Wirtschaft

Russland-Exporte brechen ein Ost-Ausschuss sieht 50.000 Jobs in Gefahr

Der Ost-Ausschuss schläft Alarm: Zehntausende Jobs geraten durch die Sanktionen in Gefahr.

Der Ost-Ausschuss schläft Alarm: Zehntausende Jobs geraten durch die Sanktionen in Gefahr.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Sanktionen angesichts der Ukraine-Krise treffen auch die deutschen Unternehmen. Bis zum Jahresende könnten die Ausfuhren nach Russland um bis zu einem Viertel sinken. Nachbar Tschechien prüft bereits Kurzarbeit.

Die deutschen Exporte nach Russland könnten nach Ansicht des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft 2014 um ein Viertel zurückgehen. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir am Ende des Jahres im Russlandhandel bei einem Exportminus von 20 bis 25 Prozent ankommen werden", teilte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes mit. "Dies würde in Deutschland etwa 50.000 Arbeitsplätze gefährden." Bereits die Diskussionen über Sanktionen im Frühjahr seien "Gift" für die schwächelnde Konjunktur in der EU und in Russland gewesen. Die Sanktionsspirale dürfe sich nicht noch weiter drehen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Ausfuhren im ersten Halbjahr bereits um 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Ausschuss bezifferte die Verkäufe mit knapp 15,3 Milliarden Euro. Im Ranking der wichtigsten osteuropäischen Abnehmer-Länder sei Russland erstmals hinter Polen und Tschechien auf Rang drei zurückgefallen.

Unternehmen stark verunsichert

Eine Umfrage des Ost-Ausschusses habe zudem ergeben, dass es in deutschen Unternehmen erhebliche Verunsicherungen gebe, wie die Embargovorschriften der EU und der USA gegen Russland auszulegen seien. Probleme gebe es beispielsweise bei Zulieferteilen für Rolltreppen, Bagger, Pumpen, Landmaschinen, Bohrmaschinen oder Eisenbahnen. Während die Lieferung ganzer Maschinen oft unbedenklich sei, seien deren Ersatzteile wegen einer möglichen militärischen Verwendung ein Problem. Russische Kunden hielten deshalb nun "reihenweise" Ausschau nach Lieferanten in anderen Ländern, gab Cordes zu bedenken. Um den Lieferprozess wieder zu vereinfachen, müssten klarere Embargo-Vorschriften her, forderte er.

Auch die deutschen Exporte in die mit Russland über eine Zollunion verbundenen Staaten Kasachstan (minus 12 Prozent) und Belarus (minus 21 Prozent) entwickelten sich negativ. Besonders stark sanken im ersten Halbjahr die deutschen Ausfuhren in die Ukraine (minus 32 Prozent). Dagegen seien die deutschen Exporte in die osteuropäischen EU-Staaten Polen (plus 10), Tschechien (plus neun), Ungarn (plus 12,5), Rumänien (plus elf) und Bulgarien (plus 18 Prozent) gestiegen, teilte der Ost-Ausschuss mit.

Die Einfuhren von Russland nach Deutschland gingen indes unbeeindruckt vom Wirtschaftsstreit weiter leicht nach oben: Das Import-Volumen stieg in der ersten Jahreshälfte um 2,1 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro.

Tschechien prüft deutsches Kurzarbeit-Modell

Derweil hat Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban die Sanktionen der EU gegen Russland erneut kritisiert. Diese würden allen EU-Ländern schaden, sagte er auf der Jahreskonferenz der ungarischen Botschafter in Budapest. Ungarn solle sich mit jenen EU-Staaten verbünden, die daran interessiert seien, den "Trennungsprozess" von Russland zu bremsen und aufzuhalten. Erst vor Kurzem hatte Orban in einem Rundfunkinterview gesagt, die EU habe sich mit den Sanktionen gegen Russland "ins eigene Bein geschossen".

Tschechien erwägt wegen der negativen Auswirkungen der russischen Sanktionen die beschleunigte Einführung von Kurzarbeit nach deutschem Vorbild. "Das ist eine Lösung, über die lebhaft nachgedacht wird", sagte Regierungssprecher Martin Ayrer. Das Kabinett von Ministerpräsident Bohuslav Sobotka werde sich noch in dieser Woche mit den Empfehlungen einer Expertengruppe befassen.

Bei Kurzarbeit soll der Staat künftig den Verdienstausfall zum Teil abgelten. Unternehmerverbände und Gewerkschaften signalisierten Unterstützung. Als Antwort auf EU-Sanktionen im Ukrainekonflikt hat Russland seine Einfuhren aus EU-Staaten beschränkt. Von den wechselseitigen Sanktionen sind nach eigenen Angaben mehrere tschechische Lebensmittelhersteller und ein Drohnenzulieferer betroffen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa

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