Wirtschaft

Verantwortung für Zinsmanipulation BaFin hat Jain und Ackermann im Visier

Im Konflikt mit dem Gesetz: Jain (l.) und Ackermann (m.) werden Versäumnisse im Liborskandal vorgeworfen. Ackermann und Fitschen stehen wegen mutmaßlich unrichtiger Aussagen vor Gericht.

Im Konflikt mit dem Gesetz: Jain (l.) und Ackermann (m.) werden Versäumnisse im Liborskandal vorgeworfen. Ackermann und Fitschen stehen wegen mutmaßlich unrichtiger Aussagen vor Gericht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Führungsduo der Deutschen Bank hat bereits seinen Rücktritt erklärt. Nun wird bekannt, welche schweren Vorwürfe die Finanzaufsicht gegen heutige und frühere Topmanager des Hauses erhoben hat. Geschah der Rücktritt tatsächlich freiwillig?

Die Finanzaufsicht BaFin wirft dem Management der Deutschen Bank im Skandal um die Manipulation von Referenzzinsätzen Medienberichten zufolge schwere Versäumnisse vor. In ihrem Abschlussbericht kritisiere die Behörde unter anderem organisatorische Mängel und unzureichende Kontrollen bei Deutschlands größtem Geldhaus, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Zudem werde dem Institut eine schleppende Aufarbeitung der Affäre vorgeworfen.

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Die Vorstände der Bank seien nicht direkt in die Manipulation von Referenzzinsätzen wie dem Libor verwickelt gewesen, jedoch für die strukturellen Mängel bei der Bank verantwortlich. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Kritisiert werden in dem Bericht dem Insider zufolge unter anderem der scheidende Co-Chef Anshu Jain, Personalvorstand Stephan Leithner, der ehemalige Vorstandschef Josef Ackermann sowie Ex-Vorstand Hermann-Josef Lamberti. Von den vier Managern war keine Stellungnahme zu erhalten. Über die Vorwürfe gegen sie hatte zuerst der "Spiegel" berichtet.

Dem Insider zufolge hat BaFin-Chef Felix Hufeld seine Kritik an dem Geldhaus auch in einem Gespräch mit Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner zum Ausdruck gebracht. Die Deutsche Bank ist derzeit mit der Aufarbeitung zahlreicher Skandale und Rechtsstreitigkeiten beschäftigt. Zuletzt drohte die Anlegervereinigung DWS der Bank, eine Sonderprüfung vor Gericht durchzusetzen, um festzustellen, ob der Konzern genügend Rückstellungen für mögliche Strafen aus den verschiedenen Prozessen habe.

Bank bestreitet Druck der Behörde

Erste Berichte darüber, dass die BaFin besonders Jain wegen dessen Verantwortung für den Libor-Skandal für ungeeignet halte, die Bank zu reformieren, waren kurz nach dessen Rücktrittserklärung am vergangenen Sonntag aufgetaucht. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte jedoch, es sei kategorisch falsch zu behaupten, Jain und dessen Co-Chef Jürgen Fitschen hätten sich wegen Druck der Aufsichtsbehörden zum Rückzug entschlossen.

Achleitner hatte kürzlich in einem Brief an die Mitarbeiter erklärt, Fitschen und Jain hätten ihn aus eigenem Antrieb heraus angesprochen, da nach der Bekanntgabe der neuen Strategie "ihrer Meinung nach jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine neue Führung zu etablieren, die die Umsetzung der Strategie in den nächsten fünf Jahren begleitet".

Jain und Fitschen hatte am vergangenen Sonntag überraschend das Handtuch geworfen. Jain wird bereits Ende des Monats abtreten, Fitschen im Mai nächsten Jahres. Investoren werfen beiden vor, die anvisierten Ziele nicht erreicht und Rechtsstreitigkeiten nicht schnell genug aus der Welt geräumt zu haben. Ihre Nachfolge soll der Brite John Cryan antreten, der bereits seit 2013 im Aufsichtsrat der Bank sitzt.

Drei Milliarden Euro Strafen

Die BaFin hat die Deutsche Bank bereits seit Jahren wegen einer Vielzahl von Affären im Visier. Sie prüft unter anderem, welche Rolle die Bank bei der Manipulation von Devisenkursen und Betrügereien im Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten spielte. Den Libor-Bericht hat die Bonner Behörde kürzlich fertiggestellt und mit Bitte um Stellungnahme an die Deutsche Bank geschickt. Danach wollte die Behörde über mögliche Konsequenzen entscheiden, sagte der oberste BaFin-Bankenaufseher Raimund Röseler im Mai. Am Freitag wollte sich die BaFin zu dem Thema nicht äußern.

Die ehemalige BaFin-Chefin Elke König hat im Rahmen der Libor-Affäre bereits 2013 organisatorische Mängel bei den Geldhäusern kritisiert. "Die Institute haben diesem Prozess nicht die Bedeutung beigemessen, die er im Rückblick hätte haben sollen." Händler verschiedener Banken sollen die Referenzzinssätze über Jahre hinweg manipuliert haben, um Handelsgewinne auf Kosten ihrer Kunden einzustreichen. Die EU-Kommission und die Aufseher in Großbritannien und den USA haben die Deutschen Bank wegen der Libor-Affäre bereits zu Strafen von insgesamt rund drei Milliarden Euro verdonnert.

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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