Wirtschaft

Erholung in China hält an Ruhe vor dem Börsen-Sturm?

Der SSE Composite hatte bis vergangene Woche binnen eines Monats bis zu 35 Prozent verloren.

Der SSE Composite hatte bis vergangene Woche binnen eines Monats bis zu 35 Prozent verloren.

Die Talfahrt an der chinesischen Börse scheint gestoppt - vorerst. Am heutigen Handelstag geht es erneut kräftig nach oben. Doch das Misstrauen ist groß: viele Aktien sind noch vom Handel ausgenommen und der Markt ist weiter extrem hoch bewertet.

Ist der rasante Verfall an den chinesischen Festlandbörsen gestoppt? Am ersten Handelstag der Woche jedenfalls erholte sich der Leitindex SSE Composite in Schanghai den dritten Handelstag in Folge und stieg um 2,4 Prozent auf 3.971 Punkte nach oben. Damit hat sich der Index nach seinem deutlichen Verfall seit Mitte Juni innerhalb von drei Tagen um bis zu 19 Prozent erholt - gemessen am heutigen Tageshoch bei 4030 Punkten. Zuvor hatte der SSE Composite binnen eines Monats in der Spitze bis zu 35 Prozent verloren. Die Börse in Shenzhen wie auch das zuletzt ebenfalls schwer gebeutelte Marktsegment ChiNext lagen noch deutlicher im Plus. In Hongkong stiegen die Kurse nach anfänglichen Verlusten ebenfalls kräftig.

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.010,66

Gleichzeitig nahm die Zahl der vom Handel ausgesetzten Aktien weiter ab, was zusätzlich für Zuversicht sorgte. In der vergangenen Woche waren phasenweise über 50 Prozent der in Schanghai gelisteten Papiere nicht gehandelt worden. Rückenwind kam zudem erneut von kreditfinanzierten Aktienkäufen und weiteren von Peking initiierten Maßnahmen gegen den Verfall der Kurse, aus Sorge vor einem Übergreifen auf die Realwirtschaft.

"Dilettantische Unterstützungspolitik"

Trotz der andauernden Erholung in China war dort weiter Skepsis spürbar. Von einer völligen Normalisierung der Situation könne keine Rede sein, merkten kritische Stimmen an, unter anderem mit Blick auf die weiter hohe Zahl ausgesetzter Aktien - mehr als 1300. Zudem seien die Aufschläge in erster Linie das Werk staatlicher Interventionen. Die Maßnahmen umfassten den Kauf von Aktien durch staatliche Stellen, eine erleichterte Kreditaufnahme zum Kauf von Aktien auf Pump und eine in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzende Warnung von Polizei und Staatsanwaltschaft, nicht auf fallende Kurse zu spekulieren.

Die Gesamtsumme, die chinesische Fonds zum Kauf von Aktien fremdfinanziert haben, war am Freitag auf umgerechnet 231,83 Milliarden US-Dollar geklettert. "All diese dilettantische Unterstützungspolitik findet ihren Weg an den Markt in Schanghai und scheint dort nun auch die Blue Chips zu stützen. Aber natürlich werden die Hilfen irgendwann auslaufen, daher sollte man die Sicherheitsgurte überprüfen", warnten die Analysten Michael Parker und Derek Lam von Alliance Bernstein.

Stratege der Deutschen Bank warnt vor weiterer Abwärtswelle

Mit Blick auf das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wird laut dem Finanznachrichtendienst Bloomberg die extrem hohe Bewertung der chinesischen Festlandaktien deutlich. Das durchschnittliche KGV in Festland-China lag am vergangenen Freitag bei 57 - im Vergleich zu 19 beim S&P-500-Index in den USA und rund 15 beim Dax am heutigen Montag.

Auch aus charttechnischer Sicht seien Zweifel an der Erholung angebracht, findet Anlagestratege Nick Lawson: Er warnt vor einer weiteren Abwärtswelle in China. Sollte es sich um einen klassischen drei-welligen Sell-Off handeln, sei der Markt nur in der Zwischenerholung, so der Stratege der Deutschen Bank. Anschließen könnte sich eine weitere Abwärtswelle mit neuen Tiefs. China habe sich zwar derzeit etwas stabilisiert, "der Wohlstandseffekt (durch die Kursverluste) auf die Privatinvestoren ist aber bereits bedeutend", warnt Lawson.

Quelle: ntv.de, kst/rts/DJ

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