Wirtschaft

Fährt Siri bald Ferrari? Apple dringt ins Auto vor

Ferarri, Volvo, Mercedes-Benz: Das Schlagwort vom "vernetzten Auto" lockt nicht nur Apple oder Google an.

Ferarri, Volvo, Mercedes-Benz: Das Schlagwort vom "vernetzten Auto" lockt nicht nur Apple oder Google an.

(Foto: REUTERS)

Ein strategischer Vorstoß beschert dem iPhone-Anbieter aus Kalifornien strahlende Zukunftsaussichten: Apple schließt angeblich ein Bündnis mit gleich drei namhaften Herstellern - und setzt mit aller Macht auf das "vernetzte Auto".

Eine Stufe weiter: Per Smartphone-Link lassen sich Mobilgeräte schon jetzt mit der Bord-Technik verbinden.

Eine Stufe weiter: Per Smartphone-Link lassen sich Mobilgeräte schon jetzt mit der Bord-Technik verbinden.

(Foto: REUTERS)

Der US-Konzern Apple kommt offenbar bei der Integration seiner Produkte und Software-Dienste im Automobilsektor voran. Medienberichten zufolge kann der Anbieter von Geräten wie iPhone, iPod und iPad in diesem zukunftsträchtigen Geschäftsfeld nun einen ersten, größeren Fortschritt verbuchen.

Apple-Software komme demnächst serienmäßig bei gleich drei prestigeträchtigen Autoherstellern zum Einsatz, berichtete die "Financial Times". Eine offizielle Stellungnahme von Apple lag zunächst nicht vor. Doch Experten zufolge klingt der Plan mehr als plausibel. Die Wahl der Kooperationspartner deutet demnach bereits an, an welche Zielgruppe sich der Apple-Vorstoß richten dürfte.

Getreu der Markenphilosophie will der kalifornische Kult-Konzern offenbar insbesondere Fahrzeug-Käufer aus den Premium- und Luxus-Segmenten ansprechen. Als erste würden die Daimler-Kernmarke Mercedes-Benz sowie Volvo und Ferrari die Apple-Software in ihre Fahrzeuge einbinden, heißt es im Bericht der "Financial Times". Per Spracheingabe könnten Autofahrer dann mit Hilfe speziell angepasster Pkw-Anwendungen zum Beispiel den Kartendienst von Apple zur Navigation nutzen oder Musiktitel auswählen, erklärten Branchenkenner.

Siri-Sitz im Armaturenbrett

Die neuen Apple-Dienste fürs Auto dürften sich dabei im Kern auf das sprachbasierte Assistenzsystem Siri stützen. Die Sprachsteuerungssoftware Siri kennen Apple-Kunden längst vom iPhone. Fest integriert ins Armaturenbrett könnte Siri zum Beispiel Textnachrichten vorlesen und eine gesprochene Antwort aufnehmen, heißt es. Im wesentlichen zielt Apple damit darauf, existierende Kombinationen aus Smartphone und Audioanlagen im Auto zu vereinfachen - und durch ein eigenes Angebot zu ersetzen.

Unternehmensstrategisch betrachtet, gilt das Vorhaben als überaus vielversprechend: Mit dem Vordringen ins Auto könnte sich Apple gerade auch jene Zielgruppen erschließen, die noch nicht in das Produktangebot des Konzerns eingebunden sind und noch kein iPhone besitzen. Da Apple-Dienste vor allem untereinander kompatibel sind, steigt damit der Anreiz zum Wechsel.

Apple löst sich von der Materie

Zudem markiert der Vorstoß eine weitere, möglicherweise richtungsweisende Entscheidung: Durch die Kooperation mit Autoherstellern löst Apple sein Angebot - zumindest im Auto-Bereich - von der Bindung an eigene Endgeräte. Langfristig könnte der Konzern dadurch einen Geschäftsbereich aufbauen, der mit erheblich geringeren Kosten für Herstellung und Vertrieb auskommt. Das Trägergerät - mit seinen hohen Kosten für Rohstoffe, Produktion und Auslieferung - stellt in diesem Fall der Autobauer.

Die Auto-Kooperation solle kommende Woche auf dem Genfer Autosalon vorgestellt werden, heißt es im Bericht der "Financial Times". Erste Pläne für eine vertiefte Einbindung seiner iPhones und Software in Autos hatte Apple im vergangenen Sommer präsentiert.

Die Kalifornier stehen mit ihren Vorstößen in die Automobilbranche alles andere als alleine da. Die Konkurrenz drängt ebenfalls mit Macht ins Armaturenbrett. Vergleichbare Pläne verfolgt zum Beispiel der US-Konzern Google, der mit seiner Smartphone-Plattform Android zu den großen Apple-Rivalen zählt. Der Betreiber der weltweit einflussreichsten Internet-Suchmaschine bildete dafür Anfang des Jahres eine Allianz mit Autoherstellern, zu der auch die VW-Tochter Audi zählt.

"Das sehe ich als ein Milliardengeschäft"

Das Schlagwort vom "vernetzten Auto" beschreibt schon jetzt einen der ganz großen Zukunftstrends im Automobilbau. Von den Dienstleistungen rund um die Pkw-Software verspricht sich auch der Zulieferer Bosch überaus lukrative Geschäfte.

"Diese Services sehe ich als Milliardengeschäft in den nächsten sechs bis acht Jahren", sagte der für die Kraftfahrzeugtechnik zuständige Geschäftsführer, Wolf-Henning Scheider. Der Technikkonzern arbeitet nicht nur an dem automatischen Notruf, sondern auch an Projekten wie etwa Bezahlfunktionen von Ladestationen für E-Fahrzeuge.

Mit Fahrerassistenz-Systemen wie Parkhilfen werde Bosch bereits 2016 mehr als eine Milliarde Euro Umsatz machen, sagte Scheider. Der Konzern - Weltmarktführer unter den Autozulieferern - erwirtschaftete 2013 nach vorläufigen Zahlen einen Jahresumsatz von 46,4 Milliarden Euro.

Ein kurzer Vergleich wirft ein schnelles Schlaglicht auf die Größenverhältnisse: Apple kam allein im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2013 - dem ersten Quartal im Apple-Geschäftsjahr - auf einen Umsatz von 57,6 Milliarden Dollar (rund 41,7 Milliarden Euro).

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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