Wirtschaft

Rockt das neue iPhone? Apple verliert Sex-Appeal

(Foto: REUTERS)

Jubelstürme löst Apple an der Wall Street zuletzt nicht aus. Daran wird selbst das neue iPhone wohl wenig ändern. Doch Investment-Legende Warren Buffett ist das herzlich egal.

Wie sich die Zeiten ändern. Apple stellt am Abend eine neue iPhone-Generation vor – und der Enthusiasmus hält sich in Grenzen. Zumindest an der Börse.

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Und das wird nach der Präsentation aller Voraussicht nach auch so bleiben. Denn anders als üblich bleibt das Design des Geräts für ein drittes Jahr weitgehend unverändert. Berichten zufolge wird der Home-Button durch eine Sensorfläche ersetzt. Auch die Kopfhörerbuchse wird wahrscheinlich verschwinden. Außerdem gibt es unter anderem wohl eine bessere Kamera. Eine Revolution ist das nicht.

Weil Apple-Revolutionen früher üblich waren und seit geraumer Zeit ausbleiben, ist aus dem hippen Überflieger an der Wall Street mittlerweile eine grundsolide, geradezu langweilige Aktie geworden. In nüchternen Zahlen ausgedrückt: Die Aktie hat sich in diesem Jahr lediglich um etwas mehr als zwei Prozent verteuert – und hat sich damit schlechter entwickelt als der Markt. Der Dow Jones legte um 6,4 und der S&P 500 um knapp 7 Prozent zu. Vom im Mai vergangenen Jahres erreichten Allzeithoch ist die Aktie weit entfernt – sie ist derzeit rund 20 Prozent billiger als damals.

Das Problem: Apples Verkaufsschlager, das iPhone, wird zwar immer wieder verbessert – aber viele Kunden sehen trotzdem keinen Grund, ein neueres Modell zu kaufen. Sie sind mit ihrem bisherigen Gerät zufrieden. Und Rivalen wie Samsung und Huawei verschärfen den Wettbewerb mit neuen Modellen.

Das ist für Apple deshalb ein Problem, weil der Konzern vom iPhone abhängt. Im vergangenen Quartal sorgten diese Geräte für knapp 60 Prozent des Konzernumsatzes. Rund 40 Millionen Stück wurden verkauft – und damit 15 Prozent weniger als im Quartal zuvor. Angesichts der schrumpfenden iPhone-Verkäufe gingen Konzerngewinn und -umsatz ebenfalls kräftig zurück. Und die Aktie? Stieg am Tag nach Bekanntgabe der durchwachsenen Zahlen um sieben Prozent. Das zeigt, wie verhältnismäßig leicht Apple-Investoren derzeit zufriedenzustellen sind.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Apple wenig Geld verdient. Im vergangenen Quartal lag der Nettogewinn bei 7,8 Milliarden Dollar. An der Börse ist der Konzern 580 Milliarden Dollar schwer – und damit das wertvollste Unternehmen der Welt.

Und dennoch scheint die Aktie vergleichsweise günstig bewertet zu sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr liegt bei lediglich rund 13. Je geringer die Zahl ist, umso besser ist die Bewertung. Zum Vergleich: Bei Amazon liegt das Verhältnis vom aktuellen Börsenkurs zum erwarteten Jahresgewinn bei 134. Bei Facebook lautet diese Kennzahl immerhin 40.

Buffett greift zu

Hinzu kommt: Apple schüttete fürs vergangene Quartal eine Dividende von 57 Cent pro Aktie aus – aufs Jahr hochgerechnet ergibt sich damit eine Dividendenrendite von 2,1 Prozent. Im Umfeld von Minizinsen mag das für viele Anleger durchaus attraktiv erscheinen.

Auch das Geldpolster in Höhe von 230 Milliarden Dollar ist bemerkenswert. Das wird wohl selbst dann nicht weniger, wenn Apple die von der EU-Kommission geforderte Steuernachzahlung in Irland in Höhe von 13 Milliarden Euro leistet. Denn in diesem Falle würde Apple in den USA voraussichtlich eine Steuergutschrift in gleicher Höhe erhalten.

Warren Buffett ist von der Aktie offensichtlich angetan. Die Investmentfirma des Milliardärs, Berkshire Hathaway, hat ihren Apple-Anteil auf mehr als 15 Millionen Aktien erhöht. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass die Papiere nicht gerade hip sind. Denn Buffet beteiligt sich an soliden Unternehmen, die beständig wachsen.

Für den weiteren Weg der Apple-Aktie kann das durchaus Gutes bedeuten. Schließlich ist Buffett durch die Beteiligung an langweiligen Unternehmen zu einem der reichsten Menschen des Planeten geworden.

Quelle: ntv.de

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