Wirtschaft

Hype-Branche Auch Fintechs wachsen nicht in den Himmel

Blick in den Serverraum: Fintech= "financial services" + "technology"

Blick in den Serverraum: Fintech= "financial services" + "technology"

(Foto: REUTERS)

Die Aktien der Fintech-Unternehmen sorgten in diesem Jahr größtenteils für Furore. Allerdings schwächelten zuletzt auch etliche Titel - Zwischentief oder Beginn eines Abwärtstrends?

Sie wollen eine schnelle Beratung, wie man 10.000 Euro anlegen soll oder brauchen kurzfristig einen Kleinkredit über ein paar tausend Euro? Ihre Bank braucht ziemlich lange, um zu entscheiden. Und ohnehin ist das Vertrauen in die Finanzinstitute nach der Finanzkrise nicht besonders hoch. Alternativen zu herkömmlichen Bank- und Finanzgeschäften bieten da seit einiger Zeit sogenannte Fintech-Unternehmen, die die Funktionen von Banken und anderen Finanzunternehmen übernehmen.

Hypoport
Hypoport 241,00

Der Name erklärt die Stoßrichtung dieser Unternehmen: Fintech ist eine Kombination aus den Wörtern "financial services" (Finanzdienstleistungen) und "technology", und bedeutet, dass branchenfremde, vor allem technologiegetriebene Unternehmen mit bedienungsfreundlichen Lösungen den Finanzsektor aufmischen.

Betroffen sind vor allem die weniger wissensintensiven und leicht zu standardisierenden Finanzdienstleistungen, von Zahlungsverkehrslösungen über Informationsdienste, bis zu kanalübergreifenden Beratungs- und Wertpapierhandelsdiensten und einfachen Finanzierungslösungen. Entsprechend hat sich um das Segment ein richtiger Hype entwickelt - zumal die Aktien dieser Unternehmen nach oben geschossen sind, wie jene des SDax-Konzerns Hypoport.

Korrektur hat begonnen

Ferratum
Ferratum 5,32

Zuletzt waren allerdings etliche Fintech-Papiere deutlich im Rückwärtsgang. So war die Aktie von Ferratum Anfang September nach der Bekanntgabe des Ausblicks für 2016 und 2017 abgerutscht und hat das 52-Wochen-Tief ins Visier genommen.

 Der finnische Konzern, der seit Juni 2015 im SDax notiert ist, bietet auf Basis seiner EU-Banklizenz Kunden einen schnellen und einfachen Zugriff auf mobile Kredit- und Bankdienstleistungen und ist nicht zuletzt für seine Kleinkredite von 50 bis 3.000 Euro an Konsumenten bekannt. "Mit Ferratum wird das Smartphone zur mobilen Bank", beschreibt die Firma ihre Vision. Zudem bietet der Konzern Girokonten, Debitkarten und Festgeld an. Vorstandschef Jorma Jokela hat im Juni eine Anleihe von 50 Millionen Euro emittiert, um das Geld in das weitere Wachstum zu investieren, nicht zuletzt in den Ländern außerhalb Europas.

Zwar prognostiziert Jokela kräftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen für 2016 und 2017. Die Analysten der Berenberg Bank und von Hauck & Aufhäuser hatten zuvor aber deutlich höhere Erwartungen. Laut den aktuellen Konsensschätzungen soll zwar der Umsatz in diesem Jahr und im nächsten Jahr um jeweils rund 40 Prozent nach oben schnellen, während sich der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 2015 und 2017 auf rund 34 Millionen Euro verdoppeln soll. Der Börsenwert von 400 Millionen Euro zeigt aber, dass das Unternehmen mit dem knapp Zwölffachen des 2017er-Ebit-Gewinns immer noch hoch bewertet ist.

Hypoport spürt Gegenwind

Mit einem Börsenwert von 500 Millionen Euro ist die ebenfalls im SDax notierte Hypoport deutlich größer als Ferratum. Das Berliner Unternehmen Hypoport betreibt über die Tochter Europace einen Finanzmarktplatz zum Abschluss von Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukten und Ratenkrediten. Dabei werden hunderte Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Finanzvertriebe vernetzt.

Dr. Klein & Co., eine weitere Tochter von Hypoport, berät als Finanzvertrieb Kunden in den Bereichen Immobilienfinanzierung, Versicherung und Vorsorge. Vorstandschef Ronald Slabke zeigte sich mit dem im ersten Halbjahr erreichten Umsatzanstieg um neun Prozent auf 73,7 Millionen Euro zufrieden, zumal das Ebit um 22 Prozent zugelegt hatte. Der Firmenlenker hat für 2016 zwar ein "prozentual leicht zweistelliges Umsatz- und Ertragswachstum" in Aussicht gestellt. Dennoch ist die Aktie seit der Bekanntgabe der Prognose Anfang August im Rückwärtsgang und notiert damit wieder auf dem Niveau von Ende 2015.

Slabke hatte kritisiert, dass die politischen Rahmenbedingungen die zügige Realisierung von Neubauprojekten bremsen würde. Daher gäbe es "diverse Unsicherheiten in und um unsere Hauptmärkte herum". Er wolle aber "auch kommende Herausforderungen in Chancen umwandeln". Das anhaltende Niedrigzinsumfeld sollte in den nächsten Jahren weiterhin dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien robust bleibt.

Fintech Group mit strategischer Allianz

Eine der wenigen Aktien aus dem Bereich, die auf dem Weg nach oben sind, ist die der Fintech Group. Sie ist nicht zuletzt für den Online-Broker flatex bekannt. Der Börsenwert ist inzwischen auf rund 270 Millionen Euro gestiegen. Für Zuversicht bei Aktionären sorgt die Ende Juli bekannt gegebene Technologiepartnerschaft mit Rocket Internet zum Aufbau digitaler Bankdienstleistungen in Europa. Die Partner setzen dabei auf die Bank biw, eine Tochter der Fintech Group, die über eine europaweit gültige Banklizenz verfügt, sowie das IT-Systemhaus Xcom des FinTech-Konzerns. "Wir werden diese Kooperation gemeinsam in Deutschland und Europa zum Erfolg führen und daran partizipieren," sagte Frank Niehage, Vorstandschef der FinTech Group. Er und Rocket Internet müssen in den nächsten Monaten den Worten Taten folgen lassen.

Wenngleich das Wachstum von etlichen Firmen aus der Fintech-Branche etwas hinter den euphorischen Erwartungen vieler Experten zurückgeblieben ist, sind die Perspektiven für den Bereich dennoch gut. Zwar ist der Marktanteil der FinTech-Unternehmen derzeit noch sehr gering. Aufgrund ihrer innovativen Lösungen sollte er aber in den nächsten Jahren kräftig wachsen und das Segment damit weiterhin für Furore sorgen. Entsprechend sollte die Bedeutung der Firmen weiter zunehmen, sei es als Kooperationspartner von Banken und Versicherungen oder als interessante Übernahmeziele.

Quelle: ntv.de

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