Wirtschaft

Ifo-Institut warnt vor Verbot 600.000 Jobs hängen am Verbrennungsmotor

Ohne Rauch geht's auch, sagen unter anderem die Regierungen von Frankreich und Indien. Sie wollen Verbrennungsmotoren komplett verbieten.

Ohne Rauch geht's auch, sagen unter anderem die Regierungen von Frankreich und Indien. Sie wollen Verbrennungsmotoren komplett verbieten.

(Foto: imago/blickwinkel)

Weltweit wird der Ruf nach einem Verbot von klimaschädlichen Diesel- und Benzinmotoren lauter. Die Grünen haben diese Forderung in ihr Wahlprogramm geschrieben. Für Deutschlands Industrie wäre ein solch radikaler Schritt laut einer neuen Studie eine Katastrophe.

Ein mögliches Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2030 würde einer Studie des Münchner Ifo-Instituts zufolge Hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Laut der Untersuchung im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) beträfe eine solche Maßnahme mindestens 620.000 Beschäftigte. So viele Menschen stellen in Deutschland derzeit Diesel- und Benzinmotoren her oder Produkte wie Abgasreinigungssysteme und Schaltgetriebe, die für Elektrofahrzeuge nicht oder nicht in gleichem Ausmaß benötigt werden wie bei herkömmlichen Autos. Das entspricht laut Ifo rund zehn Prozent der Beschäftigten der deutschen Industrie.

Daxsector Auto
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Auch die Einbußen für die Unternehmen wären erheblich. Am Verbrennungsmotor hängen der Studie zufolge knapp 13 Prozent der Wertschöpfung der gesamten deutschen Industrie. Besonders gefährdet wären demnach kleinere Firmen, denen eine Umstellung auf die Herstellung von Teilen für Elektrofahrzeuge deutlich schwerer fallen dürfte als den großen Autokonzernen.

In Deutschland machen sich vor allem die Grünen für ein Verbot von Pkw mit Verbrennungsmotoren stark. Auf einem Parteitag im Juni stimmten die Delegierten mehrheitlich dafür, die Forderung in das Programm für die anstehende Bundestagswahl aufzunehmen. Allerdings droht keineswegs nur den deutschen Autobauern ein solches Verbot. Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot kündigte jüngst ein entsprechendes Gesetz an. Indien, einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für die Autoindustrie weltweit, will ab 2030 ebenfalls keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen. In China soll bereits im kommenden Jahr eine Quote für E-Autos in Kraft treten, die nach und nach steigen soll.

Fuest: Klimapolitik soll technik-neutral sein

Begründet werden die Verbotsforderungen meist mit dem Kampf gegen die Luftverschmutzung in Städten und dem globalen Klimaschutz. So erinnerte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter in einem Beitrag bei n-tv.de an die Verpflichtung Deutschlands aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, den Verkehrssektor bis 2050 CO2-neutral zu machen. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer neu zugelassener Pkw von 18 Jahren dürften deswegen nach 2030 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr auf die Straße kommen.

Ifo-Chef Clemens Fuest warnte dagegen bei der Vorstellung der Studie vor Verboten zur Durchsetzung von Elektrofahrzeugen in Deutschland. Politik solle beim Klimaschutz "technikneutral" vorgehen, also Ziele vorgeben, aber nicht, mit welchen Technologien sie erreicht werden sollen. "Wer den Wettbewerb der Umweltschutztechniken mit Verboten ausschaltet, verschwendet Ressourcen und leistet dem Klimaschutz einen Bärendienst", sagte Fuest.

Allerdings entsprechen die in der Studie genannten Zahlen von "betroffenen" Beschäftigten nicht einem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen. Durch die stark ansteigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen dürften bei deren Herstellung, sowie beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen. Dies wird in der Ifo-Studie erwähnt, jedoch ebenso wie die mögliche Steigerung der Wertschöpfung in diesem Bereich nicht beziffert.

Deutsche Autobauer führend bei E-Antrieben

Aufräumen will die Studie mit dem Vorurteil, die deutschen Autobauer hätten die Entwicklung von Elektroautos verschlafen und würden anderen Herstellern das Feld überlassen. Die Forderung nach einem Verbot von Verbrennungsmotoren wird gelegentlich auch damit begründet, die Konzerne nur so zu einem stärkeren Engagement bei der Entwicklung alternativer Antriebe zwingen zu können.

Tatsächlich stammten in den Jahren 2010 bis 2015 mehr als ein Drittel aller weltweiten Patente im Bereich E-Mobilität aus Deutschland, das damit Spitzenreiter bei dieser Technologie ist. "Die deutsche Industrie gehört bei alternativen Antriebstechniken zu den führenden internationalen Wettbewerbern", konstatiert Fuest. "Ein Verbot von Verbrennungsmotoren lässt sich durch mangelnde Innovationsbemühungen der deutschen Automobilindustrie nicht begründen."

Quelle: ntv.de, mbo

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