Wirtschaft

Der Wind dreht US-Notenbank steht vor Zinserhöhung

Führt die Fed: Janet Yellen.

Führt die Fed: Janet Yellen.

(Foto: AP)

Sind die Risiken niedriger Zinsen mittlerweile zu groß? US-Notenbanker sind davon überzeugt. Und so ist die nächste Zinserhöhung wohl nicht mehr weit.

Die US-Notenbank Fed hat den Grundstein für eine baldige Zinserhöhung gelegt. Das geht aus dem nun veröffentlichten Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses hervor – er entscheidet unter dem Vorsitz von Fed-Chefin Janet Yellen über die Geldpolitik der Notenbank. Einige Mitglieder warnen, dass die niedrigen Zinsen mittlerweile mehr schaden als nutzen. Die Frage ist ganz offensichtlich nur noch: Wie schnell kommt der Schritt?

Drei der zehn stimmberechtigten Notenbanker plädierten für eine sofortige Zinserhöhung, doch sie konnten sich nicht durchsetzen – noch nicht. Sie zogen zwar den Kürzeren, die Entscheidung war allerdings so knapp wie lange nicht mehr.

Die Leitzinsen bleiben damit zunächst auf dem Niveau von 0,25 bis 0,50 Prozent. Zuletzt hatte die Fed die Zinsen im Dezember 2015 angehoben – erstmals nach gut zehn Jahren. Die Fed kontert mit den Niedrigzinsen die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise, die noch immer zu spüren sind.

Die US-Notenbank muss mit der Geldpolitik zwei Ziele erreichen: stabile Preise und Vollbeschäftigung. Und genau deshalb hatte sie die Zinsen auf praktisch Null gesenkt. Niedrige Zinsen sollen die Wirtschaft beleben – indem sie zu mehr Konsum und Investitionen anregen und Sparen weniger attraktiv machen.

Einige Zentralbanker fürchten nun, dass die Risiken der ultra-lockeren Geldpolitik mittlerweile zu groß geworden sind. Sie fordern, die Zinsen deshalb zu erhöhen. Ein Argument: Die sich lang hinziehende Phase billigen Geldes könnte Unternehmen dazu verleiten, sich exzessiv zu verschulden.

Ein Notenbanker gab zu Protokoll, dass dauerhaft niedrige Zinsen genau das Gegenteil vom gewünschten Effekt bewirken können: Rücklagen bilden statt Geldausgeben. "Pensionsfonds, Stiftungen und andere Investoren mit festgelegten zukünftigen Ausschüttungsverpflichtungen könnten ermuntert werden, mehr zu sparen – und damit das Wirtschaftswachstum hemmen und mehr Druck auf das Zinsniveau ausüben", heißt es in dem Protokoll.

Yellen will abwarten

Yellen zögert eine Zinserhöhung hinaus. Die Argumente dafür seien zwar stärker geworden. Sie wolle aber vorerst abwarten, bis sich die Anzeichen verdichten, dass sich die Wirtschaft in Richtung der Zielvorgaben entwickelt. In Sachen Inflation hat Yellen Spielraum. Im August waren die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 Prozent gestiegen, während die Teuerungsrate im Juli noch bei 0,8 Prozent lag. Die Daten für September liegen noch nicht vor.

Entscheidend ist deshalb die Arbeitslosenquote, die im September bei 5 Prozent lag. Ein Lager des Offenmarktausschusses ist dafür, mit einer Zinserhöhung zu warten, bis sich die Arbeitsmarktbedingungen noch weiter verbessert haben. Diese Ansicht vertreten sowohl Yellen als auch New-York-Fed-Präsident William Dudley.

Das andere Lager ist der Meinung, dass die Vollbeschäftigung so gut wie erreicht ist. Wenn noch mehr billiges Geld in die Wirtschaft gepumpt werde, könnte das angesichts der geringen Arbeitslosigkeit für kräftige Lohnsteigerungen sorgen – und die Inflation über das 2-Prozent-Ziel hinausschießen. Das würde die Fed dazu zwingen, die Geldpolitik deutlich schneller zu straffen - wodurch wiederum die wirtschaftliche Expansion abgewürgt werden könnte.

Auf diesen Punkt hatte der Präsident der Boston Fed, Eric Rosengren, zuletzt wiederholt hingewiesen. Er hatte, ebenso wie seine Kolleginnen Loretta Mester und Esther George von der Cleveland und der Kansas City Fed, im September gegen eine Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus gestimmt.

George und Mester hatten zudem argumentiert, dass es die Glaubwürdigkeit der Federal Reserve untergraben könnte, wenn die Zinsen nicht erhöht würden. Denn das Zögern könnte so verstanden werden, dass die Fed ihre Geldpolitik nicht an der Konjunktur ausrichtet, sondern am Kalender.

Am 8. November wird in den USA gewählt. Und der Fed wird von vielen Seiten unterstellt, deshalb seit Monaten vor einer Zinserhöhung zurückzuschrecken. Abwegig ist das nicht. Denn so minimal der Zinsschritt im Dezember auch war, er rüttelte Aktien- und Finanzmärkte kräftig durch.

Das kann bei erneuten Zinserhöhungen durchaus wieder geschehen. Und die Fed dürfte sehr daran gelegen sein, in den giftigen Präsidentschaftswahlkampf nicht hineingezogen zu werden. Doch diese Schlammschlacht ist in Kürze beendet – und der Weg für eine Zinserhöhung damit wohl frei.

Quelle: ntv.de, mit DJ

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