Wirtschaft

Immer neue Probleme A400M lässt Airbus keine Ruhe

Airbus-Chef Thomas Enders vor dem Sorgenkind.

Airbus-Chef Thomas Enders vor dem Sorgenkind.

(Foto: dpa)

Airbus liefert bessere Quartalszahlen als erwartet. Dennoch ist beim Flugzeugbauer nicht alles eitel Sonnenschein. Vor allem der Militärtransporter A400M treibt den Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat es im ersten Quartal zwar geschafft, den Gewinn weniger stark als befürchtet einbrechen zu lassen. Doch der Konzern hat einige offene Flanken. So sind es besonders die Dauerprobleme mit dem Militärtransporter A400M, die neben dem Verkehrsflugzeug A320neo auf die Stimmung drücken.

Airbus
Airbus 40,40

Zahlreiche Probleme an allen möglichen Teilen der Maschine haben den Transall-Nachfolger A400M in der Vergangenheit bereits stark verteuert und die Auslieferung verzögert. Airbus kämpft jetzt mit neuen Problemen bei den Triebwerken. Dadurch sieht Airbus weiteres Ungemach und zusätzliche Kosten auf sich zukommen. Am Aktienmarkt kommt dies nicht gut an und der Kurs verliert 5 Prozent.

Sorgenkind A400M

Bisher ist das Militärflugzeug keine Erfolgsgeschichte. Nach jahrelanger Verzögerung nahm die französische Luftwaffe im Jahr 2013 das erste Serienmodell in Dienst und die Bundeswehr dann Ende 2014. Wegen Problemen am Triebwerk stürzte eine A400M im Mai letzten Jahres bei einem Testflug in Spanien ab, vier der insgesamt sechs Insassen kamen dabei ums Leben.

Im vergangenen Jahr hatte Airbus eine Belastung von 290 Millionen Euro bei dem Projekt verbucht, das schon Milliarden gekostet hat. Neben den Ländern, die die A400M-Entwicklung unterstützen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Spanien, Türkei und Großbritannien) ist Malaysia derzeit der einzige Exportkunde. Airbus betonte schon früher, sollten nicht noch weitere Kunden hinzukommen, dann werde der Konzern mit dem A400M Geld verlieren. Bisher liegen 174 Bestellungen für den A400M vor.

Zur aktuellen Lage bei dem Pannenflieger erklärte Airbus-Chef Thomas Enders: "Wir stehen beim A400M vor ernsten Herausforderungen, was sowohl die Produktion als auch die Auslieferung an die Kunden angeht. Es sind neue, unerwartete Probleme an dem Motorpropellergetriebe aufgetreten. Das ist sehr frustrierend, doch wir müssen das mit unserer Triebswerklieferanten durcharbeiten."

Das Transportflugzeug ist mit einem neu entwickelten Propellerturbinentriebwerk des Konsortiums Europrop International ausgerüstet. Zu der Gruppe gehören MTU, Rolls-Royce, Snecma und Industria de Turbo Propulsores. Genauere Aussagen zu den zusätzlichen Kosten machte Airbus nicht, sondern erklärte lediglich, dass diese "signifikant" sein könnten.

Finanzchef Harald Wilhelm erklärte, man rechne aber damit, dass sich die Triebwerklieferanten finanziell an der Lösung des Problems beteiligen. Er sieht nur geringe Risiken, dass Bestellungen für das Transportflugzeug storniert werden. Der Manager versuchte zu beschwichtigen und erklärte, die Krise jetzt sei weniger gravierend als die vor einigen Jahren bei dem Programm.

Keine Auswirkungen auf Gewinnprognose

An der Gewinnschätzung für das laufende Jahr will Airbus aber nicht rütteln. "2016 erweist sich als das herausfordernde Jahr, das wir erwartet haben", sagte Enders. Dennoch soll der Gewinn sowohl operativ als auch netto stabil bleiben. Enders rechnet unverändert damit, dass der Konzern im Gesamtjahr mehr als 650 Flugzeuge ausliefern und seinen Auftragsbestand im Zivilgeschäft vergrößern kann. Im ersten Quartal lieferte Airbus 125 Flugzeuge aus, das waren 9 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Für die Monate von Anfang Januar bis Ende März 2016 berichtete Airbus ein Umsatzplus von ein Prozent auf 12,18 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) vor Einmaleffekten rutschte um mehr als ein Fünftel auf 501 Millionen Euro ab. Unter dem Strich brach der Gewinn sogar um die Hälfte auf 399 Millionen Euro ein. Grund waren Modellumstellungen bei einigen Flugzeugtypen und auch die anhaltende Investitionsschwäche der Öl- und Gasindustrie das Helikoptergeschäft drückte auf die Entwicklung.

Zudem hatte der Konzern im ersten Quartal 2015 kräftig vom Verkauf von Anteilen am Luftfahrtkonzern Dassault profitiert. Analysten hatten im Konsens mit einem Ebit vor Einmaleffekten von 499 Millionen bei Einnahmen von rund 11,8 Milliarden Euro gerechnet. Die Beobachter von der DZ Bank hoben bei Airbus besonders das gut gefüllte Auftragsbuch hervor.

Hoher Barmittelabfluss

Auffallend war bei Airbus in der Quartalsbilanz der hohe Barmittelabfluss, dieser lag bei fast 3 Milliarden Euro. Wilhelm erklärte dies mit der Tatsache, dass neben den hohen Investitionen in die neuen Programme auch die Aussetzung der staatlichen Exportkreditgarantien belastet habe. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Beantragung des Kredits durch Airbus haben einige Länder die Gewährung von Exportkrediten erstmal auf Eis gelegt.

Exportkreditgarantien sind Absicherungen für Exportgeschäfte, mit denen ein Zahlungsausfall aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen abgesichert wird. Wilhelm rechnet damit, dass Großbritannien, Frankreich und Deutschland in diesem Jahr dieses Instrument wieder in Kraft setzt.

Die Hauptversammlung von Airbus bestätigte Vorstandschef Enders bis 2019 an der Konzernspitze. Der 57-Jährige erhielt nach Airbus-Angaben 99,9 Prozent der Stimmen der anwesenden Anteilseigner. Enders führt die Airbus Group und den Vorläufer EADS seit 2012.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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