Wirtschaft

Bei Wechsel zu Eurowings Air-Berlin-Piloten kriegen 40 Prozent weniger

Der Großteil der insolventen Air Berlin geht an die Lufthansa. Die Mitarbeiter, auch die Piloten, sollen von der Tochter Eurowings übernommen werden. Die Crux: Das hat enorme Gehaltseinbußen zur Folge. Verdi-Chef Bsirske greift Air-Berlin-Chef Winkelmann scharf an.

Nach einem Wechsel von der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin zur Lufthansa-Tochter Eurowings müssen Piloten offenbar mit Gehaltseinbußen von mehr als 40 Prozent rechnen. Das gehe aus einem Tarifvertrags-Entwurf der Eurowings-Geschäftsleitung vom 17. Oktober hervor, berichtet die "Welt". Das Einstiegsgehalt eines Piloten bei Air Berlin soll bei rund 70.000 Euro liegen.

Aus einer internen Studie der Piloten-Vereinigung Cockpit ergebe sich, dass Eurowings unter den deutschen Ferienfliegern die niedrigsten Piloten-Gehälter zahle, heißt es dem Blatt zufolge weiter. Die Gewerkschaft habe im September einen Gehaltsvergleich vorgenommen, in dem die Verdienste der Besatzungen von Air Berlin, Eurowings, Condor und Easyjet miteinander verglichen werden. Während die Personalkosten bei großen Airlines wie Lufthansa, British Airways und KLM/Air France laut der Studie bei über 25 Prozent der Gesamtkosten lägen, betrügen sie bei Air Berlin nach den Recherchen von Cockpit nur knappe 13 Prozent.

Die Lufthansa einigte sich in der vergangenen Woche mit Air Berlin auf den Kauf großer Unternehmensteile. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, die Air-Berlin-Mitarbeiter sollten bei Eurowings Europe eingestellt werden, "mit deutschen Arbeitsverträgen". Dabei solle die Air-Berlin-Erfahrung angerechnet werden.

Bsirske kritisiert Winkelmann

Indes hat Verdi-Chef Frank Bsirske das abgesicherte Gehalt von Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann scharf kritisiert. "Das ist empörend, das ist ein Hohn und eine Beleidigung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht nur in diesem Unternehmen", sagte Bsirske. Dass tausende Mitarbeiter voraussichtlich überhaupt keine Anschlussbeschäftigung finden und gleichzeitig ein Vorstandsvorsitzender auf Jahre hinaus sein Gehalt gesichert und ausgesorgt habe, sei ein nicht hinzunehmender Kontrast. "Dass diese Bedrohung der eigenen Existenz gewissermaßen kombiniert wird mit der Sicherung von Privilegien auf der Ebene des Vorstandsvorsitzenden, muss das Gerechtigkeitsempfinden aller Menschen in diesem Lande empören."

Winkelmann war im Februar vom Lufthansa-Konzern nach Berlin gekommen. Sein Gehalt ist trotz Insolvenz für vier Jahre durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro abgesichert. Zugleich sagte Bsirske: "Dass es jetzt zu gelingen scheint, eine Transfergesellschaft zu gründen, die denen, die jetzt keine Anschlussbeschäftigung finden, erstmal eine Perspektive ermöglicht auch mit Hilfe öffentlicher Gelder und mit Zuschüssen aus der Unternehmensseite, das ist eine gute Botschaft."

Verdi habe sehr darauf gedrungen, dass es zu dieser Möglichkeit komme. "Das ist eine gute Entwicklung in einer Szenerie, die ansonsten schlimm genug ist für die Beschäftigten."

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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