Wirtschaft

Starökonom rät zu Griechen-Aktien Tsipras versetzt Märkte in Panik

Tsipras versetzt Anleger in Panik.

Tsipras versetzt Anleger in Panik.

(Foto: REUTERS)

Die ersten Entscheidungen der neuen griechischen Regierung erschüttern Anleger. Fluchtartig fliehen sie aus Aktien. Bank-Papiere rauschen ins Bodenlose. Eine gute Zeit für den Einstieg, meint ein Nobelpreisträger.

Die griechischen Renten- und Aktienmärkte stehen weiter stark unter Druck. Besonders hart gehen die Anleger mit griechischen Bankenaktien und Staatsanleihen ins Gericht. Denn die sparunwillige Koalition könnte die finanzielle Hilfe für Griechenland aufs Spiel setzen, heißt es. Insbesondere am kurzen Laufzeitende des Rentenmarktes spiegelt sich die Furcht vor einem Staatsbankrott wider. Für den Nobelpreisträger Robert Shiller allerdings sind die Zeiten reif für den Einstieg in griechische Aktien.

Als klares Zeichen, dass die Investoren bereits sehr zügig Stress im System erwarten, gelten die Anleihen: Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen legte um fast 3 Prozentpunkte auf über 16,5 Prozent zu. Schuldtitel, die 2019 fällig werden und im vergangenen Jahr unter 5 Prozent rentierten, warfen über 13 Prozent ab.

Bankenwerte im freien Fall

Am griechischen Aktienmarkt brach der FTSE/Athex um 9,2 Prozent ein. Die neue Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras stoppte die von den internationalen Geldgebern geforderte Privatisierung des Hafens von Piräus und des Versorgers PPC. Letztere fielen daraufhin um bis zu 17 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 4,40 Euro. Die Papiere des Hafenbetreibers rutschten zeitweise um zehn Prozent ab. Der neue Kurs Athens könnte auch die Pläne des Flughafenbetreibers Fraport durchkreuzen, der 14 griechische Regionalflughäfen übernehmen will. Der Deal soll eigentlich bis Herbst abgeschlossen sein.

Im freien Fall sind inzwischen die Kurse der griechischen Banken: Alpha Bank, Eurobank, National Bank und Piraeus Bank verlieren jeweils mehr als 25 Prozent. Ebenso ergeht es dem Bankenindex. Die Marktkapitalisierung der dort gelisteten größten Banken des Landes ist damit geringer als die der Commerzbank. Im Markt herrschten panikartige Zustände. "Viele Investoren wollen raus, um jeden Preis", sagte OTAS-Analyst Simon Maughan.

Für Bundesbankvorstand Joachim Nagel hätte eine Aufkündigung des Hilfsprogramms für Griechenland durch die neue Regierung in Athen fatale Folgen für die Banken. "Sollte die Fortführung des Hilfsprogramms für Griechenland infrage stehen, könnte dies bereits die geldpolitische Refinanzierung gefährden", warnte er im "Handelsblatt". Griechischen Banken verlören dann ihren Zugang zu Zentralbankgeld.

Derweil bekräftigte Ministerpräsident Alexis Tsipras, mit den Gläubigern über einen Schuldenschnitt verhandeln zu wollen. "Der Markt preist eine Umschuldung auf die ein oder andere Weise ein", sagt Rentenstratege Richard McGuire von Rabobank. Es dürfte einen Kompromiss mit der Troika geben. Aber man müsse schon starke Nerven haben, um aktuell am griechischen Markt zu kaufen.

Shiller: "Spektakuläre Investition"

Dazu aber rät Wirtschaftsexperte Shiller. Zwar fühlten sich Investitionen in Griechenland im Moment "einfach nicht richtig" an, sagte er laut Bloomberg in London. Doch der Preis für griechische Aktien sei derzeit unter allem, was er in den USA gesehen habe, und würden "eine spektakuläre Investition" versprechen. Die Kurse spiegelten nicht das Ertragspotenzial der Unternehmen wider. Shiller hatte den Nobelpreis 2013 für Für Erkenntnisse zum Funktionieren der Aktienmärkte erhalten.

Unterdessen schaffen allerdings immer mehr Griechen ihr Geld außer Landes. Das schwächt jedoch die Verhandlungsposition der neuen Regierung. Und sollte die neue Regierung nicht schnell liefern, dürfte die Flucht weiter anhalten. Aber auch die griechische Wirtschaft dürfte unter der Frage, ob Griechenland auch in Zukunft in Euro zahlt, zunehmend leiden. In diesem Spannungsfeld zeigen Investoren Politikern in Griechenland die gelbe Karte und verkaufen.

Negativ wird zudem das merkwürdige Bündnis aus linksradikaler Syriza und nationalistischer Anel vom Finanzmarkt beurteilt. Das einzige Ziel, das die beiden Gruppierungen verbinde, sei ihr Nein zum Sparkurs aus Brüssel. Damit gebe es kaum Spielraum bei den anstehenden Verhandlungen, heißt es im Handel.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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