Wirtschaft

Bald kein Ramsch-Papier mehr? Air-Berlin-Aktie erwacht zum Leben

Im Aufwind befindet sich die fast wertlose Aktie von Air Berlin.

Im Aufwind befindet sich die fast wertlose Aktie von Air Berlin.

(Foto: dpa)

Wertlos, Zocker-Aktie, Pennystock: In Augen von Börsianern ist die Aktie der Krisen-Fluglinie Air Berlin vor allem ein Risiko. Neue Spekulationen, die Lufthansa könnte bei der Airline einsteigen, lassen der Kurs jedoch den zweiten Tag in Folge steigen.

Air-Berlin-Aktien haben ihre Gewinne des Vortages noch weiter ausgebaut und legten um bis zu 5,4 Prozent zu auf 0,74 Euro. Auslöser für den gestern gestarteten Kurssprint ist der Chefwechsel bei Air Berlin, der einem Zeitungsbericht zufolge Wegbereiter für eine weitgehende Integration der Fluggesellschaft in die Lufthansa ist. Air Berlin bestätigte derweil, dass Chef Stefan Pichler sich entschlossen habe, das Unternehmen zu verlassen. Sein Nachfolger Thomas Winkelmann kommt vom Konkurrenten Lufthansa, wo er mehr als neun Jahre die Billigtochter Germanwings leitete.

"Die Fantasie auf eine Übernahme durch die Lufthansa hat die Aktie wiederbelebt", sagte ein Händler. Bereits am Montag hatte das Papier um 18,5 Prozent zugelegt auf rund 0,70 Euro. Seit Wochenbeginn stiegen aber nicht nur die Kurse, auch die Anzahl der Geschäftsabschlüsse in der Aktie hätten sich mehr als vervierfacht, so der Händler.

"Übernahmefantasie plausibel"

Allerdings dürften vor allem die Kursgewinne nicht überbewertet werden: "Das sind typische Trader-Bewegungen; die Aktien waren fast wertlos, da hat man eine Art kostenlosen Call in der Hand, um darauf zu spekulieren, und verliert fast nichts, wenn es nicht aufgeht". Aktien wie die von Air Berlin, die unter einem Euro notieren, gelten an der Börse als Ramsch- oder Zocker-Papiere. Zwar sind kurzfristige deutliche Gewinne möglich, allerdings auch große Verluste.

Der Charme an der Übernahmefantasie sei jedoch, sagte der Händler weiter, dass sie plausibel sei: "Es ist nun mal bekannt, dass Lufthansa nicht wollen kann, dass die Slots von Air Berlin an Ryanair oder andere Billigkonkurrenten fallen". Bei einer weitergehenden Integration der Rest-Air-Berlin in den Lufthansa-Konzern sind aber noch viele weitere Fragen ungeklärt. Da sind der Schuldenberg der Berliner Gesellschaft von rund einer Milliarde Euro und die kartellrechtlichen Probleme auf zahlreichen Strecken, die bislang noch von Lufthansa und Air Berlin in Konkurrenz angeboten werden.

Luftfahrtanalyst Michael Gierse von Union Investment geht allerdings davon aus, dass es nicht zu einer Fusion kommen wird. "Eine Übernahme ist allein aufgrund der schlechten Bilanz unmöglich. Eine komplette Übernahme der Air Berlin durch Lufthansa wird es nicht geben", sagte er im Gespräch mit n-tv.de. Großaktionär Etihad habe schon einige Teile von Air Berlin gekauft. "Aber die Zeiten der Notoperationen sind vorbei. Stattdessen wird sich Lufthansa die Rosinen rauspicken", so Gierse. Die Air-Berlin-Aktionäre müssten dann mit der übrigen Hülle zurechtkommen.

Quelle: ntv.de, kst/rts/dpa

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