Wirtschaft

Zinserhöhung kann kommen US-Jobmotor läuft rund

Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern: Die US-Notenbank wird wohl im Dezember eine Zinsanhebung vornehmen. Die neuesten Zahlen vom Arbeitsmarkt erhöhen den Druck auf die Fed, dies zu tun.

Mit dem Jobaufbau geht es in den USA voran.

Mit dem Jobaufbau geht es in den USA voran.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Boom am US-Arbeitsmarkt ist vor der mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahl ungebrochen. Private Firmen und der Staat schufen im Oktober insgesamt 161.000 Stellen, wie das Arbeitsministerium in Washington bekanntgab. Experten hatten zwar einen noch stärkeren Jobaufbau erwartet. Doch laut revidierten Daten fiel das Plus im September mit 191.000 weitaus höher aus als zunächst ermittelt.

Die Erwerbslosenquote sank im Oktober zudem auf 4,9 Prozent. Damit herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Dies ist eines der erklärten Ziele der US-Notenbank Federal Reserve, die nun im Dezember erstmals seit einem Jahr den Leitzins erhöhen dürfte. Die Wall Street stellt sich bereits darauf ein, dass die derzeitige Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent bald der Vergangenheit angehört: An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung im Dezember auf mehr als 70 Prozent geschätzt.

Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen schreckten Mitte der Woche noch vor einem solchen Schritt zurück - wohl auch mit Blick auf die am 8. November anstehende Wahl. Die neuen Jobdaten könnten ihr nun weitere Argumente für eine Straffung liefern. Fed-Führungsmitglied Dennis Lockhart ließ sich jedoch nicht in die Karten blicken und sprach lediglich von einem "zufriedenstellenden Bericht".

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die in Umfragen nur noch knapp vor ihrem republikanischen Rivalen Donald Trump führt, dürfte den von Präsident Barack Obama eingeschlagenen Kurs im Großen und Ganzen fortsetzen. Trump, der Yellen als Befehlsempfängerin Obamas bezeichnet hat, gilt hingegen wegen seiner protektionistischen Ansichten als Börsenschreck. "Im Falle eines Triumphs von Trump kann der Arbeitsmarkt noch so gut ausfallen, Yellen wird bei diesem Szenario die gewetzten Zinsmesser wieder in die Schublade legen", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

"Intakte Jobmaschine"

Die Fed hat mit ihrer Nullzinspolitik in den vergangenen Jahren mit dafür gesorgt, dass die Aktienmärkte von Rekord zu Rekord eilen konnten. Mit einer strafferen geldpolitischen Linie müssten sich die Börsen darauf einstellen, dass Banken nicht mehr ganz so günstig an Geld kommen und die Wirtschaft dadurch womöglich etwas gebremst würde. Zuletzt lief sie auf Hochtouren: Ihre Leistung legte im Sommer auf das Jahr hochgerechnet um 2,9 Prozent zu - auch wegen kauffreudiger Verbraucher.  "Mittelfristig braucht man sich bei der intakten Jobmaschine keine allzu großen Gedanken über den privaten Konsum zu machen", so NordLB-Ökonom Bernd Krampen.

Beide Kandidaten wollen als Präsident für einen massiven Stellenaufbau sorgen. Trump sprach vollmundig davon, er werde der "größte Jobaufbau-Präsident, den Gott je geschaffen hat". Clinton versuchte dies noch zu übertreffen: Sie will für mehr als zehn Millionen Arbeitsplätze sorgen. Ein ehrgeiziges Ziel: Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der Stellenaufbau auf durchschnittlich 181.000 pro Monat eingependelt, nachdem es 2015 monatlich noch 229.000 waren.

Fed-Beobachter Christoph Balz von der Commerzbank verwies darauf, dass aber nur 62,8 Prozent der Bevölkerung tatsächlich für einen Job zur Verfügung stünden. Damit sei ihr Anteil niedriger als vor Ausbruch der Weltfinanzkrise. Im Jahr 2007 waren es demnach noch 66 Prozent.

In der Industrie, deren Niedergang in Teilen der USA Trump im Wahlkampf immer wieder angeprangert hat, wurden im Oktober weitere 9000 Stellen gestrichen. In den Vormonaten waren bereits Zehntausende Jobs verloren gegangen. Der Service-Sektor boomt jedoch weiter: Hier entstanden 142.000 Arbeitsplätze.

Yellen dürfte auch über den Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne erfreut sein: Sie zogen im Oktober um 0,4 Prozent an und somit stärker als erwartet. Die Gehälter gelten als Gradmesser dafür, dass der Aufschwung tatsächlich bei den Bürgern ankommt. Mit steigenden Löhnen dürfte auch die Inflationsrate anziehen, die mit zuletzt 1,7 Prozent noch unter der von der Fed angestrebten Marke von zwei Prozent blieb. "Der Lohnanstieg macht den Weg für den Zinsschritt frei", prognostizierte BayernLB-Ökonomin Christiane von Berg.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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