Wirtschaft

Anleger nehmen den Notausstieg Airbus-Hoffnungsträger kann nicht abheben

Airbus sagt die Auslieferung des 350 (hier bei einer Vorführung in Kuala Lumpur) überraschend ab.

Airbus sagt die Auslieferung des 350 (hier bei einer Vorführung in Kuala Lumpur) überraschend ab.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenig Erfreuliches vom europäischen Luftfahrtkonzern Airbus: Die Auslieferung des A350 wird verschoben. Die A330-Produktion wird gedrosselt. Und der A380 könnte sogar schon bald Geschichte sein. Keine guten Nachrichten für Investoren.

Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus schockt Anleger mit einer Reihe negativer Meldungen. So verschiebt der Konzern die Auslieferung seines Hoffnungsträgers A350. Die für Samstag vorgesehene Übergabe des ersten neuen Langstreckenflugzeugs an Qatar Airways sei bis auf weiteres verschoben worden, teilten Airline und Unternehmen mit ohne Gründe zu nennen. Zudem will das Unternehmen die Produktion des A330 weiter drosseln. Und schließlich denkt das Unternehmen offen über das Ende für den weltgrößten Passagierjet A380 nach. Für Investoren war dies zuviel: Das im MDax gelistete Papier verlor zehn Prozent.

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"Wir arbeiten sehr eng mit Qatar Airways zusammen, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen, ihren ersten A350 XWB sehr bald auszuliefern", erklärte der europäische Flugzeugbauer in Toulouse. Ende November lagen Airbus bereits Bestellungen für 778 Exemplare des neuen Flugzeuges vor. Allein Qatar Airways hatte insgesamt 80 Maschinen des Typs geordert. In dem A350-900 genannten jüngsten Airbus-Zuwachs können bis zu 315 Passagiere über eine Distanz von 14.500 Kilometern reisen. Das neue Modell bekam Ende September die Zulassung der EU-Flugsicherheitsbehörden und Mitte November die der US-Behörden.

Zulassungen liegen vor

Die nun ausgesetzte Übergabe soll eigentlich der Start für die weltweite Auslieferung des neuen Hoffnungsträgers von Airbus werden. Der A350 wird zu großen Teilen aus Kunststoff statt Aluminium gebaut und konkurriert mit Boeings Dreamliner-Jet 787. Airbus und der US-Rivale Boeing versprechen sich von den neuen Maschinen deutliche Einsparungen von bis zu 25 Prozent Treibstoff.

Zuletzt hatte sich auch die Auslieferung des ersten für die katarische Fluggesellschaft bestimmten A380 um mehrere Monat verzögert. Der als besonders anspruchsvoll geltende Qatar-Airways-Chef Akbar al-Baker hatte die Innenausstattung des Flugzeugs bemängelt und von Airbus Nachbesserungen verlangt. "Das ist aus der Sicht von Qatar Airways absolut enttäuschend", sagte al-Baker im Juli. Der A380 wurde schließlich Mitte September übergeben.

Noch weniger A330 - und Aus für den A380?

Zudem will Airbus die Produktion seines Langstreckenmodells A330 noch weiter zurückfahren. Im nächsten Jahr sollen monatlich nur noch neun statt zehn A330 montiert werden, wie Airbus bereits mitgeteilt hatte. 2016 würden dann nochmals weniger A330 gebaut, sagte Konzernchef Tom Enders nun.

Der A330 ist immer noch ein wichtiger Gewinnbringer für Airbus. Entsprechend wird sich die Kürzung der Produktion auch beim Umsatz und im Ergebnis des Flugzeugbauers niederschlagen. Airbus will den A330 durch das weiterentwickelte Modell A330neo ersetzen. Das neue Flugzeug soll 2017 auf den Markt kommen und sparsamer sein als der Vorgänger.

Mit Blick auf den A380 sagte Finanzchef Harald Wilhelm, dass der Konzern den Flugzeugtyp ab 2018 entweder mit sparsameren Triebwerken modernisieren oder die Produktion einstellen werde. Der Flugzeugbauer wirbt seit Jahren um neue Kunden für den doppelstöckigen Jet, den er 2007 erstmals ausgeliefert hatte. Im nächsten Jahr soll das Modell erstmals etwas Gewinn abwerfen und dieses Niveau bis 2018 halten.

Aktuell hat Airbus Bestellungen für 318 Exemplare erhalten. Das ist nur gut ein Viertel des Bedarfs, den Airbus einst vorausgesagt hatte. Größter Kunde ist die arabische Fluglinie Emirates. Sie hat 140 Maschinen bestellt und 55 davon bereits in Betrieb. Emirates-Präsident Tim Clark fordert jedoch Verbesserungen an dem Modell. Airbus-Konzernchef Thomas Enders ließ eine Modernisierung nun erneut offen. "Ob wir die A380 modernisieren oder nicht, werden wir von wirtschaftlichen Gesichtspunkten abhängig machen und nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet."

Händler kalt erwischt

Enders Aussagen erwischten die Investoren offenbar auf dem falschen Fuß. "Vor allem die Anmerkungen in einer Präsentation, dass zwischen 2015 und 2016 keine Gewinnsteigerungen erwartet werden, hat massiv verstimmt", sagte ein Händler. "Der Marktkonsens ist hier von einer Steigerung um 8 Prozent ausgegangen". Daneben seien auch Aussagen zum erwarteten Cashflow nicht gut angekommen. Enders hatte eingeräumt, dass das Cash-Management unverändert eine Herausforderung für den Flugzeugbauer darstellt.

"Per Saldo ist das ein ganz überraschendes Bündel von negativen Nachrichten, mit denen keiner gerechnet hatte", so der Händler. Da half es auch nicht, dass Airbus ankündigte, auch die Produktionspläne für sein Brot-und-Butter-Flugzeug A320 unter die Lupe nehmen zu wollen. Konzernchef Enders sieht hier angesichts der starken Nachfrage "ganz klar einen Markt", um die Produktion des Standardrumpfflugzeugs zu erhöhen. Nach derzeitigen Plänen will Airbus 2016 monatlich 46 Maschinen dieses Typs fertigen.

Quelle: jwu/dpa/rts/DJ

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