Wirtschaft

Allianz-Tochter im Dauer-Formtief Aktionär macht sich zu Pimco Luft

Wolken am Himmel: Ein Allianz-Aktionär macht seinem Ärger Luft.

Wolken am Himmel: Ein Allianz-Aktionär macht seinem Ärger Luft.

(Foto: REUTERS)

Der Vermögensverwalter Pimco leidet wie die gesamte Branche unter dem niedrigen Zinsniveau. Für dieses Jahr rechnet der Mutterkonzern Allianz mit einem geringeren Beitrag des früheren Gewinnmotors. Ein Anteilseigener kommt nun ins Mosern - und nicht nur hier.

Die Allianz muss wegen der Probleme bei ihrer Fondstochter Pimco ungewohnt scharfe Kritik aus der Investorenschaft einstecken. "Der Nimbus von Pimco bröckelt und mit ihm auch der Aktienkurs der Allianz", kritisierte Portfoliomanager Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment laut vorab verbreitetem Redetext zur Hauptversammlung. Union Investment ist der zehntgrößte Anteilseigner von Europas größtem Versicherungskonzern. Allianz-Chef Michael Dieckmann verteidigte die Konzern-Tochter.

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Das Formtief bei Pimco währe nun schon zwölf Monate, sagte Speich weiter. Der Abfluss von Kundengeldern sei massiv und die kalifornische Investmentgesellschaft dominiere eher mit Personalquerelen rund um ihren Gründer Bill Gross die Schlagzeilen als mit gut laufenden Fonds.

Eigenständigkeit in Gefahr?

Nach dem überraschenden Abgang von Gross' Kompagnon Mohamed El-Erian zu Jahresbeginn installierte die Allianz zwar ein breiteres Führungsgremium. "Ob die neue Managementstruktur mit sechs Stellvertretern unter Herrn Gross wirklich tragfähig ist und wieder zu besseren Anlageergebnissen führt, werden wir sehen. Beim Ausbau des Aktiengeschäfts wirbt Pimco selbst noch um Geduld", sagte Speich weiter.

Und der Fondsmanager mahnte auch in anderen Bereichen Änderungen an. "Das Deutschlandgeschäft läuft wie geschnitten Brot, innerhalb der Grenzen Europas ist die Allianz gerade im Bereich der Sachversicherung sehr stark." Doch das Unternehmen setze etwa bei Lebensversicherungen noch zu sehr auf klassische Produkte, die es angesichts der niedrigen Zinsen schwer am Markt haben.

Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) monierte die Dividenenhöhe. Angesichts guter Zahlen hätten es für 2013 ruhig mehr sein können als 5,30 Euro, sagte sie.

Aktionäre forderten ferner auch Klarheit über die zukünftige Besetzung der Allianz-Spitze. Sechs von elf Vorstandsverträgen laufen Ende des Jahres aus, inklusive der von Diekmann. Speich forderte eine frühere Entscheidung - der Oktober sei dafür zu spät. Er und andere richteten an Diekmann den Wunsch, über eine Verlängerung um ein bis zwei Jahre nachzudenken.

Für Fondsgesellschaft Union Investment ist es nicht die erste Attacke in jüngster Zeit: Auch auf der für morgen angesetzten Adidas-Hauptversammlung will der Vermögensverwalter seine Stimme erheben. "Wir haben kein Vertrauen mehr", hatte Speich vor wenigen Tagen gesagt. "Wir werden gegen die Entlastung von Vorstand wie Aufsichtsrat stimmen."

Pimco liefert auch 2014 weniger

Auch andere Großaktionäre hatten zuletzt im Gespräch mit Reuters - allerdings hinter vorgehaltener Hand - ihren Unmut über Pimco geäußert und die Frage in den Raum gestellt, ob die Leine, an der das einst so erfolgreiche Anleihe-Haus laufe, nicht zu lang sei. Denn Pimco stellt das Rückgrat der Vermögensverwaltung dar, die sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Gewinnmotor für den Münchner Konzern entwickelt hat.

Dieser Motor aber ist vorerst ins Stottern geraten: Im laufenden Jahr erwartet die Allianz von der Vermögensverwaltung nur noch einen Gewinnbeitrag von 2,5 Milliarden bis 2,9 Milliarden Euro, nach 3,2 Milliarden im vergangenen Jahr.

Auch zu Jahresbeginn hat die kriselnde Fondstochter Pimco Kratzer in der Allianz-Bilanz hinterlassen. Das operative Ergebnis von Europas größtem Versicherer schrumpfte im ersten Quartal um drei Prozent auf 2,7 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Diekmann sagte. Unter dem Strich sank der Gewinn ebenfalls leicht von gut 1,7 Milliarden Euro auf etwas mehr als 1,6 Milliarden Euro. Fachleute hatten allerdings mit schwächeren Zahlen gerechnet. Den vollständigen Quartalsbericht will die Allianz nächsten Mittwoch vorlegen.

Dieckmann weist Kritik zurück

Während Sach- und Lebensversicherung die Erwartungen übertroffen hätten, liege die Vermögensverwaltung "im Plan", sagte der Konzernchef. Denn die Kunden ziehen weiter Gelder ab, wie Diekmann einräumen musste. Das sei aber nur eine vorübergehende Schwächephase. "Es gibt wirklich keinen Grund, uns hier die Leviten zu lesen oder den Untergang zu beschwören."

Doch vor allem der einstige Flaggschiff-Fonds Total Return verliert Kunden, weil er zuletzt unter den Erwartungen blieb. Das bremst die Vermögensverwaltung im Konzern, was etlichen Großinvestoren der Allianz zunehmend Sorgen macht. Die Probleme bei Pimco sind laut Dieckmann nicht zuletzt der Unsicherheit auf den weltweiten Anleihemärkten geschuldet. Jahrelang sei die kalifornische Investmentgesellschaft in der Branche das Maß aller Dinge gewesen, sagte Dieckmann. "Pimco ist und bleibt ein sehr erfolgreicher Teil des Allianz-Konzerns."

Seiner Ansicht nach ist die Gesellschaft nach dem Abgang El-Erians wieder in ruhigeres Fahrwasser gekommen. Die neue Führungsstruktur mit sechs stellvertretenden Anlagechefs, die Pimco-Gründer Bill Gross jetzt zuarbeiten, entspreche dem gewachsenen Geschäftsvolumen und der globalen Präsenz des Anleihehauses.

Das für Dritte verwaltete Vermögen im Konzern konnte allerdings nur deshalb stabil bei gut 1,3 Billionen Euro gehalten werden, weil die Märkte zu Jahresbeginn gut liefen. Im Gesamtjahr peilt die Allianz weiter ein Ergebnis von 9,5 Milliarden bis 10,5 Milliarden Euro an.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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