Wirtschaft

Drosselung der Produktion Autobauer reagieren auf China-Schwäche

China bereitet den Autobauern derzeit viele Sorgen.

China bereitet den Autobauern derzeit viele Sorgen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die chinesischen Konjunkturprobleme zwingen die deutschen Autobauer zu unpopulären Maßnahmen. Audi verringert seine Produktion im Reich der Mitte. VW streicht Mitarbeiterboni. BMW-Finanzchef Eichiner sieht noch keine Erholung.

Die schwächelnde Konjunktur in China zwingt die Autobauer zum Handeln. Audi schraube die Produktion in seinen chinesischen Werken zurück, sagte Produktionschef Hubert Waltl vor der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Wegen der schwachen Nachfrage nach teureren Autos werde nur noch an fünf statt zuvor an sieben Tagen produziert, sagte Waltl, ohne Angaben zu den betroffenen Werken zu machen.

Auch das chinesische Gemeinschaftsunternehmen von VW und FAW fährt Insidern zufolge weniger Schichten in seinem Werk in Changchung und streicht Mitarbeiterboni. Dennoch ist der Glaube der Konzerne an die Wachstumschancen auf dem weltgrößten Automarkt ungebrochen: "Ich könnte mir gut vorstellen, dass nächstes Jahr, spätestens übernächstes Jahr der Gesamtmarkt wieder wachsen wird", sagte Audi-Chef Rupert Stadler.

BMW hatte schon Anfang August in China den Fuß vom Gas genommen und die lokale Produktion des 3er und des 5er zurückgefahren. "Wir haben relativ schnell reagiert", sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Er vertrat Konzernchef Harald Krüger, der auf der Pressekonferenz zusammengebrochen war und alle Termine auf der IAA absagte. "Die Entwicklung in China entspricht nicht den Erwartungen", konstatierte Eichiner. Die Frage sei, wie lange die Schwächephase anhalte. Noch sei keine Stabilisierung oder gar ein Aufwärtstrend zu erkennen.

Lange boomte der Automarkt in China und bescherte den Konzernen traumhafte Wachstumsraten - doch nun kühlt die Wirtschaft der Volksrepublik merklich ab. Der Automobilverband VDA hat deshalb seine Absatzprognose für China um die Hälfte gesenkt und erwartet nun für 2015 nur noch ein Wachstum von gut drei Prozent. Damit ist der Verband deutlich optimistischer als die chinesischen Branchenverbände, die einen Absatzrückgang nicht ausschließen. Mit am stärksten betroffen sind VW und seine Tochter Audi sowie der US-Konkurrent General Motors. So verkauft die VW-Oberklassetochter Audi fast jedes dritte Auto in China.

Audi-Chef Stadler gab sich zuversichtlich: "Wir sollten uns nicht irgendeine Krise einreden in China." Mittel- und langfristig gebe es enorme Wachstumsperspektiven - die Mittelschicht wachse und Branchen wie Dienstleistung oder IT legten zu. Die VW-Tochter ist in der Volksrepublik unangefochtener Platzhirsch im Oberklasse-Segment.

China pfui, Europa hui

In Europa erholt sich die Nachfrage nach jahrelanger Krise und das hilft den Autobauern über die Schwäche in China hinweg. In den ersten acht Monaten 2015 rollten nach Angaben des Herstellerverbands ACEA gut neun Millionen neue Autos auf die europäischen Straßen, ein Anstieg von 8,6 Prozent. Im August lag das Plus sogar bei 11,2 Prozent.

"Der europäische Neuwagenmarkt ist in guter Verfassung und bleibt auf einem stabilen Wachstumskurs", kommentierte Peter Fuß, Autoexperte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die Zahlen. Das Vorkrisenniveau sei aber noch längst nicht erreicht. "Im kommenden Jahr dürfte die Wachstumsdynamik in Europa und den USA spürbar nachlassen, da die aus der vorangegangenen Krise resultierenden Aufholeffekte kaum noch oder gar nicht mehr zum Tragen kommen."

Quelle: ntv.de, wne/rts

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