Wirtschaft

US-Analysten warnen Anleger Alibaba nennt den Preis

Stunden der Entscheidung: Investmentprofis warten auf die Details.

Stunden der Entscheidung: Investmentprofis warten auf die Details.

(Foto: REUTERS)

An der Wall Street erreicht die Aufregung um den größten Börsengang des Jahres einen ersten Höhepunkt: Die New Yorker Erstnotiz der Alibaba-Aktien könnte bis zu 25 Milliarden Dollar einbringen. Gespannt warten Analysten auf Details.

Die chinesische Handelsplattform Alibaba steht kurz vor ihrem mit Spannung erwarteten Börsendebüt in New York. Wenn auf den letzten Metern nicht doch noch etwas dazwischen kommt, soll der Sprung auf das Parkett an diesem Freitag erfolgen.

Es könnte der bislang wertvollste und umfangreichste Börsengang aller Zeiten werden: Der Emissionspreis der Alibaba-Aktien liegt mit 68 Dollar (etwa 52 Euro) am oberen Rand der bislang genannten Spanne. Das teilte eine konsortialführende Bank am Donnerstag mit. Alibaba peilt damit einen Emissionserlös von 21,8 Milliarden Dollar an.

Wenn die bei der Platzierung beteiligten Investmentbanken ihre Zeichnungsrechte ausüben, könnte das Volumen 25 Milliarden Dollar (19,3 Mrd Euro) erreichen. Da zunächst nur ein Teil des Unternehmens an der Börse gelistet wird, bewertet der Markt Alibaba auf dieser Grundlage insgesamt mit einem Börsenwert von bis zu 168 Milliarden Dollar.

Die Preisspanne war zwischenzeitlich angesichts der hohen Nachfrage angehoben worden. Das Top-Management von Alibaba tourte bis zuletzt mit Werbeveranstaltungen um die Welt, um Investoren zu überzeugen. Alibaba ist die führende Kraft im chinesischen Onlinemarkt. Der Konzern betreibt Taobao, einen Marktplatz für kleine und mittlere chinesische Unternehmen, sowie Tmall, eine Art Online-Kaufhaus für etablierte Marken.

Im Vorfeld des Megabörsengangs werden in New York allerdings auch kritische Stimmen laut. So nennt Fondsmanager Mark Mobius von Franklin Templeton Investments die Unternehmensstruktur "gefährlich". Für die Aktionäre gebe es keine Möglichkeit Einfluss auf das Management des chinesischen Konzerns zu nehmen oder mögliche Regressansprüche geltend zu machen.

"Dann gibt es nichts"

"Man müsste sich an ein chinesisches Gericht wenden und dies dürfte sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich werden", sagte Mobius, bei Franklin Templeton Investments für die Schwellenländer zuständig, in einem Interview mit CNN Money.

"Die Gründer haben die Kontrolle über die wichtigen Teile des Unternehmens, und falls es etwas schief gehen sollte, dann gibt es nichts, was man tun kann. Das ist die Ausgangslage", so der Fondsmanager weiter.

In Deutschland haben sich die Analysten von Morningstar mit dem Hype um die Alibaba-Aktie befasst. Der Internetriese aus China wird am 1. September gut 12 Prozent seiner Anteile zum Handel an der Börse frei geben. Auch deutsche Anleger könnten versucht sein, bei dem voraussichtlich rund 25 Milliarden Dollar schweren Börsengang einzusteigen.

68 Dollar zu billig?

Nach Ansicht der Aktien-Experten aus der Research-Abteilung von Morningstar ist der voraussichtliche Preis von 66 bis 68 Dollar zu niedrig angesetzt. Eine faire Bewertung liegt demnach bei gut 90 Dollar je American Deposit Share (ADS).

Grundlage für diese Einschätzung sind eine jährliche Wachstumsrate von 32 Prozent und ein erwartetes Wachstum der operativen Marge von 47,5 Prozent auf 50,2 Prozent in den kommenden fünf Jahren. Das Unternehmen habe deutliche Wettbewerbsvorteile in einem noch jungen E-Commerce-Markt in China, heißt es in der Morningstar-Studie. Neue Marktteilnehmer und Wettbewerber dürften es dadurch schwer haben, dem Internetriesen Alibaba auf lange Sicht in China Konkurrenz zu machen.

Gegen Amazon und Ebay

Der Studie zufolge ist der Einstieg bei Alibaba dennoch auch für deutsche Anleger mit einigen Risiken verbunden. Die Expansionspläne in den internationalen E-Commerce-Markt dürften durch die starke Konkurrenz etablierter Player erschwert werden. "In den USA wird es Alibaba vermutlich nur auf einen Nischenplatz schaffen, da Amazon und Ebay mit ihren etablierten Käufer-Verkäufer-Netzwerken kaum zu verdrängen sein dürften", schreiben die Analysten.

Dazu kommen regulatorische Risiken: Unvorhersehbare neue Regelungen in China könnten die Nutzung des Bezahldienstes Alipay, über den knapp 80 Prozent der Alibaba-Zahlungsströme abgewickelt werden, deutlich erschweren. Die chinesische Regierung wirft immer häufiger ein Auge auf online- und mobil-basierte Bezahlsysteme. Nach Ansicht von Morningstar ist die Alibaba-Aktie daher eher etwas für risikobereite Anleger, die insbesondere von der wachsenden Mittelschicht und den Sektoren E-Commerce, Technologie und Logistik in China profitieren möchten.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/DJ

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