Wirtschaft

Schwergewicht im Online-Handel Alibaba widersteht dem China-Sog

In der Spitze 140.000 Transaktionen pro Sekunde: Blick in einen Logistik-Stützpunkt von Alibaba in Wuhan.

In der Spitze 140.000 Transaktionen pro Sekunde: Blick in einen Logistik-Stützpunkt von Alibaba in Wuhan.

(Foto: REUTERS)

Die Zahlen wirken beeindruckend, können an der New Yorker Börse aber bei weitem nicht alle Investoren überzeugen: Im internationalen Wettbewerb der Internet-Giganten wächst Alibaba noch immer mit zweistelligen Zuwachsraten.

Die chinesische Handelsplattform Alibaba kommt bisher unbeschadet durch die wirtschaftlichen Turbulenzen in ihrem Heimatland. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 32 Prozent auf 34,5 Milliarden Yuan (4,8 Milliarden Euro) an.

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Schwung gab vor allem das Geschäft mit Smartphones: Mit 18,7 Milliarden Yuan waren die mobilen Umsätze fast drei Mal höher als ein Jahr zuvor. Alibaba profitiert auch von der Konzentration auf die vielen ländlichen Regionen außerhalb der großen Städte.

Das Geschäft lief insgesamt besser als von Analysten erwartet. Das jahrelang rasante Wirtschaftswachstum in China schwächt sich ab, Verbraucher sind verunsichert. Der Kurs der Alibaba-Aktie gerät deswegen schon seit Monaten immer wieder unter Druck. Das Handelsgeschäft in China macht mit zuletzt 86 Prozent nach wie vor den Löwenanteil der Umsätze von Alibaba aus. Zugleich wuchsen die Einnahmen aus Cloud-Diensten um 126 Prozent auf 819 Millionen Yuan (114 Mio Euro).

Die Konjunkturabkühlung in China macht sich allerdings auch in den Alibaba-Zahlen bemerkbar: Der Gesamtwert der Waren, die dort über die Handelsplattformen des Konzerns abgewickelt werden, stieg zwar um 23 Prozent. Doch war dies die geringste Zunahme seit mehr als drei Jahren.

Extra erschaffener Feiertag

Im vergangenen Quartal lief das Geschäft besonders stark am großen Einkaufstag zum "Singles' Day" im November. An dem Tag seien 467 Millionen Bestellungen verarbeitet worden, in der Spitze seien es 140.000 Transaktionen pro Sekunde gewesen, teilte Alibaba mit. Für den Amazon-Rivalen ist das ein ganz besonderer Erfolg: Der "Singles' Day" am 11. November (11.11.) ist eine Marketing-Schöpfung von Alibabas Online-Supermarkt "Tmall". Die Kaufanreize des Shopping-Festivals hat Alibaba damit selbst etabliert.

Den Gewinn aus dem Ende Dezember abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal konnte Alibaba mit knapp 12,46 Milliarden Yuan (1,7 Mrd Euro) sogar mehr als verdoppeln. Das lag allerdings auch an Erlösen aus dem Verkauf von zwei Geschäftsbereichen an die konzerneigene Film-Tochter Alibaba Pictures.

Für Alibaba zahlte sich zudem die Expansion auf dem Lande in China aus: Der Konzern will unter anderem bei Handel und Zustellung von Lebensmitteln aus regionaler Produktion mitmischen. Dienste dafür würden inzwischen in 12.000 Dörfern angeboten, hieß es. Konzernchef Daniel Zhang erklärte, man wolle Industrieartikel aus den Städten auf dem Lande verkaufen und den Bauern helfen, frische Lebensmittel in die Ballungszentren zu bringen.

Börsianer bleiben skeptisch

Die Anleger reagierten zunächst zufrieden auf die Zahlen: Die Aktie legte im vorbörslichen New Yorker Börsenhandel um rund drei Prozent zu. Im Handelsverlauf kühlte sich die Zuversicht deutlich ab: Zuletzt notierte das Aliaba-Papier knapp 2,1 Prozent im Minus bei 68,10 Dollar.

Die Investment-Story, mit der Alibaba Anleger lockt, bleibt davon allerdings weitgehend unberührt: Das Unternehmen hatte im Jahr 2014 beim größten Börsengang aller Zeiten rund 25 Milliarden Dollar eingenommen. Alibaba kommt in China auf einen Marktanteil von rund 80 Prozent und will weiter expandieren. Dazu will der Konzern auch in einem Milliardendeal das chinesische Youtube-Pendant "Youku Tudou" übernehmen, um ähnlich wie Amazon verstärkt Medieninhalte anbieten zu können.

US-Konkurrent Ebay geriet zuletzt in Hintertreffen und musste im Weihnachtsgeschäft unerwartet große Rückgänge bei Umsatz und Gewinn verkraften. Dem Pionier von Online-Auktionen setzt im klassischen Internet-Handel Amazon stark zu. Die Amazon-Quartalszahlen stehen am Abend an: Der Online-Gigant will seinen Zwischenbericht nach US-Börsenschluss vorlegen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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