Wirtschaft

"Bedrohliche Durststrecke" Bafin bangt um Deutschlands Banken

"Unbarmherzige" Nullzinspolitik: Bafin-Präsident Felix Hufeld.

"Unbarmherzige" Nullzinspolitik: Bafin-Präsident Felix Hufeld.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die umstrittene Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank stellt Kreditinstitute vor enorme Herausforderungen. Der Chef der deutschen Bankenaufsicht warnt vor dauerhaften Schwierigkeiten. Fusionen seien kein "Allheilmittel".

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sorgt sich angesichts des anhaltenden Zinstiefs um Deutschlands Banken. "Für den Bankensektor wird die derzeitige Zinspause mehr und mehr zu einer bedrohlichen Durststrecke", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld.

"Für das Gros der deutschen Banken, die im Durchschnitt immer noch zu 80 Prozent vom Zinsergebnis abhängen, gibt es in diesen Tagen kaum etwas Unbarmherzigeres", betonte Hufeld. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Leitzins im Euroraum zuletzt im Juli auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,0 Null bestätigt. Für Einlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank werden 0,4 Prozent Strafzinsen fällig. "Das gefühlt ewige Zinstief lässt die Ertragsbasis der Institute langsam aber sicher erodieren", warnte Hufeld.

"Wenn die Zinsen weiter so niedrig bleiben - und davon ist im Moment auszugehen - dann werden sich die Ergebnisse noch deutlich verschlechtern - trotz der immer noch sehr guten, außergewöhnlich guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen", fasste der Bafin-Präsident die Lage zusammen. Die Kreditwirtschaft müsse dringend Antworten finden, mahnte Hufeld - etwa über Gebührenerhöhungen oder mehr Zusammenarbeit.

Den aktuellen Spekulationen um etwaige Fusionspläne in der deutschen Bankenbranche erteilte Hufeld einen Dämpfer. "Fusionen können helfen, Kosten zu senken, ein Allheilmittel sind sie allerdings nicht", sagte der Bafin-Präsident.

Ertragsfraß in der Bankenbilanz

Noch deutlicher als Hufeld kritisierte der Chef der Verbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) die Niedrigzinspolitik der EZB. Die Währungshüter um EZB-Präsident Mario Draghi sollten ihre sehr expansive Geldpolitik umgehend beenden, erklärte BVR-Chef Uwe Fröhlich. "Es wäre falsch, diese Zinspolitik fortzusetzen", sagte er bei der Konferenz "Banken im Umbruch" in Frankfurt.

Die Niedrigzinsen fressen sich laut Fröhlich "tagtäglich in die Bilanzen der Institute hinein". Der BVR-Chef räumte allerdings ein, dass die Ertragssituation der Volks- und Raiffeisenbanken mit einem Vorsteuergewinn von 9,7 Milliarden Euro bis zuletzt "ausgesprochen auskömmlich" gewesen sei. Hoffnungen auf eine rasche Änderung der EZB-Geldpolitik macht sich der BVR-Chef allerdings nicht, da der EZB-Rat überwiegend aus Mitgliedern bestehe, deren Heimatländer vor der Niedrigzinspolitik profitierten. "Aber vielleicht geht ja mal in einem Land eine Wahl anders aus, als das die Politiker in Brüssel oder die Geldpolitiker im Eurotower in Frankfurt hoffen", sagte Fröhlich.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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