Wirtschaft

Flug nach nirgendwo Air Berlin wird zum Börsen-Zombie

Nach fast vier Jahrzehnten hat Air Berlin den Flugbetrieb eingestellt.

Nach fast vier Jahrzehnten hat Air Berlin den Flugbetrieb eingestellt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Fluggesellschaft Air Berlin ist pleite. Die Aktie wird allerdings weiterhin an der Börse gehandelt. Wieso eigentlich?

Die Fluggesellschaft Air Berlin ist Geschichte. Vor wenigen Tagen wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, große Teile des Unternehmens sollen an die Lufthansa und an Easyjet verkauft werden. Für die Gläubiger - mit Ausnahme der Bundesregierung - ist wenig zu holen. Air Berlin hat sich mit viel Wehmut verabschiedet, und Tausende Mitarbeiter suchen nach einem neuen Job.

Dennoch wird die Aktie an der Börse gehandelt. Und da stellt sich die Frage: Warum?

Eine Insolvenz bedeutet nicht automatisch einen Rückzug von der Börse. Damit es dazu kommt, müsste er vom Vorstand von Air Berlin beantragt werden. Auf Anfrage von n-tv.de sagte ein Firmensprecher, dass noch keine Entscheidung über einen Rückzug getroffen worden sei. Sollte sich das Unternehmen zu einem so genannten Delisting entschließen, würde man das kommunizieren.

"Die Aktie von Air Berlin wird noch unregelmäßig von Anlegern gehandelt, allerdings sind die Umsätze sehr stark zurückgegangen", sagt Manuel Suckart vom Broker Degiro n-tv.de. Und die Richtung ist klar: In den vergangenen Wochen sank die Aktie von 25 Cent auf nunmehr weniger als 5 Cent. Nach der Aufnahme des Insolvenzverfahrens ist der Börsenwert auf 5,5 Millionen Euro implodiert.

Trotz Eröffnung des Insolvenzverfahrens dürften Anleger weiterhin mit der Air Berlin-Aktie zocken. Das Handelsvolumen auf der Handelsplattform Xetra der Frankfurter Börse lag zuletzt sogar bei rund 50.000 Euro pro Tag. Das Papier könnte noch lange an der Börse weiterleben - allerdings ist die Lage hoffnungslos und ein Totalverlust dürfte kaum zu vermeiden sein.

Derzeit ist die Aktie im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert, also dem Segment mit den höchsten Anforderungen. Das ist aber bei Air Berlin kein Qualitätsmerkmal mehr, auch wenn Quartalsberichte veröffentlicht werden müssen. Es ist vielmehr eine Belastung, weil sich die Kosten für ein Listing im Prime Standard sich auf 12.700 Euro pro Jahr belaufen. Zudem wird das Papier an den Regionalbörsen Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München und Stuttgart gehandelt.

Weniger als ein Penny-Stock?

Sollte das Unternehmen ein Delisting bei der Deutschen Börse beantragen, kann es Monate dauern, bis das Verfahren abgeschlossen ist. So hatte beispielsweise die ehemalige Solarfirma Sunways im Juni 2014 den Widerruf der Börsenzulassung beantragt. Das Delisting erfolgte dann zum 10. Dezember. Der Sunways-Kurs schwankte am Ende zwischen 0,01 und 0,001 Euro. Aus der Aktie war weniger als ein Penny-Stock geworden. Das könnte auch Air Berlin drohen.

Bleibt die Aktie eines insolventen Unternehmens noch eine ganze Weile börsennotiert, kann sie zum Zombie werden. Ein Beispiel: Der Insolvenzverwalter der Baumarktkette Praktiker stellte knapp erst vier Jahre nach der Insolvenz vom Juli 2013 im vergangenen Mai einen Delisting-Antrag bei der Frankfurter Börse. Begründung: Die Praktiker AG Liquidationsgesellschaft verfüge über keinen Vorstand und sei deshalb nicht in der Lage, "den ihr gegenüber der Deutschen Börse AG obliegenden Verpflichtungen nachzukommen." Zudem seien damit "erhebliche Kosten verbunden".

Die Börse reagierte, Ende Mai verschwand die Aktie vom Kurszettel. Die Zulassung von Wertpapieren zum Handel kann jederzeit widerrufen werden, wenn ein ordnungsgemäßer Börsenhandel auf Dauer nicht mehr gewährleistet ist oder der Emittent auch nach Ablauf einer ihm gesetzten angemessenen Frist seinen Zulassungsfolgepflichten nicht nachkommt.

Die Praktiker-Aktie schwankte bereits 2014 zwischen 0,01 und 0,02 Euro, zuletzt kostete sie nur noch 0,002 Euro. Die Praktiker-Aktie war letztmals am 15. Februar 2017 an der Frankfurter Börse gehandelt worden, als 2250 Stück zum Preis von insgesamt sieben Euro umgegangen waren, bevor sie mehr als vier Jahre nach der Praktiker-Pleite verschwand.

Die Aktie der Bremer Vulkan-Werft war nach der Pleite sogar noch zehn Jahre im Handel, ehe er von Amts wegen eingestellt wurde.

Quelle: ntv.de

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