Wirtschaft

Elektro-Sportwagen aus Ingolstadt Audi nimmt es mit Tesla auf

Bald auf der Autobahn zu sehen? Ein Audi "R8 e-tron", hier noch als Ausstellungsstück auf der IAA 2011 in Frankfurt.

Bald auf der Autobahn zu sehen? Ein Audi "R8 e-tron", hier noch als Ausstellungsstück auf der IAA 2011 in Frankfurt.

(Foto: REUTERS)

Die Erfolge im kalifornischen E-Sportwagenbau rütteln die deutsche Hersteller wach. Die VW-Tochter Audi haucht Insidern zufolge alten Elektroplänen neues Leben ein. Ein Experte ist sich sicher: "Alle großen deutschen Autobauer haben Pläne für Elektroautos in der Schublade."

Der Ingolstädter Pkw-Hersteller Audi erwägt offenbar den Bau von besonders leistungsfähigen Elektroautos, um dem US-Pionier Tesla im Markt für abgasfreie Sportwagenmodelle ein konkurrenzfähiges Angebot entgegensetzen zu können. Vorreiter solle die für 2015 geplante nächste Generation des Supersportwagens R8 sein, die es nun dem Vernehmen nach auch in einer rein batteriegetriebenen Version geben soll.

Audi plane, das Fahrzeug zunächst auf Basis von Kundenbestellungen in kleiner Stückzahl anzubieten, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters die Angaben von nicht näher genannten "Insidern". Eine Batterieladung des R8 "e-tron" solle für 450 Kilometer reichen und damit doppelt so weit wie die von Audi vor zwei Jahren auf Eis gelegte Version. Damit käme Audi nahe an die Reichweite des Tesla-Modells "S" heran, dessen Batterie erst nach etwa 500 Kilometern aufgeladen werden muss.

Mit dem R8 "e-tron" wolle die VW-Tochter Audi den Weg für weitere Hochleistungs-Elektroautos ebnen, hieß es weiter aus dem Umfeld des Volkswagen-Konzerns. In Ingolstadt werde derzeit über den Bau eines Elektro-Geländewagens "Q8" als Konkurrenz zum geplanten Model "X" von Tesla nachgedacht.

Branchenkennern erscheinen die Überlegungen plausibel: Audi-Chef Rupert Stadler hatte bereits die Möglichkeit weiterer Elektroautos angedeutet. "Wenn sich die Zelltechnologie weiter so vielversprechend entwickelt, wird es auch bei Audi weitere reine Elektroautos geben", sagte er unlängst in einem Interview mit Blick auf die dezeit noch beschränkten Möglichkeiten der Batterietechnologie.

Vorteile der Konzern-Logistik

Um die Kosten in Grenzen zu halten, will Audi das Baukastenprinzip des VW-Konzerns auch für seine Elektroantriebe nutzen. Audi hat schon vor längerem den Modularen-Längsbaukasten (MLB) für größere Modelle eingeführt, deren Motor längs zur Fahrtrichtung eingebaut sind. Kleinere Fahrzeuge vom "Polo" über den Kompaktwagen "Golf" bis hin zum Mittelklasseauto "Passat" baut VW inzwischen auch nach diesem Prinzip (MQB), das - grob vereinfacht - der Logik eines Legobaukastens entspricht.

Die neue Fahrzeug-Architektur, bei der sich immer mehr Autos bestimmte Baugruppen wie Achsen, Motor und Getriebe teilen, soll die Kosten deutlich sinken lassen. Auch VW selbst bringt derzeit verstärkt Elektroautos wie etwa den "e-Golf" auf den Markt.

In Deutschland ist ein Erfolg des abgasfreien Fahrens bisher auf breiter Front ausgeblieben - allen vollmundigen Plänen der Bundesregierung in Sachen Elektromobilität zum Trotz. Autokäufer machen einen großen Bogen um rein batteriegetriebene Wagen, weil sie als zu teuer gelten. Zudem fürchten Kunden, mit leerer Batterie liegenzubleiben. Im Schnitt reicht eine Batterieladung bei den meisten Modellen derzeit etwa 150 Kilometer.

Tesla hat mit seiner Batterie-Technologie nun allerdings bewiesen, dass auch längere Strecken möglich sind. Der kalifornische Vorreiter verhalf Elektroautos damit zu neuer Attraktivität. Auf diesen Zug wollen nun offenbar auch die deutschen Premiumautobauer aufspringen: BMW hat gerade den Elektro-Stadtwagen "i3" mit viel Werbeaufwand auf den Markt gebracht. Rivale Mercedes-Benz baut die "B-Klasse" seit kurzem auch als reines Batterieauto. Den kleineren "Smart" gibt es bereits seit längerem ebenfalls als reines E-Auto. Der Stuttgarter Mutterkonzern Daimler ist zudem mit einem Anteil von 4 Prozent an Tesla beteiligt.

"Alle großen deutschen Autobauer haben Pläne für Elektroautos in der Schublade. Sie wollen vorbereitet sein, wenn die Nachfrage anzieht", sagt Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB. Er rechnet damit, dass es noch bis zu sieben Jahren dauern wird, bis reine Stromer in nennenswerter Stückzahl auf den Straßen rollen. Bisher sind es in Deutschland erst gut 12.000 Stück. Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Fahrzeugbestand hierzulande derzeit bei fast 44 Millionen Stück.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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