Wirtschaft

EZB bestimmt das Schicksal Was macht der Dax im nächsten Jahr?

Ende des Jahres heißt es traditionell: Wie werden sich die Märkte im kommenden Jahr entwickeln?

Ende des Jahres heißt es traditionell: Wie werden sich die Märkte im kommenden Jahr entwickeln?

Anstatt die von vielen Anlegern erhoffte Jahresendrally hinzulegen, korrigiert der Dax. Auch für das nächste Jahr sind Experten nur verhalten optimistisch. Entscheidend wird die Geldpolitik der EZB und der US-Notenbank sein.

Gespannt warten Investoren auf die Sitzung der US-Notenbank am 16. Dezember: Sie sind fast unisono der Meinung, dass die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, zur Tat schreiten und zum ersten Mal seit etlichen Jahren die Zinsen anheben wird. Yellen hatte zuletzt zudem wiederholt gesagt, dass die Zinsen im nächsten Jahr zwar weiter erhöht werden sollen. Das soll aber nur "sehr graduell" geschehen, weshalb die US-Wirtschaft das verkraften könne.

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Damit würde die Geldpolitik zwischen den USA und der Euro-Zone noch stärker auseinanderlaufen als bislang ohnehin schon. Die Europäische Zentralbank EZB bleibt expansiv und hat zuletzt den Einlagenzinssatz auf minus 0,3 Prozent gesenkt sowie das Anleihenkaufprogramm um mindestens sechs Monate bis März 2017 verlängert. Das war allerdings nicht das, was die Anleger hören wollten. Sie erwarten inzwischen immer stärkere expansive Maßnahmen, und damit steigt gleichzeitig im nächsten Jahr das Risiko für Enttäuschungen, die den Aktienmarkt belasten könnten.

Kommt der Aufschwung zum Erliegen?

Dazu kommt: Die Dax-Unternehmen haben etlichen Gegenwind. Sie bekommen vor allem zu spüren, dass sich die Wirtschaft in China in den vergangenen Quartalen deutlich abgekühlt hat. Das belastet nicht nur die exportstarken Länder Asiens, sondern auch die hiesigen Unternehmen deutlich. Im Jahr 2014 gingen 6,6 Prozent der Exporte Deutschlands nach China. Damit ist das Reich der Mitte eines der wichtigsten Abnehmer deutscher Produkte.

Ein zweiter Belastungsfaktor für die Dax-Firmen könnte im nächsten Jahr eine zunehmende Konjunkturabkühlung in den USA werden. Die zuletzt schwachen Daten zur Industrieproduktion oder den Einzelhandelsumsätzen signalisieren dies bereits. In den vergangenen Jahren hat bereits eine Aussetzung der Anleihenkaufprogramme zu einem Wirtschaftsabschwung geführt. Eine schwache US-Wirtschaft dämpft die Geschäftsperspektiven der zahlreichen exportabhängigen Dax-Firmen.

Sie werden allerdings durch den schwachen Euro gestützt. Trotz der jüngsten Erholung hat er in den vergangenen zwölf Monaten um zwölf Prozent gegenüber dem Dollar und neun Prozent gegenüber dem chinesischen Renminbi abgewertet. Entsprechend verbessern sich die Gewinnperspektiven der Dax-Unternehmen, denn sie können ihre Produkte außerhalb der Eurozone günstiger anbieten. Trotz des starken Rückenwinds von der Währungsseite sind die Gewinnschätzungen für den Dax in den vergangenen Monaten aber deutlich gesunken. Nach der Umrechnung der Gewinne in Indexpunkte prognostiziert der Konsens der Analysten für 2016 einen Indexgewinn für den Dax von nunmehr 840 Punkten. Vor drei Monaten waren es aber noch 884 Punkte.

Für diesen Rückgang ist nicht allein VW mit seinem Abgasskandal und dem daraus zu erwartenden Gewinnrückgang verantwortlich, zumal die Aktie lediglich 2,2 Prozent des Indexgewichts ausmacht. In den vergangenen Monaten sind vielmehr auch die Gewinnschätzungen von einer Reihe anderer Unternehmen kräftig gesenkt worden, wie etwa K+S, ThyssenKrupp, Linde, BASF, Deutsche Bank und Siemens.

EZB ist das Zünglein an der Waage

Wegen der sinkenden Gewinnschätzungen kommt der Geldpolitik der EZB eine immer größere Bedeutung zu. Zuletzt hat Zentralbankchef Mario Draghi gesagt, dass es "kein Limit" für die Geldpolitik der EZB geben würde und sie jederzeit bereit sei, noch mehr Gas zu geben, um die Inflation nach oben zu bringen.

Eine weitere Lockerung der Geldpolitik würde den Dax stützen. Denn wegen der immer weiter sinkenden Zinsen schichten Investoren Geld in Aktien um, um dabei eine Rendite zu erwirtschaften, die deutlich über den Minizinsen am Anleihenmarkt liegt. In diesem Jahr schaffte der Dax bisher ein Plus von knapp acht Prozent.

Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, betrachtet Aktien im Umfeld niedriger Zinsen daher als bevorzugte Anlageklasse: "Anleger, die ein Mindestmaß an Rendite anstreben, kommen um Aktien auch im Jahr 2016 nicht herum." Stephan erwartet den Dax am Ende des Jahres 2016 bei 11.700 Punkten – nur ein moderater Anstieg.

"Die ultralockere Geldpolitik der EZB verschiebt die relativen Attraktivitäten weiter zugunsten von Euro-Aktien. Es hat sich allerdings erneut bestätigt, dass der viel beschworene 'Anlagenotstand' alleine kein dauerhaft tragfähiges Argument für Aktien ist", schreiben die Analysten der Helaba. Für die Entwicklung des Dax im nächsten Jahr ist es daher von großer Bedeutung, dass die EZB möglichst bald weitere Schritte zur Lockerung der Geldpolitik andeutet. Ansonsten könnte es dem Dax im nächsten Jahr ziemlich schwer fallen, deutlich zu steigen.

Quelle: ntv.de

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