Wirtschaft

Rekord lässt Anleger kalt Apple hofft auf Wachstumswunder

Selbst der Papst hat inzwischen schon ein iPhone. Neue Kunden zu finden, wird für Apple immer schwieriger.

Selbst der Papst hat inzwischen schon ein iPhone. Neue Kunden zu finden, wird für Apple immer schwieriger.

(Foto: AP)

Die Gewinne bei Apple sprudeln nach wie vor. Doch die Aktionäre wollen Wachstum sehen. Wo das in Zukunft herkommen soll, kann Konzernchef Tim Cook nicht erklären.

Wieder einmal Weltrekord: Für das vergangenen Quartal meldete Apple einen Umsatz von 75,9 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 18,4 Milliarden Dollar. Das entspricht immerhin einem Gewinnplus von 2,2 Prozent und einem Umsatzwachstum von 1,7 Prozent. Wenn man die für das US-Unternehmen ungünstige Entwicklung der Wechselkurse herausrechnet, hat der Umsatz sogar um acht Prozent zugelegt.

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Doch trotz des neuerlichen Rekordes interessiert die Anleger der Rückblick weniger als das, was Apple-Chef Tim Cook zum Ausblick auf das laufende Quartal sagte - und das klang in mehrerer Hinsicht düster für die Aktionäre. Denn die erwarten, dass ihnen die Konzernführung eine Wachstumsperspektive für ihr im Unternehmen angelegtes Geld präsentiert. Doch die fehlt derzeit bei Apple.

Der Absatz des aktuellen iPhone 6S sei zuletzt bereits zurückgegangen, bestätigte Cook. Er rechne damit, dass das auch für das gesamte Quartal der Fall sein werde. In den vergangenen Wochen hatten Medien bereits darüber berichtet, dass Apple Bestellungen bei seinen Zuliefern zurückgefahren und die Absatzprognosen nach unten korrigiert habe. Da das Smartphone für mehr als zwei Drittel des Konzernumsatzes dürfte auch dieser zurückgehen - erstmals seit Apple 2007 das erste iPhone auf den Markt gebracht hatte.

"Extreme Bedingungen" verschwinden nicht

Cook begründet die Probleme mit der "extremen" weltwirtschaftlichen Situation. Knapp zwei Drittel des iPhone-Umsatzes erzielt Apple außerhalb der USA, deshalb wirke sich der gegenüber fast allen wichtigen Währungen gestiegene Dollar "sehr wesentlich" auf die Geschäfte aus. Zudem treffen die wirtschaftlichen Turbulenzen in China, dem inzwischen zweitwichtigsten iPhonemarkt der Welt, Apple hart.

Was Cook den Investoren in Aussicht stellt, ist allerdings nicht viel mehr, als dass diese "extremen Bedingungen" vorübergehen und die nächsten iPhone-Generationen wieder an die Erfolge der vorangegangenen anknüpfen würden. Die Strategie des Konzern werde sich nicht ändern, bestätigte Cook. Eine günstige, abgespeckte iPhone-Version, die in großen Schwellenländern wie Brasilien und Indien Marktanteile sichern könnte, werde es nicht geben. Wenn die aktuelle Krise überwunden sei, werde in Ländern wie Brasilien und China die Mittelschicht wieder wachsen und Apple neue Kunden für seine Premium-Produkte bescheren, ist sich Cook sicher.

Dass sich die "Bedingungen" in den wichtigen Märkten bald wieder so ändern, dass Apple automatische zu alten Wachstumszahlen zurückkehrt, ist allerdings alles andere als gesichert. Viele Beobachter glauben, dass China keine zyklischen Turbulenzen erlebt, sondern einen langwierigen Umbruch an dessen Ende eine wesentlich langsamer wachsende Wirtschaft stehen dürfte, als in den vergangenen Jahrzehnten.

Keine Alternative zum iPhone in Sicht

Zudem gilt der Smartphone-Markt sowohl in China als auch in den USA, dem immer noch wichtigsten Markt für Apple, als gesättigt. Cooks Hoffnung ist, bisherige Nutzer von Android-Smartphones abwerben können. Zudem sollen möglichst viele Apple-Kunden mit älteren Geräten - dazu zählt Cook alle, die kein iPhone der 6er-Generation besitzen - auf die kommenden Modelle umsteigen. Doch auch das würde im besten Fall für stabile Verkaufszahlen sorgen.

Bleibt das Wachstum, dass Cook für die anderen Produkte und Dienstleistungen seines Unternehmens präsentieren konnte. Die Apple-Watch etwa habe Rekordzuwächse erzielt, teilte Cook mit. Zudem tragen die Verkäufe im App Store inzwischen einen Milliardenbeitrag zum Konzernumsatz bei. Auch der Bezahldienst Apple Pay wächst stark. Um Einbußen beim iPhone-Verkauf wettzumachen sind diese Bereiche allerdings noch viel zu klein. Zudem verzeichnet der Absatz von Mac-Computern und iPads deutliche Rückgänge.

Einen Absturz der Apple-Aktie erwarten Analysten dennoch nicht, wenn die US-Börsen heute öffnen. Laut Analysten ist die Wachstumsschwäche im aktuellen Börsenwert des Konzerns eingepreist. Der ist in den vergangenen Monaten bereits um mehr als 200 Milliarden Dollar geschrumpft.  

Quelle: ntv.de, mbo

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