Wirtschaft

WM-Effekt bereits verpufft Adidas-Aktie sackt ab

Adidas kassiert überraschend seine Gewinnprognosen: Zur Begründung verweist der Sportartikelhersteller auf Probleme im Golf-Geschäft und die Sanktionen gegen Russland. Die Anleger reagieren geschockt, die Aktie ist Top-Verlierer im Dax.

Der Sportartikelkonzern Adidas hat seine Prognose für das laufende Jahr überraschend gesenkt. Die Nummer zwei in der Branche hinter Nike begründete die Gewinnwarnung mit einem zunehmenden Geschäftsrisiko in Russland, einer anhaltenden Schwäche im Golfmarkt sowie höheren Investitionen. Die positiven Effekte aus der erfolgreichen Fußballweltmeisterschaft reichen dabei nicht aus, um dies auszugleichen. Zudem wird der Konzern - wie bereits angedeutet - seine für 2015 ausgegebenen Ziel erst später als erwartet erreichen.

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Die Entscheidung erwischte Börsianer offenbar vollkommen auf dem falschen Fuß: Unmittelbar nach Bekanntgabe der eingetrübten Geschäftsaussichten fiel die Adidas-Aktie scharf zurück. Mit einem Abschlag von mehr als 15 Prozent waren sie mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax. "Gerade nach einer gewonnenen WM fragt man sich, wann es denn eigentlich gut laufen soll, wenn nicht jetzt", sagte ein Händler sichtlich entsetzt.

Der auf Anteilseigner entfallende Gewinn werde lediglich 650 Millionen Euro betragen statt der bisher geplanten 830 bis 930 Millionen Euro, teilte Adidas mit. Der Umsatz werde möglicherweise nur um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen statt um einen hohen einstelligen Prozentbetrag.

Adidas will Filialen in Russland schließen

Kalte Dusche für Anleger: "Gerade nach einer gewonnenen WM fragt man sich, wann es denn eigentlich gut laufen soll, wenn nicht jetzt."

Kalte Dusche für Anleger: "Gerade nach einer gewonnenen WM fragt man sich, wann es denn eigentlich gut laufen soll, wenn nicht jetzt."

(Foto: REUTERS)

Adidas trägt damit auch der angespannten Lage in Russland Rechnung. USA und Europäische Union hatten im Zuge der Krise in der Ukraine Wirtschaftssanktionen gegen das Land beschlossen. Der schwache russische Rubel belastet zusätzlich. Adidas hat sich daher entschlossen, nicht nur die Eröffnung eigener Läden in dem Land zu reduzieren, sondern auch, mehr Filialen zu schließen. Das schmerzt umso mehr, da Russland zu den wichtigsten Märkten von Adidas gehört. Etwa eine Milliarde Euro Umsatz oder weniger als zehn Prozent der Gesamterlöse macht das Unternehmen dort und ist Marktführer. 1000 Läden werden betrieben, für dieses Jahr waren eigentlich 100 Neueröffnungen geplant. Wie hoch die Streichliste ausfallen wird, konnte Adidas noch nicht sagen.

Auch die Golfsparte TailorMade-Adidas schwächelt schon seit längerem. Eigentlich war Adidas von einer Erholung im zweiten Halbjahr ausgegangen. Neue Produkte, die im dritten Quartal auf den Markt kommen, sollten diese Entwicklung antreiben. Doch das zweite Halbjahr dürfte sich schwieriger gestalten als erwartet. Adidas will nun zügig ein Restrukturierungsprogramm auflegen, Details dazu soll es kommende Woche geben.

Die Golfsparte von Adidas war dabei die letzten zehn Jahre sehr erfolgreich und wuchs im Gegensatz zu einem insgesamt eher stagnierenden Gesamtmarkt stark. Knapp 1,3 Milliarden Euro Umsatz erzielte der Bereich 2013. Das ist zwar weniger als zehn Prozent des Gesamtumsatzes, doch war die Golfsparte genauso wie der russische Markt ein wichtiger Baustein der Planungen für 2015. Adidas hat sich bis 2015 ein Umsatzziel von 17 Milliarden Euro gesetzt. Analysten hatten dies zuletzt als ambitioniert bezeichnet, auch Vorstandschef Herbert Hainer hatte dies bereits unter Vorbehalt gestellt.

Die Fußball-WM soll Rückenwind geben, kostet aber

Aber auch aufgrund höherer Kosten korrigiert Adidas das erwartete Jahresergebnis nach unten: Das Unternehmen hat sich mit dem Rückenwind durch die erfolgreiche Fußballweltmeisterschaft entschlossen, in den kommenden 18 Monaten mehr als geplant in seine Marken Adidas und Reebok zu investieren, vor allem in Nordamerika und Europa. Damit will das Unternehmen das Wachstum ankurbeln. Etwa im Fußball: So hat Adidas etwa vor kurzem einen hoch dotierten Ausrüstervertrag mit Manchester United abgeschlossen und auch Juventus Turin unter Vertrag genommen.

Im zweiten Quartal verbesserte sich dank der Fußballweltmeisterschaft und einer guten Entwicklung bei der US-Marke Reebok der Umsatz deutlich. Währungsbereinigt stand ein Plus von zehn Prozent zu Buche. Allerdings machten negative Währungseffekte diesen Erfolg zunichte und schmälerten das Wachstum um mehr als sieben Prozentpunkte. Adidas wuchs währungsbereinigt um 14 Prozent, Reebok um neun Prozent. Dagegen brach der Umsatz der Golfsparte um 18 Prozent ein.

Die hohen Marketingkosten für die WM wirkten sich negativ auf das Ergebnis aus. Das Betriebsergebnis betrug 220 Millionen Euro, das Nettoergebnis 144 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte Adidas ein Betriebsergebnis von 252 Millionen und einen Nettogewinn von 172 Millionen ausgewiesen. Analysten hatten zwar angesichts Währungsrisiken, dem schwachen Golfmarkt sowie den hohen WM-Kosten im Vorfeld mit einem mauen Quartal und einem Ergebnisrückgang gerechnet.

Quelle: ntv.de, kst/rts/DJ

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