Wirtschaft

Fiasko um Transportflieger A400M Airbus zieht die Reißleine

Der A400M der BUndeswehr ist brandneu hat aber noch 161 Mängel.

Der A400M der BUndeswehr ist brandneu hat aber noch 161 Mängel.

(Foto: Airbus Military 2012)

So beliebt wie Airbus-Flugzeuge im zivilen Bereich sind, so schwer tut sich der Konzern mit Militärmaschinen. Das Fiasko um den A400M zeigt nun Folgen: Der verantwortliche Manager tritt zurück und das Projekt wird strenger kontrolliert.

Airbus zieht angesichts der Pannenserie beim Militär-Transportflugzeug A400M die Reißleine. Der Chef des Militärflugzeuggeschäfts wird ausgewechselt und das Projekt gestrafft. Airbus-Konzernchef Thomas Enders räumte erneut Fehler ein und kündigte Konsequenzen an.

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Das A400M-Debakel bereitet Airbus schon seit Jahren Probleme. Die Bundeswehr hatte erst im Dezember nach jahrelanger Verzögerung ihren ersten Militärtransporter des Typs erhalten, für den das Bundesverteidigungsministerium 161 Mängel auflistet. Zu den Konsequenzen zählt, dass die zentrale Qualitätssicherung der Rüstungssparte Defence & Space (D&S) eng an den industriellen Teil des A400M-Programms gekoppelt werden soll.

Eine neue Abteilung soll den schnellen und direkten Kontakt zu den Kunden des Fliegers sicherstellen, wie Airbus D&S am Donnerstag mitteilte. Personelle Folgen gibt es an der Spitze von Airbus Military. Der bisherige Chef, Domingo Ureña-Raso, gibt seinen Posten auf und wird andere Aufgaben bei Airbus übernehmen. Nachfolger wird Fernando Alonso, bisher für die Testflug-Programme der zivilen Flugzeugsparte verantwortlich.

Alonso ist laut Enders "der richtige Mann für die Nachfolge". Er kenne das Flugzeug in- und auswendig. An der A400M müsse noch viel getestet und entwickelt werden. Nach den Worten von Enders ist das Debakel um die A400M "keine Katastrophe" für den Konzern. "Aber wir haben Verspätung und können unsere Versprechungen gegenüber den Kunden nicht erfüllen", räumte der Konzernchef am Abend in Paris ein.

Die Kunden würden zu Recht ungeduldig. Wichtiger als die personellen Konsequenzen seien aber die organisatorischen Neuerungen. "Es geht nicht nur darum, jemanden zu feuern und zu ersetzen, es geht um organisatorische Veränderungen". Daran werde Airbus 2015 sehr intensiv arbeiten. Finanzielle Folgen aus den Verspätungen sind laut Enders noch unklar. Auch mögliche Strafzahlungen von Airbus an bestellende Regierungen wollte Enders nicht beziffern. Ergebnisse sollten zur Jahresbilanz am 27. Februar in München vorliegen.

Erst am Mittwoch hatte sich Enders in London für die teuren Pannen entschuldigt. In Paris wollte Enders nicht sagen, wie viel Zeit er dem A400M-Programm gebe. Gleichzeitig räumte er ein: "Natürlich bin ich am Ende verantwortlich." Airbus Military ist unter dem Dach von D&S für die militärischen Flugzeugprogramme des Konzerns verantwortlich.

D&S-Chef Bernhard Gerwert erläuterte die Schritte den Mitarbeitern in einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin räumt der Manager ein, dass man hinter dem Zeitplan liege. Er appellierte an seine Mannschaft, alles zu tun, um das Programm wieder in die Spur zu bringen.

Erst im Dezember hatte Airbus die erste Maschine mit vier Jahren Verzögerung an die Bundeswehr ausgeliefert. Statt der ursprünglich kalkulierten Kosten von 125 Millionen Euro verteuerte sich der Flieger inzwischen auf 175 Millionen Euro pro Stück. Kunden sind neben Deutschland auch die französische, die britische und die türkische Luftwaffe.

Auch der Chef der Sparte Defence & Space unter deren Dach Airbus das gesamte Militär und Raumfahrtgeschäft gebündelt hat, entschuldigte sich bei den Kunden. Die Probleme würden nun rigoros angegangen. "Und wir werden unser bestes tun, um sie zu überwinden", schrieb Gerwert.

Zu tun gibt es eine Menge: Allein das Verteidigungsministerium in Berlin hat an der ersten A400M der Luftwaffe 161 Mängel aufgelistet. Darunter ist auch die reduzierte Belastbarkeit der Laderampe. Noch immer offen ist, wann die nächsten A400M an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Für dieses Jahr sind eigentlich fünf Maschinen geplant. Im Verteidigungsausschuss des Bundestags und bei der Bundeswehr rechnet man aber nur noch mit ein bis drei Exemplaren.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/DJ

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