Wirtschaft

Cash ist wie eine Kauf-Option Bargeld erhöht Aktienrendite

Nicht zu verachten im Anlageuniversum.

Nicht zu verachten im Anlageuniversum.

(Foto: REUTERS)

Viele Anleger unterschätzen die Bedeutung von Bargeld. Cash ist nicht totes, weil zinsloses Kapital, sondern ein wichtiges Mittel, um nach Kurskorrekturen günstig einzusteigen.

Wenn es an den Aktienmärkten zur Korrektur kommt, können nur diejenigen Investoren die niedrigen Kurse nutzen, die in nennenswertem Umfang Cash halten. Die liquiden Mittel entsprechen dann faktisch einer Kauf-Option. Die Anleger, die dagegen voll investiert sind, müssen dann zuerst Aktien "billig" verkaufen, damit sie bei anderen Aktien "preiswert" zugreifen können. Dieser Tausch bringt substanziell nichts.

Für einen möglichen Rückschlag an den Börsen gibt es mehrere potenzielle Auslöser. Der Schweizer Aktienmarkt zum Beispiel ist gemessen am SMI seit dem Tief Mitte Januar bis heute um rund 16 Prozent gestiegen. Für einen solchen Kursgewinn braucht die Börse normalerweise zwei Jahre. Der Dax hat seit Jahresbeginn sogar schon um 22 Prozent zugelegt. Nach dieser rasanten Rally sind die Märkte sehr hoch bewertet und eine technische Korrektur ist recht wahrscheinlich. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass verschiedene Aktien Höchststände erreicht haben, die nicht mehr mit der Unternehmensbewertung und den Zukunftsaussichten übereinstimmen.

Aus makroökonomischer Sicht kommt dazu, dass Griechenland praktisch zahlungsunfähig ist, der Stellvertreterkrieg im Jemen zu eskalieren droht und der Konflikt in und um die Ukraine mit den Sanktionen gegen Russland längst noch nicht gelöst ist. Auch ist noch nicht absehbar, wie sich die Schweizer Unternehmen nach der Aufgabe des Mindestkurses EUR/CHF durch die Schweizer Nationalbank im internationalen Wettbewerbs-Umfeld behaupten werden.  

Wichtig ist, Cash-Positionen als Teil der Anlagestrategie und des Anlagespektrums zu verstehen. Dazu zählt nicht das Bargeld, welches mental ausschließlich für die Sicherung der Liquidität bestimmt ist, sondern das "Anlagegeld", das als strategische Position im Portfolio enthalten ist. Das Anlagegeld steigert die Rendite des Portfolios dann, wenn es zu einem günstigen Zeitpunkt in günstige Gelegenheiten investiert wird. Idealerweise erhöhen Anleger bei Rückschlägen ihre Aktienquote und bauen - wie zuletzt im Oktober 2014 - ihre Cash-Position substanziell ab. Nach einer Erholung, wie wir sie beispielsweise in den zurückliegenden Monaten in Deutschland und in der Schweiz erlebt haben, muss die strategische Liquidität dann durch sukzessive Verkäufe wieder aufgebaut werden.

Cash ist derzeit kostenlos

Marco Garzetti verfügt über 15 Jahre Erfahrung als Investmentberater und Vermögensverwalter. Er ist Gründer und CEO der Swiss Fund Management AG und managt seit 2008 den flexiblen Mischfonds "Swiss Strategie – dynamisch".

Marco Garzetti verfügt über 15 Jahre Erfahrung als Investmentberater und Vermögensverwalter. Er ist Gründer und CEO der Swiss Fund Management AG und managt seit 2008 den flexiblen Mischfonds "Swiss Strategie – dynamisch".

