Wirtschaft

Höhere Arbeitslosigkeit erwartet Wirtschaftsweise senken Daumen nur leicht

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland verliert nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen etwas an Tempo. Sie rechnen für dieses Jahr durch die Zuwanderung von Flüchtlingen mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl.

Die deutsche Wirtschaft bleibt robust.

Die deutsche Wirtschaft bleibt robust.

(Foto: dpa)

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland verliert nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen wegen der Abkühlung der Weltwirtschaft etwas an Tempo. Der Sachverständigenrat korrigierte seine Prognose für dieses Jahr leicht nach unten. Die fünf Top-Ökonomen rechnen nun mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,5 Prozent, zuletzt waren sie von 1,6 Prozent ausgegangen.

Vor allem die Konsumausgaben und die gute Lage am Arbeitsmarkt treiben demnach die Konjunktur an. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann etwas stärker um 1,6 Prozent zulegen. Die Ökonomen gehen weiterhin davon aus, dass die Ausgaben für die Unterbringung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge in diesem und im nächsten Jahr ohne neue Schulden gestemmt werden können.

Steigende Arbeitslosenzahl

Die von der Bundesregierung beauftragten Wissenschaftler erwarten, dass die Arbeitslosenzahl in Deutschland im kommenden Jahr durch die Flüchtlingszuwanderung deutlich steigt und sich der Drei-Millionen-Marke annähert. Bis Ende 2017 gehe der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung "von etwa 250.000 zusätzlichen Arbeitslosen infolge der Flüchtlingsmigration aus", heißt es.

Fast jeder zwölfte Arbeitslose wäre dann nach Einschätzung der fünf Top-Ökonomen ein anerkannter Flüchtling. Etwa 80.000 bis 130.000 anerkannte Flüchtlinge wären dem Gutachten zufolge 2017 voraussichtlich erwerbstätig. Der überwiegende Teil werde aber nur geringfügig beschäftigt sein.

Für den gesamten Arbeitsmarkt rechnen die Wirtschaftsweisen 2016 mit einem geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 2,808 Millionen. 2017 dürfte die Zahl den Berechnungen zufolge dann auf 2,958 Millionen zulegen.

Sorge um die Banken

Kritisch beäugen die Wirtschaftsweisen die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese berge größere Risiken für die Geldhäuser. "Mittelfristig stellt vor allem die Niedrigzinsphase im Euroraum das Geschäftsmodell der Banken grundsätzlich infrage", heißt es in dem Konjunkturausblick der Forscher. Auch Kreditrisiken aus dem Ölgeschäft lasteten auf den Instituten. Die Experten sprechen von einer "zunehmenden Aushöhlung des Geschäftsmodells der Banken". Diese dürfte demnach zu den deutlichen Aktienkursverlusten der Finanzinstitute im Februar beigetragen haben. "Es handelte sich vermutlich nicht um reine Übertreibungen."

Die Forscher gehen davon aus, dass die Niedrigzinsphase in der Eurozone noch länger andauern wird und die Banken damit unter Druck bleiben werden. Hinzu kämen die Kosten der schärferen Regulierung nach der Finanzkrise, die die Institute schultern müssten. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret hatte daher jüngst angeregt, dass Geldhäuser abhängig vom Einzelfall über Fusionen nachdenken sollten.

Die Ökonomen warnen zudem vor gravierenden Folgen eines britischen Austritts aus der Europäischen Union. "Insgesamt würde durch einen Brexit das Risiko eines Wiederaufflammens der Krise im Euroraum erhöht", heißt es. Angesichts der großen Bedeutung Londons als Börsen- und Handelsstandort ergebe sich durch einen Brexit eine erhebliche Unsicherheit für die Finanzmärkte, so die Wissenschaftler um den Essener Forscher Christoph Schmidt.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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