Wirtschaft

Konkurrenz für die Deutsche Post? Amazon will schneller liefern

Zustellung noch am Tag der Bestellung: Die schnelle Lieferung kommt bei Kunden laut Amazon sehr gut an.

Zustellung noch am Tag der Bestellung: Die schnelle Lieferung kommt bei Kunden laut Amazon sehr gut an.

(Foto: AP)

Morgens bestellt und abends schon beim Kunden? Der US-Gigant Amazon will die Warenauslieferung in Deutschland massiv beschleunigen. Dazu könnten schon bald überall im Land neue Verteilzentren entstehen. Was heißt das für die Post?

Der Online-Händler Amazon könnte in Deutschland weitere Verteilzentren eröffnen und damit Dienstleistern wie der Deutschen Post oder Hermes Geschäft entziehen. Amazon könnte in deutschen Metropol-Regionen mit eigenen Verteilzentren tätig werden, erklärte Amazon-Manager Bernd Schwenger dem Logistikfachblatt "Deutsche Verkehrs-Zeitung".

"Amazon will Flexibilität gewinnen, neue Services wie Same-Day-Zustellung anzubieten", sagte Schwenger. "Hier hilft ein eigenes Angebot." Der US-Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr in Olching bei München ein erstes Paketzentrum eröffnet. Dort verteilen 130 Mitarbeiter Pakete für die Zustellung noch am gleichen oder am kommenden Tag. Die Auslieferung an die Kunden selbst übernehmen Amazon zufolge aber sechs lokale Logistikunternehmen - Amazon-Kleinlaster sind also nicht unterwegs.

Beschleunigtes Einkaufsglück

Die sogenannte "Same-Day-Zustellung" - also die Auslieferung der bestellten Waren am Tag der Bestellung - übernehmen für den US-Onlinehändler derzeit unter anderem auch Deutsche Post DHL und Hermes. Doch die Kunden fragten die schnelle Lieferung "immer mehr nach", wie es bei Amazon heißt. Daher baue der US-Onlineriese "in diesem Wachstumsfeld eigene Kapazitäten auf" - ergänzend zu den bestehenden Paketdiensten.

Logistik-Zentrum von Amazon bei Koblenz: Der Boom im Online-Handel beschert Paketdienstleistern wie DHL tonnenweise Arbeit.

Logistik-Zentrum von Amazon bei Koblenz: Der Boom im Online-Handel beschert Paketdienstleistern wie DHL tonnenweise Arbeit.

(Foto: REUTERS)

Die ersten Erfahrungen in Olching seien gut, erklärte ein Unternehmenssprecher. Jetzt müssten die weiteren Ergebnisse abgewartet werden. Auf dieser Basis falle die Entscheidung, ob auch in anderen Städten in Deutschland weitere Verteilzentren nach diesem Modell errichtet werden. Logistics-Chef Schwenger klang im Interview mit der "Verkehrs-Zeitung" deutlich optimistischer: "Zunächst werden wir andere Metropolen angehen und in Stadtnähe Verteilzentren aufbauen." Es sei derzeit allerdings sehr schwierig, passende Immobilien im Umland der Großstädte zu finden, vor allem mit der Vorgabe der nächtlichen Lkw-Anlieferung.

Wer liefert die Pakete?

Branchenkenner gehen davon aus, dass die strategische Entscheidung vor allem den großen Paketdienstleistern Marktanteile und mittelfristig auch Umsatz kosten könnte. Die Arbeit in den Verteilzentren zählt zu den Kernkompetenzen der großen Logistik-Dienstleister. Amazon ist einer ihrer wichtigsten Kunden: Das US-Unternehm ist der größte Onlinehändler in Deutschland.

Die Deutsche Post reagierte betont gelassen auf die Ankündigung eigener Verteilzentren bei Amazon. "DHL Paket und Amazon verbindet in Deutschland eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit", erklärte ein Sprecher. Die Deutsche Post erwarte, dass "wir auch in Zukunft eng zusammenarbeiten werden".

Deutsche Post bleibt gelassen

Die Gelassenheit bei der Post stützt sich auf gute Gründe. "Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass in Deutschland der Aufbau einer eigenen flächendeckenden Transportlogistik vergleichbarer Qualität und ihr wirtschaftlicher Betrieb ein anspruchsvolles Vorhaben ist", hatte Post-Vorstand Jürgen Gerdes erst Anfang Dezember erklärt.

Die Post profitierte in den vergangenen Jahren stark vom boomenden Online-Handel. Weil immer mehr Verbraucher ihre Waren im Internet bestellen, gehen in den Filialen und Verteilzentren des Bonner Dax-Konzerns auch entsprechend mehr Pakete zur Auslieferung an die Kunden ein. Zusammen mit den Rückläufern, also den von Kunden zurückgesandten Waren, ergeben sich so erhebliche Mengen an Paketen und Postsendungen.

Neu sind die Amazon-Überlegungen im Kern nicht. In der Vergangenheit waren immer wieder Spekulationen aufgekommen, Amazon könnte nun auch die Zustellung seiner Pakete in die Hand nehmen - und das auch in der Bundesrepublik. Zuletzt hatte der US-Konzern zum Beispiel mit futuristischen Experimenten für Aufsehen gesorgt, bei denen Drohnen die Auslieferung von Paketen übernehmen sollten.

Mit einem Einstieg in die Zustellung würde Amazon zum direkten Konkurrenten der Logistik-Konzerne aufsteigen. In Olching belässt es Amazon aber erst einmal dabei, die Pakete für eine rasche Zustellung vorzubereiten. Anders als in den neun deutschen Logistikzentren des US-Riesen gibt es dort auch kein eigenes Lager.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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