Wirtschaft

Niedrigere Treibstoffpreise belasten Airbus kämpft mit eigenem Erfolg

Dickes Oderbuch beim A320.

Dickes Oderbuch beim A320.

(Foto: dpa)

Die niedrigen Ölpreise stellen die Produktionspläne von Airbus in Frage. Und das zu einer Zeit, in der der Flugzeugbauer sowieso schon mit der Steigerung seiner Auslieferungen zu kämpfen hat.

Airbus will die Produktion seiner Mittelstreckenmaschine A320 bis 2019 auf 60 Maschinen pro Monat steigern, derzeit baut der Konzern um die 45 Stück. Nach Jahren mit Rekordauftragseingängen ist das Auftragsbuch randvoll und der Konzern hat bereits Möglichkeiten für die weitere Ausweitung der Produktion geprüft. Bei dem aktuellen Ölpreis sei der Verkauf aber schwieriger, sagte der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Tom Williams.

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Denn die vor einigen Jahren noch sehr hohen Kerosinkosten ließen das Orderbuch für das neueste Modell A320 kräftig anschwellen. Bei niedrigeren Treibstoffpreisen schrecken die Fluggesellschaften vor der Zahlung des Aufschlags für das um 15 Prozent sparsamere, aber eben auch teurere Flugzeug zurück.

Die Auswirkungen der aktuellen Ölpreise auf die Nachfrage müssten beobachtet werden, ehe eine Entscheidung über eine weitere Anhebung der Produktion getroffen werde, sagte Williams - vor allem angesichts der Investitionen, die das Unternehmen machen müsse und der Belastung, die ein solcher Schritt für die Zulieferer bedeuten würde.

Airbus hat bereits mit dem Erreichen seiner Produktionsziele zu kämpfen. Nach einem langsamen Jahresstart bei den Auslieferungen zeigten sich Konzernmanager zuversichtlich, dass sie den Rückstand bis Jahresende aufholen und einen neuen Produktionsrekord erreichen werden. Die Erreichung der Jahresziele sei "eine sehr große Herausforderung", merkte Williams allerdings an.

Verzögerungen bei den Triebwerken

Die Auslieferung der versprochenen 650 Maschinen in diesem Jahr dürfte bis zum Ende spannend bleiben, sagten Airbus-Vertreter. Nur 177 Maschinen hat Airbus in den ersten vier Monaten dieses Jahres an Kunden übergeben. Der Hersteller und seine Zulieferer kämpfen immer noch sowohl mit der Produktion der neuen Langstreckenmaschine A350 als auch mit den Auslieferungen des A320neo wegen Verzögerungen bei den Triebwerken.

Airbus habe viele der A320neo-Maschinen bereits fertig gebaut, die nun auf Halde liegen, bis die United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney die Triebwerke liefert. "Wir haben Segelflugzeuge gebaut", witzelte Williams. Die Verzögerungen bei Pratt & Whitney rühren zum Teil daher, dass die Triebwerke aufgerüstet werden müssen, um frühe technische Probleme zu beheben. Der Hersteller kommt nach eigener Aussage mit der Produktion der Triebwerke für den A320neo voran.

Laut Williams kämpft Pratt & Whitney mit mehreren Problemen, über die Kunden sich ärgern. Die Vielfalt der Probleme habe Grund zur Sorge gegeben, sagte Williams und Airbus werde den Triebwerkshersteller im Fokus behalten, um sicherzustellen, dass die Ziele erfüllt würden.

Die geforderten Triebwerke würden nun langsam geliefert und sobald sie einträfen, könne das Tempo der Auslieferungen schnell steigen. Williams äußerte "Zuversicht", dass die Auslieferungen wieder anziehen, auch wenn Airbus die Lieferung älterer A320-Modelle beschleunigen wolle, um einen weitere Rückfall hinter das Ziel zu vermeiden.

Für den A320neo gibt es noch eine zweite Option für das Triebwerk, eines, das von einem Joint Venture von General Electric und der französischen Safran gebaut wird. Die Sicherheitsbehörden stünden kurz davor, diese Option zu genehmigen.

Fertigungsprobleme beim A350

Kopfschmerzen bereitet dem Unternehmen auch sein Ziel, mindestens 50 A350-Langstreckenmaschinen in Kundenhand zu übergeben. In diesem Jahr wurden bislang nur neun Stück ausgeliefert. Ganz zu Beginn des Jahres habe es an Kabinenausrüstung gefehlt, sagte der Leiter des A350-Programms, Didier Evrard. Airbus habe weitere Ressourcen mobilisieren müssen, um das Programm wieder auf Kurs zu bringen.

Ein weiteres Problem war, dass einige Bauteile, die zur Endmontage an das Werk in Toulouse geliefert wurden, noch nicht ganz fertig gewesen seien, sagte Williams. Hier seien Fortschritte gemacht worden. Williams räumte aber ein, dass noch mehr Arbeit nötig sei.
"Das Ziel bleib absolut erreichbar, aber nur mit sehr großen Anstrengungen", sagte Evrard weiter. Es bleibe aber bis zum Schluss ein Wettrennen gegen die Zeit, räumten Unternehmensvertreter ein.

Airbus hatte in Erwägung gezogen, die Produktion des A350 über das Ziel von zehn Maschinen pro Monat bis 2018 hinaus zu steigern. Bis auf weiteres hält sich das Unternehmen aber zurück und konzentriert sich darauf, kurzfristige Herausforderungen bei der Produktion zu meistern.

Die Produktion des ersten A350-1000, ein größeres Modell als das aktuelle, mache gute Fortschritte, so Williams weiter. Das Flugzeug solle seinen Jungfernflug um den September herum absolvieren.

Quelle: ntv.de, Robert Wall, DJ

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