Wirtschaft

Amerika-Werk für eine Milliarde BMW gibt Mexiko den Vorzug

X4-Produktion im BMW-Werk in Sparanburg, South Carolina: Die neuen Arbeitsplätze entstehen ganz woanders.

X4-Produktion im BMW-Werk in Sparanburg, South Carolina: Die neuen Arbeitsplätze entstehen ganz woanders.

(Foto: REUTERS)

Die Entscheidung ist gefallen: BMW wird die geplante neue Autofabrik nicht in den Vereinigten Staaten errichten. Der im US-Markt erfolgreiche Autobauer aus Deutschland investiert eine volle Milliarde Dollar lieber weiter im Süden.

Der Münchner Automobilkonzern BMW wird sein neues Nordamerika-Werk in Mexiko errichten. Die Autofabrik, die im Zentrum des Landes nahe der Stadt San Luis Potosi entsteht, soll 2019 mit der Pkw-Produktion beginnen, kündigte BMW-Produktionschef Harald Krüger an. Insgesamt wird BMW dort eine Summe von einer Milliarde Dollar in das neue Werk investieren.

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Welche Modelle die rund 1500 Mitarbeiter dann dort fertigen werden, will die BMW-Führung erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Die Entscheidung darüber spielt in der innerbetrieblichen Abstimmung mit Arbeitnehmervertretern üblicherweise eine sehr große Rolle. Im Umfeld des Autoherstellers heißt es, es gehe um kleinere BMW-Modelle - etwa den 3er, der in Deutschland, China und Südafrika gebaut wird. Im neuen Werk in Mexiko sollen 150.000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden; dies gilt in der Branche als Mindestgröße, um eine komplette Autofabrik hochzuziehen und rentabel betreiben zu können.

Rückschlag für US-Politiker?

Mit der Entscheidung für einen eigenen Standort in Mexiko folgt BMW einem Trend in der Fahrzeugindustrie: Das Land im Herzen des amerikanischen Kontinents entwickelt sich zum neuen Lieblingsstandort, weil es nahe am riesigen Absatzmarkt USA liegt und dank diverser Freihandelsabkommen einfache und günstige Exporte in alle Himmelsrichtungen ermöglicht.

Vor Ort locken zudem niedrige Lohnkosten und Steuervergünstigungen. Da in Mexiko meist in Dollar abgerechnet wird, wappnen sich die Autobauer mit den Werken auch gegen Währungsschwankungen. All dies ist gut für die Rendite.

Der Standort San Luis Potosi liegt in Zentralmexiko gut vier Autostunden nordwestlich der Hauptstadt. In dem wirtschaftlichen Zentrum des gleichnamigen Bundesstaats haben sich bereits weitere Unternehmen aus Deutschland angesiedelt, darunter auch Daimler und ThyssenKrupp.

Stärken eines Standorts

BMW profitiert bei der Wahl des neuen Standorts auch davon, dass Konkurrenten wie VW oder Audi längst in Mexiko aktiv sind. Der Aufbau von Infrastruktur wie von Lieferanten-Netzwerk und die Qualifizierung von Arbeitskräften sind in Mexiko längst in vollem Gange.

BMW kann von diesen Aufbauarbeiten profitieren. Auch Oberklasse-Konkurrent Daimler und sein französisch-japanischer Kompagnon Renault-Nissan haben vor Kurzem angekündigt, einen schon bestehenden Standort in Mexico kräftig aufzustocken. Selbst namhafte US-Autobauer produzieren seit längerem in ihrem südlichen Nachbarland. Gut qualifizierte Arbeitskräfte und ein niedrigeres Lohnniveau sichern Mexico einen Status als 'verlängerte Werkbank'.

Als Absatzmarkt spielt Mexiko für die Münchner dagegen kaum eine Rolle: 2013 verkaufte der Konzern dort knapp 14.000 Fahrzeuge, weltweit waren es 1,96 Millionen. Die Vereinigten Staaten waren für BMW dagegen der zweitgrößte Einzelmarkt nach China. Nahezu 376.000 Autos lieferte BMW in den USA aus - fast jedes dritte davon war ein 3er. Diese Kompaktwagen muss der Konzern bislang unter hohen Kosten nach Nordamerika exportieren.

Im bestehenden BMW-Werk in Spartanburg in South Carolina laufen nämlich Geländewagen der X-Reihe vom Band. Die US-Fabrik baut BMW in den nächsten Jahren deutlich aus - in der Hoffnung auf kräftiges Wachstum in den USA, dem zweitgrößten Pkw-Markt der Welt.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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