Wirtschaft

Musk-Projekte Tesla und SolarCity Aktionäre wittern faulen Deal

Möchten Sie vielleicht noch ein Solar-Panel zu ihrem Auto? Musk will seine Tesla-Autos und SolarCity-Solaranlagen künftig gemeinsam vertreiben.

Möchten Sie vielleicht noch ein Solar-Panel zu ihrem Auto? Musk will seine Tesla-Autos und SolarCity-Solaranlagen künftig gemeinsam vertreiben.

(Foto: AP)

Star-Unternehmer Musk möchte, dass die Aktionäre seines Elektroautobauers Tesla eines seiner anderen Unternehmen vor dem Scheitern bewahren. Zum ersten Mal seit langem verweigern die Anleger dem Börsenliebling die Gefolgschaft.

Elon Musk ist gewohnt, dass Anleger ihm auch dann folgen, wenn sie bei anderen Unternehmen längst das Weite gesucht hätten. Mit 32 Milliarden Dollar bewerten sie derzeit den von ihm gegründeten Elektroautobauer Tesla. Das ist mehr als dreimal soviel wie der Börsenwert des Fiat-Chrysler-Konzerns, der pro Monat etwa viermal so viele Autos verkauft wie Tesla pro Jahr. Selbst für ein Raketenunternehmen, das unter anderem bemannte Marsmissionen plant, konnte Musk schon Milliarden bei Investoren einsammeln.

Mit seinem neuesten Plan trifft der Visionär dagegen auf ungewohnten Widerstand: Auf Musks Ankündigung hin, Tesla wolle das Solarunternehmen SolarCity übernehmen, rauschten die Tesla-Aktien über Nacht in den Keller. Wie Tesla ist auch SolarCity ein Musk-Projekt: Bei Tesla ist er Unternehmenschef, Chairman (etwa Aufsichtsratsvorsitzender) und oberster Produktentwickler sowie mit einem 19-Prozent-Anteil größter Aktionär. Bei SolarCity ist der Musk mit 22 Prozent ebenfalls größter Anteilseigner sowie Chairman. Chef des Unternehmens ist sein Cousin.  

Für Musk ist der Zusammenschluss ein "No Brainer": Schließlich zielten beide Firmen in etwa auf denselben Kundenkreis: Menschen, die Elektroautos und Batterien von Tesla kauften, interessierten sich oft auch für Solaranlagen, die SolarCity anbietet, behauptet Musk . Er gab jedoch zu: "Eine Studie oder so haben wir nicht dazu gemacht."

Musk nutzte Tesla und SpaceX für SolarCity-Investitionen

Investoren sehen Musks Logik mit Skepsis. Sie wittern einen anderen Grund hinter dem Übernahmeplan: SolarCity ist nicht nur defizitär - wie Börsenliebling Tesla auch - sondern auch hochverschuldet. Während das Geschäft unter anderem wegen Änderungen bei der Solarstromförderung zuletzt im US-Staat Nevada nicht so rund läuft wie geplant, wird ein großer Teil der Schulden im kommenden Jahr fällig. Der Aktienkurs von SolarCity ist in den vergangenen Monaten um mehr als die Hälfte eingebrochen; neues Kapital an der Börse aufzunehmen, dürfte derzeit schwierig werden. Nur einen Tag, bevor Musk seinen Familienzusammenschluss bekanntgab, rechneten die Analysten von Goldman Sachs aus, dass SolarCity Gefahr läuft, seine Verbindlichkeiten ab kommendem Jahr nicht mehr bedienen zu können. Wenn Tesla wirklich ein Solarfirma besitzen müsste, kommentiert die "Financial Times", "hätte es eine gute kaufen können".

Der Verdacht liegt nahe, dass Musk die Aktionäre eines seiner Projekte ein anderes retten lassen möchte. In der Vergangenheit hatte der Unternehmer schon mehrfach Tesla und SpaceX genutzt, um SolarCity zu stützen. So investierte SpaceX in den vergangenen Jahren rund eine Viertelmilliarde Dollar in SolarCity-Anleihen. Zusätzlich setzte Musk seine eigenen Tesla-Aktien - die den größten Teil seines Milliardenvermögens ausmachen - als Sicherheit für Kredite ein, mit denen der wiederum SolarCity-Aktien einkaufen.

Bislang nahmen die Investoren diese Verflechtungen hin, auch wenn Konglomerate aus nicht unmittelbar zusammengehörenden Geschäftsfeldern an der Börse gemeinhin mit deutlichen Abschlägen bewertet werten - zu attraktiv wirkt bisher das Geschäftsmodel von Tesla, das allein für sein neuestes, noch zu bauendes Modell 3 mehrere hunderttausend Vorbestellungen hat. Anders als bei den bisherigen Deals mit seinen eigenen Tesla-Papieren, will Musk seine Investoren über die SolarCity-Übernahme abstimmen lassen und sich selbst - wegen seines Engagements in beiden Unternehmen - der Stimme enthalten. Gut möglich, dass er zum ersten Mal seit langer Zeit, einen Widerspruch seiner Aktionäre hinnehmen muss.

Quelle: ntv.de

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