Wirtschaft

"Gefahr eines Systemrisikos" Anleger werden bei Bankaktien nervöser

Die Kurse an den Weltleitbörsen brechen ein. Erinnerungen an die Turbulenzen nach der Lehman-Pleite werden wach. Zusätzliche Angst schürt die anhaltende Abwärtsdynamik bei Bankwerten.

Nach eintägiger Pause sind die Finanzwerte am Donnerstag erneut kräftig unter Druck geraten. Auf breiter Front sackten die Aktienkurse der gesamten Branche ab - allen voran die Papiere der französischen Societe Generale, die um 15 Prozent auf 26,61 Euro in den Keller rauschten. Aber auch die Anteilsscheine der Deutschen Bank brachen um 7,8 Prozent auf 13,44 Euro ein, nachdem sie am Mittwoch noch 10 Prozent gewonnen hatten. "Wir sehen bei der Deutschen Bank seit Wochen einen massiven Abverkauf, da sie neben den Branchenproblemen auch noch hausgemachte Sorgen hat", sagt ein Händler.

Börsianer machen zunehmend die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken für die Entwicklung verantwortlich. "In einem solchen Umfeld haben die Banken es extrem schwer, Geld zu verdienen", sagte ein Händler. Die Gefahr eines Systemrisikos werde dadurch immer größer. Die Geldhäuser müssen beispielsweise bei der EZB Strafzinsen zahlen, wenn sie dort über Nacht Gelder parken. Die französische Societe Generale enttäuschte die Anleger zudem mit einem Quartalsgewinn unter Erwartungen und dem Ausblick.

Bislang hatten die Börsianer die französischen Banken noch weniger auf dem Radar. Die Deutsche Bank hatte Anfang der Woche mit der Aussage, dass sie bestimmte Anleihen ohne Probleme bedienen könne, versucht, die Anleger zu beruhigen. Börsianer kritisierten nun, dieses Vorgehen habe die Investoren nur noch nervöser gemacht.

Verprügelte Monte Paschi

Anteilsscheine der Deutschen Bank haben seit Jahresbeginn rund 40 Prozent eingebüßt - so viel wie kein anderer Wert im Leitindex Dax. Mit einem Tief von rund 13 Euro kosteten die Aktien in diesem Jahr so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch Titel der Commerzbank verloren am Donnerstag sieben Prozent. Die Bankenindizes des Stoxx50 und EuroStoxx50 fielen um 6,6 und 7,1 Prozent.

Deutlich stärker als die Aktien der Deutschen Bank und der die Schweizer Credit Suisse mit aktuell je rund 40 Prozent sind bislang im Stoxx50 nur die Papiere einiger italienischer Banken wie der Krisenbank Monte Paschi abgestürzt - seit Anfang des Jahres um rund 60 Prozent.

An den Finanzmärkten werde mittlerweile die Gefahr massiver Kreditausfälle durchgespielt, erklärte ein Händler. Das sorgte am Markt für Kreditausfallversicherungen - sogenannte CDS (Credit Default Swaps) - für kräftige Aufschläge. So verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets nachrangiger Verbindlichkeiten europäischer Banken  gegen einen Zahlungsausfall auf 317.150 von 285.750 Euro. Die CDS der Deutschen Bank zogen auf 261.429 von 228.212 Euro am Mittwoch an. Damit waren sie mehr als doppelt so teuer wie Mitte Januar.

Quelle: ntv.de, Andrea Lentz, rts

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