Wirtschaft

Projekt "Zephyr" Airbus entwickelt neue Höhendrohne

Filigranes Leichtgewicht: Unbemannten Höhendrohnen vom Typ "Zephyr-S" kommen auf eine Spannweite von rund 25 Meter - bei einem Gesamtgewicht von nur 62 Kilo.

Filigranes Leichtgewicht: Unbemannten Höhendrohnen vom Typ "Zephyr-S" kommen auf eine Spannweite von rund 25 Meter - bei einem Gesamtgewicht von nur 62 Kilo.

(Foto: © Airbus Defence and Space 2017)

Dieses Fluggerät könnte das Geschäft mit kommerziellen Satelliten ruinieren: Airbus bereitet den Start solargetriebener Höhengleiter vor. Bei ersten Testflügen bleiben die "Pseudo-Satelliten" zwei Wochen ohne Pause am Himmel.

Der europäische Luftfahrtkonzern Airbus hofft auf Erfolge in einem vergleichsweise jungen Geschäftsfeld: Beim Bau von unbemannten Fluggeräten, landläufig bekannt als Drohnen, bereitet die Rüstungs- und Raumfahrtsparte "Airbus Defence and Space" die Auslieferung einer Neuentwicklung vor, die ein neues Kapitel in der Luftfahrtgeschichte aufschlagen könnte.

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Noch in diesem Jahr sollen die ersten Systeme einer extrem ausdauernden Höhendrohne vom Typ "Zephyr-S" an Großbritannien übergeben werden, berichtet das Fachmagazin "Jane's" unter Berufung auf einen Airbus-Vertreter. Das britische Verteidigungsministerium hatte Prototypen des solargetriebenen Höhengleiters, der als Plattform für Aufklärungs- und Überwachungselektronik dienen soll, bereits vor gut einem Jahr bestellt. Dem Vernehmen nach liegt das Auftragsvolumen bei rund 12,6 Millionen Euro.

HAPS-Drohnen für Markt und Militär

Gemessen am Konzernumsatz erscheint die Summe überschaubar. Ein Blick auf die potenziellen Anwendungen der autonom fliegenden Systemträger lässt aber erkennen, welche Chancen sich der Flugzeughersteller verspricht. Denn bei Fluggeräten wie "Zephyr-S" handelt es sich um sogenannte HAPS - "High Altitude Pseudo-Satellites", also hochfliegenden Drohnen, die beweglich sind wie Flugzeuge, dabei aber Aufgaben von extrem kostspieligen Überwachungssatelliten übernehmen können.

HAPS-Drohnen füllen die "Lücke zwischen Satelliten und Flugzeugen", heißt es bei Airbus. "Und sie sind sehr viel billiger." Tatsächlich sind Solargleiter vom Typ "Zephyr" filigran gebaute Leichtgewichte. Die Spannweite des Modells "Zephyr-S" liegt bei 25 Meter, das Gesamtgewicht bei nur 62 Kilogramm. Angetrieben wird das an ein stilles Insekt erinnernde Fluggerät von zwei kleinen Elektromotoren, die ihre Energie aus Akkus an Bord beziehen.

Weit über den Wolken, knapp unter dem All

Mit Flughöhen von mehr als 20.000 Metern bewegen sich "Zephyrs" weit über den Bereichen, in denen zivile Verkehrsmaschinen unterwegs sind. Dort können sie dank ihrer Leichtbauweise und dank der mitgeführten Solarzellen auf den schmalen Tragflächen weitaus länger ausharren als Jets oder Propellermaschinen - länger selbst als herkömmliche Drohnen, die auch beim sparsamsten Flug schnell an die Grenzen ihrer Treibstoffvorräte kommen.

"Zephyr-S" und "Zephyr-T" im Größenvergleich (Computeranimation).

"Zephyr-S" und "Zephyr-T" im Größenvergleich (Computeranimation).

(Foto: © Airbus Defence and Space)

Bei ersten Testflügen war ein "Zephyr" nach Angaben des Herstellers rund 340 Stunden ununterbrochen in der Luft. Das sind volle 14 Tage Einsatz am Himmel. Damit haben die Entwickler bei Airbus nebenbei einen Luftfahrtrekord pulverisiert: Der bisher längste Flug eines Flugzeugs - bemannt oder unbemannt - dauerte lediglich 80 Stunden. Theoretisch sind noch deutlich längere Einsatzzeiten denkbar.

Mobile Datenstationen am Himmel

Diese einzigartigen Fähigkeiten machen die neuen Superflieger nicht nur für Militärs interessant. Ein Netz aus "Zephyr"-Gleitern könnte künftig etwa Grenzen überwachen, Seewege im Blick behalten, Agrarflächen analysieren, Verkehrsdaten liefern oder als mobile Sende- und Empfangsstationen am Himmel dienen, etwa um Lücken im Daten- oder Mobilfunknetz zu schließen.

Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Beschaffungs- und Betriebskosten eröffnen die neuen Systeme auch Wissenschaftlern und privaten Unternehmen neue Möglichkeiten, die bisher nur Geheimdiensten und kommerziellen Satellitenbetreibern offenstanden: Plattformen wie "Zephyr" sind sehr viel billiger und auch flexibler einsetzbar als Forschungsflugzeuge, Ballons oder die extrem teuren Erdbegleiter im All.

Die Lieferung der ersten Testmaschinen an die britischen Streitkräfte ist für Airbus erst der Anfang. "Wir hoffen, Zephyr ab 2020 auch auf den zivilen Markt bringen zu können", heißt es. Noch gelte es, einzelne technische Details zu lösen. "Wir glauben, dass es zahlreiche marktverändernde Anwendungen für diese Plattform geben wird." Das Heer und die Marine der Niederlande sollen angeblich bereits ebenfalls Interesse bekundet haben.

Größere Chancen für den zivilen Markt rechnet sich Airbus allerdings für die größere Variante "Zephyr-T" aus. Mit einer Spannweite von 33 Metern kann dieses deutlich größere Doppelrumpfmodell sehr viel mehr Zuladung aufnehmen - und damit mehr Aufklärungs- und Analyse-Technik in die Sphären über den Wolken tragen.

Quelle: ntv.de, mmo

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