Wirtschaft

Lob für die Imagepflege Apple mag auch Frauen und Minderheiten

Apple will so bunt wie eine Pralinenschachtel werden.

Apple will so bunt wie eine Pralinenschachtel werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Apple will mehr Vielfalt in den Konzern bringen. Vielfalt heißt: Mehr Frauen, mehr Angehörige von Minderheiten. Dafür wird das Unternehmen gelobt. Wie deprimierend.

"Vielfalt" steht laut Definition für eine Fülle verschiedener Dinge. Früher stand Vielfalt vor allem auf etwas muffigen Pralinenschachteln. Was darf es sein? Haselnuss Knusper, Noisette Praliné oder Malztoffee?

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Heute sind nicht nur Pralinenschachteln wieder en Vogue, sondern auch das Wort Vielfalt. In der Wirtschaftswelt steht es für eine besonders fortschrittliche Unternehmenskultur. "Diversity - 'Vielfalt' ist typisch Deutsche Bank" heißt es etwa entzückt auf der Website des größten deutschen Geldinstituts.

Es gibt in Deutschland sogar eine Charta der Vielfalt, ein Manifest, das deutsche Unternehmen auf ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einschwört. Unter der Schirmherrschaft von Angela Merkel höchstselbst. Wer will da noch den Kritikern zuhören, die vermuten, dass verschiedene Unterzeichner damit nur ihr Image aufpolieren wollen?

Dabei ist das krampfhafte Bemühen um ein "buntes" (ein weiterer beliebter Euphemismus) Unternehmensbild keine deutsche Spezialität. In den USA werden Firmen aus dem Silicon Valley stark kritisiert, weil bei ihnen weiße Männer in der Überzahl sind. Aber sind Computernerds nicht nun einmal eher männlich? Eher weiß? Sicher. Doch genügt das, um die hohen Differenzen in den Mitarbeiterzahlen zu erklären?

Bei Apple waren im Sommer vergangenen Jahres 70 Prozent der Belegschaft männlich. Dann wurde inmitten der Diskussion um Frauen in Führungsriegen eine große Initiative gestartet und binnen eines Jahres 11.000 Frauen eingestellt. Danach waren noch 69 Prozent der Mitarbeiter männlich. Die einen würden in den neuen Zahlen einen Fortschritt sehen, "die anderen erkennen, was für ein weiter Weg noch vor uns liegt", teilte Konzernchef Tim Cook nun mit. Für diese Offenheit wird Cook gelobt. Und für die 2200 Afroamerikaner und 2700 Latinos, die Apple eingestellt hat.

Eine alte Binsenweisheit lautet, dass es in der Menschheitsgeschichte noch nie von Nachteil war, ein weißer Mann zu sein. Dass im Jahr 2015 Unternehmen mit dem Stichwort "Vielfalt" noch Imagepflege betreiben können, ist dennoch so niederschmetternd wie eine Schachtel "Quality Street", die man alleine aufgegessen hat.

Quelle: ntv.de

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