Das Halten flüssiger Mittel in größerem Umfang ist derzeit auch deshalb kein Problem, da so gut wie keine Opportunitätskosten anfallen: Bargeld liefert zwar keine Zinsen. Das gilt aber auch für andere sichere Anlagen wie Anleihen. Aktuell rentieren zehnjährige Bundesobligationen der Schweiz sogar negativ und kosten damit selbst nominal Geld. Dasselbe gilt für deutsche Bundesanleihen mit Laufzeiten von bis zu sieben Jahren. Noch längere Laufzeiten bedeuten aufgrund der absurd tiefen Zinsen ein enormes Risiko für jedes Portfolio. Bei Zinserhöhungen ist mit deutlichen Kursverlusten zu rechnen. Damit kommen sie als Alternative zu Cash ebenfalls nicht in Betracht. Dies bedeutet, Anlegern entgeht kein Gewinn, wenn sie Bargeld halten - so niedrig waren die Opportunitätskosten noch nie.

Trotzdem sind viele Privatanleger mit demjenigen Teil ihres liquiden Vermögens, das für Aktien vorgesehen ist, in der Regel voll investiert – ihre Aktienquote ist ausgeschöpft. Häufig haben sie Angst, etwas zu verpassen, also bei steigenden Kursen nicht dabei zu sein. Eine weitere Ursache ist, dass sie einem falschen "Aktivismus" erliegen, wenn Geld auf dem zinslosen Konto vorhanden ist und es gewinnbringend angelegt werden soll. Sie verstehen nicht, dass Cash auch eine Anlageform ist, welche bei jedem Rückschlag der Aktien einer Kauf-Option gleichkommt. Es braucht Geduld, denn die Gelegenheit wird sicher kommen. Man weiß nur nicht wann, und das macht das Halten von Cash so schwierig. 

Privatanleger tun sich mit dem Ein- und Aussteigen bei Aktien häufig schwer. Es könnte ja sein, dass der Rückschlag noch weitergeht oder die Hausse weiter anhält. Die Illusion, den absolut tiefsten Punkt für Käufe treffen zu können und die absolut beste Gelegenheit für Verkäufe zu erkennen, ist weit verbreitet. Es wäre allerdings reiner Zufall, wenn es gelingen würde. Privatanleger halten regelmäßig häufig Positionen nur weiter, weil sie bei einem Verkauf Verluste realisieren würden. Fundamental hätten sie schon lange verkauft werden sollen, weil ihr Entwicklungspotenzial schlecht ist und andere Aktien bessere Aufwärts-Chancen hätten. Solange sich eine schlecht gelaufene Aktie noch im Depot befindet, bedeutet sie ja "nur" einen Buchverlust – der "echte" Verlust ist noch nicht realisiert.

Profis halten ebenfalls kein Cash

Die Lage bei den sogenannten Profis ist ebenfalls prekär. Die meisten Aktienfonds können sich die Haltung von Cash nicht erlauben, weil sie index- oder benchmarknah oder sogar –konform anlegen müssen. Das bedeutet, dass sie sich an Indizes wie dem Dax oder dem SMI messen und in der Aktiengewichtung von diesen nur sehr begrenzt abweichen können. Indizes sind aber per definitionem immer voll investiert. Da sind Cash-Bestände von 20 bis 30 Prozent nicht möglich. Die Fonds verpassen damit regelmäßig Chancen. Sie können auch nicht konträr investieren, also bei hohen Kursen verkaufen und bei tiefen Notierungen einsteigen. Denn für letzteres fehlen ihnen die Mittel.

Eine überdurchschnittliche Aktienrendite lässt sich nur durch einen opportunistischen Anlagestil erreichen, der sich bietende Gelegenheiten nutzen kann. Dazu ist Cash notwendig. Vielleicht möchte man auch einfach abwarten und nicht investieren, also Bargeld halten. Dann macht man eben einen Rückschlag der Börse nicht mit. So oder so ist es ist auf jeden Fall ratsam, im richtigen Moment Cash als Kauf-Option einsetzen zu können. Wir halten in unserem Fonds daher zurzeit mehr als  20 Prozent Barmittel.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Swiss Fund Management AG zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Swiss Fund Management AG gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.swissfundmanagement.com

Quelle: ntv.de

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