Wirtschaft

Warnsignale am Armaturenbrett BMW ruft US-Modelle in die Werkstatt

X4-Produktion in Spartanburg, South Carolina: Vom Rückruf betroffen sind Modelle aus den Jahren 2010 bis 2012.

X4-Produktion in Spartanburg, South Carolina: Vom Rückruf betroffen sind Modelle aus den Jahren 2010 bis 2012.

(Foto: REUTERS)

Die technischen Probleme der Autohersteller reißen nicht ab: Nach GM und Toyota muss nun auch der deutsche Premium-Hersteller BMW eine größere Rückrufaktion im wichtigen US-Markt starten.

Der Münchner Autobauer BMW ruft in den USA vorsorglich mehr als 156.000 Fahrzeuge zurück. Bei einzelnen Fahrzeugen können lockere Bolzen schlimmstenfalls zu Motorschäden führen. Betroffen sind zahlreiche Modelle aus den Baujahren 2010 bis 2012 mit Sechs-Zylinder-Motoren.

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BMW 105,05

Die Kunden könnten ihre Wagen weiter fahren, teilte BMW USA mit. Falls aber Warnhinweise erschienen, die etwa zum Überprüfen des Motors aufforderten, sollten die Fahrzeuge umgehend in die nächste BMW-Vertragswerkstatt gebracht werden. Ansonsten könne das Problem zu einem Motorschaden führen oder dazu, dass die Autos nicht mehr gestartet werden könnten. Es handle sich um einen freiwilligen Rückruf, hieß es. Die US-Behörden seien informiert.

Die Zahl der Rückrufe aus der Branche hat zuletzt bemerkenswerte Ausmaße erreicht. Die aktuellen Probleme bei BMW erscheinen dabei vergleichsweise überschaubar. Nach der Opel-Mutter General Motors (GM) beorderte gerade erst Weltmarktführer Toyota wegen technischer Mängel erneut rund 6,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten.

Allerdings ist es auch für BMW nicht die erste Rückrufaktion in diesem Jahr: Anfang April hatten die Münchner in China mehr als 230.000 Fahrzeuge wegen einer möglicherweise defekten Verschraubung im Motorraum zurückrufen müssen.

Tausendfach verbaute Fehler

Experten führen die Probleme auf konzernübergreifende Entwicklungen in der Automobilindustrie zurück. Als möglicher Grund für die teils spektakuläre Anzahl betroffener Fahrzeuge wird zum Beispiel der Trend zur Rationalisierung diskutiert.

In der Produktion bemühen sich die Hersteller seit Jahren verstärkt darum, möglichst viele baugleiche Teile in unterschiedlichen Modellen zu verwenden, um so die Produktionskosten zu senken. Dazu kommt, dass in den Fahrzeugen auch immer mehr Elektronik verbaut wird. Die Folgen sind absehbar: Wenn es bei einem einzelnen Lieferanten zu technischen Problemen oder Mängeln kommt, ist davon schnell eine riesige Anzahl an Fahrzeugen betroffen.

GM beurlaubt zwei Ingenieure

Rückrufaktionen sind teuer, können ein Unternehmen aber vor kostspieligen Risiken bewahren. Welche Belastungen drohen, wenn das Qualitätsmanagement versagt, bekommt derzeit der US-Hersteller GM schmerzhaft zu spüren. Bei der Aufarbeitung des Skandals um defekte Zündschlösser zieht die Opel-Mutter nun weitere personelle Konsequenzen.

Der US-Konzern beurlaubte im Rahmen der Untersuchung zwei an der Entwicklung der fraglichen Bauteile beteiligten Ingenieure. "Dies ist ein Zwischenschritt auf der Suche nach den wahren Ereignissen", sagte GM-Chefin Mary Barra. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat bereits ein Bußgeld gegen den Autobauer verhängt. Weil dieser nicht fristgerecht alle Fragen zu dem Fall beantwortet hat, muss er nun für jeden Tag Verspätung 7000 Dollar Strafe zahlen.

Die NHTSA untersucht insbesondere, warum GM mit dem Rückruf von 2,6 Millionen Fahrzeugen wartete, obwohl die Probleme mit den Zündschlössern seit mehr als zehn Jahren bekannt waren. Der Defekt hat zu mindestens 13 Todesfällen geführt. Beobachter halten eine sehr viel höhere Zahl für möglich. Der Skandal ruft in der US-Öffentlichkeit erhebliches Aufsehen hervor und droht das Image des Unternehmens dauerhaft zu beschädigen.

In der großen Absatzkrise nach der wirtschaftlichen Talfahrt ab 2008 musste GM zeitweise mit Milliarden vom US-Steuerzahler vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Mittlerweile befasst sich auch der US-Kongress mit dem Fall.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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