Wirtschaft

"Katastrophal" Venezuela droht Mega-Inflation

Die venezolanische Währung verliert kräftig an Wert.

Die venezolanische Währung verliert kräftig an Wert.

(Foto: REUTERS)

Im vergangenen Jahr verzeichnete Venezuela die kräftigste Inflation weltweit. In diesem Jahr wird die Preissteigerung noch viel schlimmer, prophezeit der Internationale Währungsfonds.

Wirtschaftlich geht es Venezuela seit Jahren schlecht. Der Absturz der Ölpreise hat die Situation in dem südamerikanischen Land noch verschlimmert. In Zahlen ausgedrückt: Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet im laufenden Jahr mit einer Inflationsrate von 720 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr stiegen die Preise in Venezuela demnach um 275 Prozent – das ist der höchste Wert weltweit.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,54

Die Wirtschaftsleistung dürfte um acht Prozent einbrechen, sagte der Leiter der IWF-Abteilung für die westliche Hemisphäre, Alejandro Werner. 2015 war das Bruttoinlandsprodukt unabhängigen Experten zufolge um neun Prozent geschrumpft. Die Regierung des Landes veröffentlicht keine offiziellen Daten zu Inflation und Wirtschaftswachstum.

Riesige Öl-Reserven

Das Hauptproblem Venezuelas: der Absturz des Ölpreises. Das Land sitzt auf den größten Reserven weltweit - aber das allein hilft wenig. Der Großteil des Staatshaushalts wird durch Öl-Einnahmen bestritten. Das Land hat kaum Devisenreserven - und kann somit Importe von Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln kaum noch bezahlen. Die Folgen: galoppierende Inflation und leere Regale.

Die Opposition macht die Politik des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro und vor allem seines Vorgängers Hugo Chávez für den desolaten Zustand der Wirtschaft verantwortlich. Maduro sieht die Gründe für die Misere dagegen in einem gegen sein Land gerichteten "Wirtschaftskrieg". Den Zustand der Wirtschaft bezeichnet auch er als "katastrophal".

Das von der konservativen Opposition dominierte Parlament hatte am Freitag des Antrag Maduros abgelehnt, den Wirtschaftsnotstand auszurufen. Dieser hätte dem Staatschef für zwei Monate zusätzliche Vollmachten gegeben. So wäre Maduros linker Regierung per Dekret erlaubt worden, die Mittel privater Firmen zu beschlagnahmen, Wechselkursbeschränkungen einzuführen und "andere soziale, wirtschaftliche und politische Maßnahmen" zu treffen.

Opposition erobert Parlament

Die Opposition sowie einige Firmen und Gewerkschaften warnten, die Maßnahmen würden die Privatwirtschaft bedrohen. Die Opposition dringt im Gegenteil auf die Aufhebung bestehender Beschränkungen. "Wir lehnen dieses Dekret ab, weil es nur mehr vom selben bedeutet", sagte José Guerra, der Leiter der Kommission, die den Antrag des Präsidenten geprüft hatte. "Die Ursache des Problems ist ein verfehltes Wirtschaftsmodell."

"Die Menschen haben den Wandel gewählt, nicht die Fortsetzung eines gescheiterten sozialistischen Experiments", sagte Oppositionspolitiker Elias Mata. Das rechtsgerichtete Parteienbündnis Demokratische Einheit hatte die Parlamentswahl im Dezember gewonnen und erstmals seit 16 Jahren die Kontrolle über das Parlament übernommen. Maduros Amtszeit läuft noch bis 2019.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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