Wirtschaft

Ringen um Here Autobauer feilschen mit Nokia

Heiß begehrt bei deutschen Autobauern.

Heiß begehrt bei deutschen Autobauern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es geht um Milliarden: Daimler, Audi und BMW bieten für den Straßenkarten-Anbieter Here. Die deutschen Konzerne wollen Zugriff auf die detaillierten Kartendaten, um selbst fahrende Autos bauen zu können. Nur, verkauft Nokia Here auch?

Im milliardenschweren Bieterwettstreit um Nokias Kartendaten-Tochter Here haben die deutschen Premium-Autohersteller offenbar beste Chancen auf den Zuschlag. Entscheidende Details des Geschäfts sind aber noch immer Gegenstand der Verhandlungen - und zum Teil auch zwischen Audi, BMW und Daimler, die gemeinsam für den Kartendienst bieten, umstritten. Nach den Angaben von Insidern diskutieren die Beteiligten etwa einen Vorschlag, nach dem Nokia einen Minderheitsanteil an Here behalten würde.

Für die deutschen Autokonzerne ist der Straßenkarten-Anbieter von strategischer Bedeutung: Nur wer Zugriff auf detaillierte Kartendaten hat, kann nach Ansicht von Experten in Zukunft selbstfahrende Autos bauen. Audi, BMW und Daimler seien gleichwohl nicht bereit, Nokias Preisvorstellungen für die Tochter Here vollständig zu erfüllen, sagten die Informanten. Nokia habe den Autoherstellern unter anderem deshalb bislang noch nicht angeboten, exklusiv mit ihnen weiter zu verhandeln.

Ein Großteil der ursprünglichen Bieter-Konkurrenten hat das Interesse an Here den Informationen zufolge aber verloren. Das Konsortium aus Audi, BMW und Daimler sei nur noch mit einem weiteren Bieter im Wettstreit, hieß es weiter. Die Insider bezeichneten die Autohersteller als eindeutige Favoriten. Ein Grund dafür sei, dass die Konzerne zu Heres wichtigsten Kunden gehörten. Ein Insider hatte den Anteil von Audi, BMW und Daimler am Umsatz des Unternehmens schon im April auf rund 30 Prozent geschätzt. Die Autohersteller nutzen Heres Kartendaten etwa in ihren Navigationssystemen.

Unterstützung aus der Politik

Die Automobilkonzerne werben den Informationen zufolge zudem mit einem ausführlichen Zukunftskonzept für ihr Gebot. Sie würden den Datenschatz von Here demnach künftig etwa mit Informationen aus Fahrzeugsensoren anreichern. So ließen sich zum Beispiel besonders genaue Angaben über die aktuellen Verkehrsverhältnisse in elektronische Karten einbinden. Einer der Informanten sagte darüber hinaus, europäische Politiker setzten sich bei Nokia für den Verkauf der Kartendaten-Tochter an die deutschen Autohersteller ein.

Nokia und die deutschen Autohersteller bemühen sich nach den Angaben der Informanten derzeit intensiv darum, die bislang unterschiedlichen Preisvorstellungen übereinzubringen. In der Diskussion seien verschiedene Varianten einer Here-Übernahme, die bei Audi, BMW und Daimler aber auf unterschiedliches Interesse stießen. Eine offen diskutierte Möglichkeit sei es, dass Nokia eine Minderheit an Here behalte.

Die Verhandlungen zwischen Nokia und den Kaufinteressenten drehen sich den Informationen zufolge zudem etwa um Patentrechte. Audi, BMW und Daimler fordern demnach einen sehr weitgehenden Zugriff auf das von Nokia-Entwicklern gesammelte Wissen.

Nokia könnte Here auch behalten

Offen ist bislang zudem, ob die Autohersteller nach einer Übernahme von Here einen Finanzinvestor an dem Unternehmen beteiligen. Auch in der Frage sind sich Audi, BMW und Daimler nicht völlig eins, wie zwei der Insider sagen. Die Befürworter einer solchen Lösung betrachten den möglichen Partner demnach als "unabhängigen Vierten", der angesichts des teils schwierigen Verhältnisses der Autohersteller untereinander als eine Art Moderator fungieren könnte.

Ein erfolgreicher Bieter wird voraussichtlich mehrere Milliarden Euro für den Kartendaten-Anbieter zahlen müssen: Nokia selbst hat den Wert von Here vor einiger Zeit auf 2 Milliarden Euro beziffert. Das Interesse an dem Unternehmen war zunächst gleichwohl groß.

Außer mehreren Finanzinvestoren zeigten nach Insider-Angaben zunächst etwa der chinesische Internetkonzern und Google-Konkurrent Baidu sowie der amerikanische Taxifahrten-Vermittler Uber Kaufabsichten. Nicht völlig ausgeschlossen hat Nokia bislang auch, Here vollständig zu behalten.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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