielloser Fall"

Die US-Staatsanwaltschaft ging dem Vorwurf nach, der Autobauer habe die US-Behörden nicht richtig informiert, als die ersten Beschwerden laut wurden.  Der bei den Ermittlungen federführende Generalstaatsanwalt von Manhattan, Preet Bharara, warf Toyota vor, die technischen Mängel nur auf Druck von Außen und häppchenweise eingeräumt zu haben. "Toyota hat mehrfach versichert, dass die Probleme gelöst sein", sagte er. "Das war falsch." Toyota-Manager hätten zudem versucht, Spuren ihres Verhaltens zu verwischen. "Es ist ein beispielloser Fall."

Toyota hat bereits mehr als 66 Millionen Dollar an Strafen an die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA gezahlt. Insgesamt wurden mehrere Hundert Anzeigen gegen Toyota eingereicht. Vergangenes Jahr zahlte der Konzern bereits 1,6 Milliarden Dollar als Vergleich an Toyota-Fahrer, die das Unternehmen wegen geringerer Verkaufswerte ihrer Autos verklagt hatten.

Toyota habe mit der Staatsanwaltschaft in den vergangenen vier Jahren in dieser Sache zusammengearbeitet, erklärte der Konzern. In dieser Zeit seien einige Veränderungen beim Kundendienst vorgenommen worden.

Toyota fiel Einigung schwer

Toyotas Chefjustiziar Christopher Reynolds erklärte in einer Mitteilung, es sei schwer gefallen, den jetzigen Vergleich einzugehen. Es sei aber "ein großer Schritt vorwärts, um dieses bedauernswerte Kapitel hinter uns zu bringen".

Bei etlichen Unfällen bestehen heute Zweifel daran, dass technische Mängel schuld daran waren. So hatten Elektronikspezialisten der Raumfahrtbehörde NASA den Autobauer entlastet. Viele der gemeldeten Unfälle seien auf Fehler der Fahrer zurückzuführen, lautete das Ergebnis einer Anfang 2011 vorgestellten Studie im Auftrag der Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA.

Der Toyota-Vergleich kommt zu einem Zeitpunkt, an dem General Motors sich ähnliche Vorwürfe wegen eines verschleppten Rückrufs anhören muss. Bei 1,6 Millionen älteren Wagen kann wegen fehlerhafter Zündschlösser der Motor während der Fahrt ausgehen. Der US-Konzern bringt zwölf Tote mit dem Defekt in Verbindung, Verbraucherschützer gehen von weit höheren Opferzahlen aus.

Der US-Kongress hat bereits Anhörungen angekündigt und laut US-Medien ermitteln auch die Staatsanwälte. Das wollte Justizminister Holder zwar weder bestätigen noch dementieren.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa

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