Wirtschaft

Starker Franken schlaucht Schweiz plant Kurzarbeit und Lohnverzicht

Herber Schlag für Schweizer Exportwirtschaft.

Herber Schlag für Schweizer Exportwirtschaft.

(Foto: dpa)

Die Schweizer Wirtschaft schlägt sich mit den negativen Auswirkungen des starken Franken herum. Die Berner Regierung sieht das Problem Kurzarbeit auf sich zukommen. Sie will den Verlust von Jobs in der Eidgenossenschaft unbedingt vermeiden.

Als Folge des Wertverlustes des Euro gegenüber dem Franken stellt sich die Schweiz auf Kurzarbeit in exportabhängigen Unternehmen ein. Betroffene Arbeitnehmer werden entschädigt, wie die Regierung in Bern mitteilte. Durch entsprechende gesetzliche Maßnahmen wolle Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann verhindern, dass Jobs verloren gehen, berichtete die Schweizer Nachrichtenagentur SDA.

Euro / Franken
Euro / Franken ,98

Die Arbeitslosenversicherung wurde angewiesen, Arbeitsausfälle, die auf Devisenschwankungen zurückzuführen sind, als anrechenbar zu akzeptieren. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am 15. Januar überraschend den von ihr drei Jahre zuvor eingeführten Mindestkurs zum Euro von 1,20 Franken ersatzlos aufgehoben. Daraufhin sackte der Euro unter einen Franken ab, später pegelte er sich bei 1:1 ein.

Weil der größte Teil der Schweizer Exporte - von Schokolade und Käse über Uhren bis zu Fahrzeugteilen, Maschinen und Ausrüstungen - in den Euroraum geht, befürchten Unternehmen starke Einnahmeverluste. Schweizer Produkte werden durch den starken Franken im Euroraum teurer. Das kann die Nachfrage dämpfen. Vertreter der Wirtschaft fordern Hilfen der Regierung. Diskutiert wird neben Kurzarbeit auch über Lohnverzicht. Derzeit beträgt die Arbeitslosenquote in der Schweiz lediglich 3,4 Prozent.

Notenbank-Vize beruhigt

Derweil ist die SNB auch nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu weiteren Devisenkäufen bereit. "Die Aufgabe des Mindestkurses bedeutet eine Straffung der Geldpolitik. Wir akzeptieren das, aber nicht bis zu jedem beliebigen Grad. Wir sind grundsätzlich bereit, auf dem Devisenmarkt zu intervenieren", sagte SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine in einem Zeitungsinterview.

Nach der Aufhebung der Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken fiel der Euro auf knapp unter einen Franken. Das sei ein "Überschießen", sagte Dathine. "Wir sind überzeugt, dass sich der Markt noch nicht stabilisiert hat. Das Währungsgefüge aus Euro, US-Dollar und Franken hat sich nach der Aufhebung des Mindestkurses noch nicht wieder eingependelt." Nach der EZB-Entscheidung für Staatsanleihekäufe und den Wahlen in Griechenland werde es sicher noch einige Zeit dauern, bis sich ein neues Gleichgewicht am Devisenmarkt einstellen werde.

Die SNB habe keine andere Wahl gehabt als den Mindestkurs aufzuheben. Der schwache Euro sei keine passende Referenz mehr für den Franken gewesen. Das hätten die Märkte gemerkt. "Gegen Ende 2014 wurden seit langem wieder Interventionen nötig", sagte Danthine weiter. Im Januar hätten hochgerechnet 100 Milliarden Franken ausgegeben werden müssen, um den Mindestkurs zu halten.

Probleme durch eine Deflation erwartet Danthine nach der Abschaffung des Mindestkurses nicht. Die Schweiz habe immer schon mit einer niedrigeren Teuerung als das Ausland gelebt. "Die jetzt zu erwartende negative Inflation ist temporär" erklärte der Notenbanker. Sie sei teils durch den gesunkenen Ölpreis, teils durch den erstarkten Franken bedingt. Wichtig sei aber, dass die Inflationserwartungen von Unternehmen und Konsumenten stabil verankert bleiben.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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