Wirtschaft

Projekt Großübernahme abgeblasen Allianz gibt Milliarden an Aktionäre zurück

Geldsegen für die Aktionäre im Gepäck: Allianzchef Bäte muss seine Übernahmekasse ausschütten.

Geldsegen für die Aktionäre im Gepäck: Allianzchef Bäte muss seine Übernahmekasse ausschütten.

(Foto: imago/Stephan Görlich)

Allianz-Chef Oliver Bäte hatte sich fest vorgenommen, einen anderen Versicherer zu übernehmen. Das Geld war bereits zurückgelegt. Doch eine interne Regel sorgt nun dafür, dass das Geld an die Aktionäre fließt.

Der Traum von der großen Übernahme scheint für die Allianz vorerst geplatzt. Europas größter Versicherer gibt eine Milliardensumme an seine Aktionäre zurück. Der Dax-Konzern will bis zu drei Milliarden Euro eigene Aktien vom Markt zurückkaufen und außerdem die Dividende anheben. Auslöser ist die vorerst geplatzte Hoffnung von Vorstandschef Oliver Bäte, einen anderen Versicherer zu schlucken. Den Zeitdruck für die Entscheidung hatte sich die Allianz selbst gesetzt - und schaffte ihn am Donnerstagabend wieder ab. Vorstandschef Bäte präsentiert am Freitag in München ausführlich die Jahresbilanz 2016.

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Die Allianz hatte den Aktienrückkauf fest versprochen für den Fall, dass sie bis Ende 2016 kein geeignetes Übernahmeziel findet. Als Stichtag galt die Bilanzvorlage, die eigentlich für Freitag vorgesehen war. Die Allianz steckt jedes Jahr ein Viertel ihres Überschusses in ihr Übernahmebudget. Nach jeweils drei Jahren sollte der Vorstand prüfen, ob das Geld für diesen Zweck benötigt wird - und es andernfalls an die Aktionäre zurückgeben. Die Regel, die unter Bätes Vorgänger Michael Diekmann erst 2014 eingeführt worden war, griff jetzt zum ersten Mal.

Die heutige Konzernspitze will sich einem solchen Zeitdruck aber nicht noch einmal aussetzen. "Die Rückzahlung von Eigenkapital an die Anteilseigner wird nicht länger mit dem ungenutzten Budget für externes Wachstum und einem Dreijahreszeitraum verbunden", hieß es. Künftig solle überschüssiges Kapital "auf flexible Weise" an die Anteilseigner gegeben werden "anstatt einem starren Ansatz zu folgen", teilte der Konzern nach einem Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat mit.

Dem "Handelsblatt" zufolge soll die Allianz Anfang des Jahres mit dem australischen Versicherer QBE über eine mögliche Übernahme gesprochen haben. QBE wies das Ansinnen aber offiziell zurück. Auch an den Übernahmeplänen der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo für den italienischen Versicherer Generali soll die Allianz laut italienischen Medien beteiligt sein. Die Münchner könnten sich dabei Teile von Generali einverleiben. Eine Bestätigung dafür gab es aber bisher nicht.

Weniger Schäden, aber auch weniger Kapitalerträge

Im abgelaufenen Jahr verdiente die Allianz auch dank geringer Katastrophenschäden unter dem Strich 6,9 Milliarden Euro und damit vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn legte um knapp ein Prozent auf 10,8 Milliarden Euro zu. Die Dividende soll von 7,30 auf 7,60 Euro steigen. Der Umsatz ging um gut 2 Prozent auf 122,4 Milliarden Euro zurück.

Für 2017 hat sich der Vorstand erneut einen operativen Gewinn von 10,8 Milliarden Euro vorgenommen - mit jeweils einer halben Milliarde Luft nach oben und unten. "Das Jahr 2016 bot reichlich an - teilweise unerfreulichen - Überraschungen, die unsere politische und wirtschaftliche Umwelt maßgeblich beeinträchtigen werden", sagte Bäte laut Mitteilung. "Dies erschwert Vorhersagen für 2017."

Im abgelaufenen Jahr trieb vor allem die Lebens- und Krankenversicherung den Gewinn der Allianz nach oben. Hier legte das operative Ergebnis um neun Prozent zu. In der größten Sparte, der Schaden- und Unfallversicherung, blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zwar mehr von den Beitragseinnahmen übrig als im Vorjahr. Geringere Gewinne bei den Kapitalanlagen ließen das operative Ergebnis des Bereichs aber um vier Prozent sinken. Auch die Vermögensverwaltung, zu der die US-Tochter Pimco und die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors gehören, warf vier Prozent weniger operativen Gewinn ab als im Vorjahr.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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