Wirtschaft

Nervosität sinkt Aktienmärkte wittern Morgenluft

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mit der Stabilisierung in den Schwellenländern dürften die Käufer zurückkehren. Allerdings sind nicht alle Anleger überzeugt, dass es nun wieder ungebremst aufwärts geht. Für Aufmerksamkeit sorgen die neue Fed-Chefin Yellen mit ihrer Antrittsrede sowie Bilanzen.

Mit der Entspannung in den Schwellenländern dürfte es in der kommenden Woche an den Aktienmärkten wieder aufwärts gehen. Der Dax blieb auf Wochensicht unverändern. Von seinem Rekordhoch von Mitte Januar bei 9794 Punkten ist er inzwischen mehr als 500 Punkte entfernt. Der MDax legte sogar 0,4 Prozent zu. Auch für den Eurostoxx 50 ging es mit Plus 0,8 Prozent bergauf.

Bei genauer Betrachtung der jüngsten Konjunktur-Indikatoren sollten sich nervöse und angstgesteuerte Investoren etwas beruhigen, sagte Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB seine Hoffnung. "Ich denke, dass der Ausverkauf an den Märkten der Schwellenländer übertrieben war und dass das Gesamtbild weiter auf eine konjunkturelle Erholung schließen lässt." Daher sei vorstellbar, dass Investoren die niedrigeren Kurse an den Börsen zum Einstieg nutzen.

Ähnlich äußert sich die Postbank: "Wir erwarten kurzfristig keine weiteren deutlichen Kursverluste bei Dax, EuroStoxx 50, S&P 500 und Topix." Die Januarverluste dürften nach Ansicht der Experten im Laufe der kommenden Wochen wieder ausgemerzt werden.

Nervosität verschwindet nicht ganz

Die Commerzbank stellt sich nach dem Kursrücksetzer im Januar indes auf den Beginn einer monatelangen Seitwärtsbewegung im Dax ein. Aktienstratege Andreas Hürkamp verweist auf das weiter recht hohe weltweite Geldmengenwachstum. Zum anderen erwartet die Commerzbank insgesamt 19 Dividendenerhöhungen im Dax; Daimler und Munich Re haben bereits vorgelegt. Mit einer Dividendenrendite von 2,9 Prozent bleibe der Dax damit eine attraktive Assetklasse.

Ganz wird die Unsicherheit aber nicht aus den Märkten verschwinden. Dafür waren die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA und China einfach zu schwach. Die chinesische Wirtschaft scheint den konjunkturellen Höhepunkt schon wieder überschritten zu haben, und der Absturz des ISM-Index in den USA hat Schatten auf die Erwartung einer kräftigen Erholung im laufenden Jahr geworfen. Auch die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt haben in den vergangenen Wochen nicht gerade überzeugt. Noch ist unklar, inwieweit der harte Winter in Nordamerika für die Enttäuschungen verantwortlich war.

Yellens hält Antrittsrede

Dreh- und Angelpunkt für die Investmententscheidungen der Anleger bleibt die Geldpolitik der weltgrößten Notenbank Fed. Am Dienstag hält deren neue Chefin, Janet Yellen, ihre mit Spannung erwartete Antrittsrede vor dem US-Kongress. "Wir gehen davon aus, dass Frau Yellen bekräftigen wird, dass die Drosselung der Anleihenkäufe auf Autopilot steht", schreibt die HSBC in einem Kommentar. Interessant könnte werden, ob die Fed für ihre zinspolitischen Entscheidungen künftig mehr Daten in den Fokus nimmt. Bislang orientiert sie sich stark an der Arbeitslosenquote. Vorstellbar sei, so die Experten der HSBC, dass verstärkt Größen wie die Inflations- oder Lohnentwicklung einbezogen werden.

Von der Datenseite wird wohl die Statistik zum US-Einzelhandelsumsatz im Januar (Donnerstag) besondere Beachtung finden. Die Frage ist, wie stark das kalte Wetter die Konsumlust der Amerikaner beeinträchtigt hat. "Wenn die Zahlen schwach ausfallen, ist das natürlich Wasser auf die Mühlen der Tapering-Kritiker", sagt NordLB-Experte Basse. "Aber ein kleiner Rückgang sollte nicht so schlimm sein. Es kommt darauf an, dass die Perspektive stimmt." Zudem gibt es am Freitag Daten zur Industrieproduktion. Dann steht auch das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen für Februar auf der Agenda.

Die für die Eurozone am Freitag anstehenden Statistiken zum Bruttoinlandsprodukt könnten nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Ralph Solveen positive Signale senden. Die Zahlen werden seiner Ansicht nach verdeutlichen, dass die überwiegende Zahl der Mitgliedsländer die Rezession überwunden hat.

Weitere Dax-Unternehmen öffnen Bücher

Das Auf und Ab einzelner Werte und Branchen wird wohl weiter von den einlaufenden Bilanzen geprägt sein. Bislang haben wenige europäische Unternehmen Zahlen vorgelegt - ein klares Bild ist daher noch nicht da. In den USA dagegen ist die Berichtssaison bereits weit fortgeschritten. Auf den ersten Blick sind die Zahlen gut ausgefallen: Mehr als 70 Prozent der Unternehmen haben die Marktschätzungen schlagen können. Allerdings relativiert sich dieser positive Eindruck dadurch, dass im Vorfeld die Schätzungen zahlreich nach unten angepasst wurden. Noch wichtiger ist, dass die Analysten nun dabei sind, ihre Ergebnisschätzungen für das erste Quartal nach unten zu revidieren.

Von den Dax-Unternehmen informiert am Donnerstag die Commerzbank über ihr Geschäft. Investoren warten vor allem auf Informationen, wie das Institut im Privatkundengeschäft und beim Abbau der Bad Bank vorankommt. ThyssenKrupp steht am Freitag im Fokus - dann wird es darum gehen, wie sich das Stahl-Geschäft in Europa entwickelt, auch die Probleme in Übersee dürften im Fokus stehen. Der Essener Industriekonzern hat es zwar geschafft, sein US-Werk zu verkaufen. Beim brasilianischen ist er aber noch nicht so weit. BMW legt am Dienstag Absatzzahlen vor, Infineon hält am Donnerstag seine Hauptversammlung ab.

Ansonsten informieren etliche Unternehmen aus der zweiten Börsenliga über die Geschäfte im Jahr 2013. Spannend dürfte unter anderem werden, inwiefern sich Metro am Dienstag zum geplanten Börsengang der Cash&Carry Märkte in Russland äußert. Aus europäischer Sicht dürften unter anderem die Zahlen von L'Oreal, Societe Generale und Renault interessieren.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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