Wirtschaft

Überraschung aus Bern Schweiz führt Negativ-Zinsen ein

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(Foto: picture alliance / dpa)

Angesichts der Ölpreis-Schwäche und des Rubel-Verfalls drängen Investoren auf der Suche nach einem sicheren Hafen in den Schweizer Franken. Die Zentralbank will nun größere Einlagen mit einer Abgabe belegen. Ziel ist die Stabilität des Mindestkurses.

Überraschend hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Negativzins auf Franken-Anlagen ab einer bestimmten Größenordnung angekündigt. Dieser soll ab Mitte Januar gelten, wie es hieß. Der Franken machte daraufhin einen kräftigen Satz nach unten. Maßgeblicher Auslöser der Überraschung aus Bern dürften die Vorgänge in Russland gewesen sein. Manche Ökonomen hatten einen Negativzins für Einlagen in der vergangenen Woche erwartet.

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Ab 22. Januar müssen Banken 0,25 Prozent Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank zahlen, die eine bestimmte Größenordnung übersteigen. Wie die SNB schreibt, will sie damit erreichen, dass der Dreimonats-Libor in den negativen Bereich fällt. Daher dehnt sie dessen Zielband auf minus 0,75 bis plus 0,25 Prozent aus. Derzeit liegt das Zielband bei 0,00 bis 0,25 Prozent.

"In den letzten Tagen haben verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt. Die Einführung von Negativzinsen macht das Halten von Franken-Anlagen weniger attraktiv und unterstützt damit den Mindestkurs", heißt es in der SNB-Mitteilung.

Zugleich will die Notenbank am Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken unter allen Umständen festhalten. Dieser bleibe das zentrale Instrument zur Steuerung der Geldpolitik in der Schweiz. "Deshalb werden wir den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und zu diesem Zweck bei Bedarf unbeschränkt Devisen kaufen und weitere Maßnahmen ergreifen", sagte Zentralbank-Chef Thomas Jordan. "Ohne den Mindestkurs wäre die Preisstabilität in der Schweiz stark gefährdet." Die Einführung von Negativzinsen unterstützt die Durchsetzung der Kursuntergrenze, sagte Jordan.

Ölpreis-Verfall treibt Anleger in Franken

Evelyn Herrmann, Volkswirtin bei BNP Paribas, sagte: "Seit dem SNB-Meeting in der vergangenen Woche lag der Euro die ganze Zeit dicht an der Marke von 1,20 Franken, was wahrscheinlich an geopolitischen Faktoren lag." Wichtigstes geopolitisches Ereignis der vergangenen Tage war der synchrone Absturz von Ölpreis und Rubel, der vermutlich mehr Investoren als sonst den sicheren Hafen Schweiz ansteuern ließ.

Evelyn Hermann geht davon aus, dass die SNB zunächst versucht hat, dem daraus resultierenden Aufwertungsdruck auf den Franken mit Interventionen zu begegnen. Außerdem habe sich in den vergangenen Tagen die Erwartung verfestigt, dass die Europäische Zentralbank Staatsanleihen kaufen werde, was den Euro schwäche. EZB-Direktor Benoit Coeure hatte am Vortag deutlich gemacht, dass Staatsanleihekäufe nur noch eine Frage der Zeit sind.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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