Wirtschaft

Unwissentlich Pakt geschlossen Aufseher stoppen Paris' Alstom-Pläne

Der Einstieg des Staates gestaltet sich schwierig - und kostenintensiv.

Der Einstieg des Staates gestaltet sich schwierig - und kostenintensiv.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die französische Regierung will über den Aktienmark eine 20-prozentige Alstom-Beteiligung aufbauen. Pech nur, dass Frankreich nach Ansicht der Aufseher mit Großaktionär Bouygues eine Partnerschaft eingegangen ist - das könnte teuer werden.

Im Übernahmepoker um den Industriekonzern Alstom hat die Finanzmarktaufsicht die französische Regierung auflaufen lassen. Sie entschied, dass die Regierung unwissentlich einen Aktionärspakt mit dem Alstom-Großaktionär Bouygues geschlossen hat, als sie im Juni vereinbarte, dem Unternehmen bis zu 20 Prozent seiner Alstom-Anteile abzukaufen.

Das Urteil der Aufseher hat weitreichende Folgen: Die französische Regierung wird sich die ersehnten Alstom-Aktien nun nicht mehr zum niedrigsten Preis am freien Aktienmarkt beschaffen können.

Spielraum eingeschränkt

David Azema, der die Aktiengeschäfte des Staates übersieht, räumte ein, dass die Entscheidung der Aufsichtsbehörden den Spielraum der Regierung beim Aktienkauf eingeschränkt habe. Die Regierung hält es jedoch für wichtiger, überhaupt mehr Mitsprache über Alstom zu bekommen, um den Industriekonzern stärker an Frankreich zu binden. "Wir wollten die Aufsichtsrechte und wir wollten sie sofort. Die Vereinbarung mit Bouygues gibt uns das", sagte er. Ein Bouygues-Sprecher meldete sich zunächst nicht.

Paris versucht derzeit, einen großen Anteil an Alstom zu erwerben, ohne dass knebelnde Aktienmarktregeln in Kraft treten. Das französische Aktienrecht besagt, dass ein Aktionär beim Kauf von 30 Prozent eines Unternehmens automatisch ein Angebot für sämtliche umlaufenden Aktien dieses Konzerns vorlegen muss. Diese Regel gilt, weil nach Ansicht der französischen Finanzbehörden ab dieser Schwelle praktisch ein Eigentümerwechsel stattfindet.

440-Millionen-Einsparung-Euro perdu

Bouygues hält 29,3 Prozent der Alstom-Anteile und gewährte der französischen Regierung im Juni eine Option zum Kauf eines Großteils dieses Anteils. Ab nächstem Jahr kann die französische Regierung nun Alstom-Aktien von Bouygues zum Preis von 35 Euro je Stück kaufen. Damit würde sie aber einen Aufschlag von 25 Prozent zahlen im Vergleich dem Marktpreis, der zum Zeitpunkt der Vereinbarung galt.

Die Regierung will die Mehrkosten gern vermeiden. Damit sie beim Kauf des 20-Prozent-Anteils nicht 440 Millionen Euro extra zahlen müsse, teilte die mit. Sie könne die Alstom-Aktien auch an der normalen Pariser Aktienbörse zum niedrigeren Preis kaufen. Doch sollte sie diesen Weg gehen und ihren 20-Prozent-Anteil nicht ausschließlich über Bouygues aufbauen, könnte der gemeinsame Anteil von Paris und Bouygues leicht die 30-Prozent-Schwelle überschreiten.

Genau an der Stelle hakt nun die Finanzaufsicht nach, indem sie die Regierung zu einem Partner von Bouygues erklärt. Paris kann nach diesem Urteil nicht mehr im freien Börsenhandel Alstom-Aktien kaufen, ohne gleichzeitig ein Angebot für sämtliche umlaufenden Alstom-Aktien vorlegen zu müssen. Für die finanzklamme Regierung von Präsident François Hollande wäre das schwierig zu meistern.

Ungeachtet der neuen Behördenentscheidung gilt weiterhin die Vereinbarung zwischen Alstom und dem US-Energiekonzern General Electric im Wert von 17 Milliarden US-Dollar, wonach beide Konzerne in politisch heiklen Bereichen wie dem Atomkraftgeschäft gleichberechtigte Joint Ventures gründen wollen. Ohne einen größeren Anteil an Alstom wäre der Einfluss der französischen Regierung über diese Joint-Venture-Geschäfte jedoch begrenzt.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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